Ausgabe 4/2008


Polizeiforschung

Polizei und ihr Handeln im Spiegel der Fachdisziplinen

Volltext (811,8 KB)  Zitation (1,5 KB) 

David G. Bydlinski

Die Polizei ist ein facettenreicher Untersuchungsgegenstand; sie wird von zahlreichen Fachwissenschaften bearbeitet, ein vollständiges Bild ergibt sich jedoch erst, wenn verstreute Erkenntnisse synchronisiert werden. Polizeiforschung soll heute weder politisierend kritisieren noch sich in überloyaler bloßer Zuarbeit zu stark an der Praxis orientieren. Vielmehr sind aus wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse bisher unbekannte Ergebnisse herauszuarbeiten. Während die englischsprachige police science ein etabliertes Fach ist, ist die polizeiwissenschaftliche Geschichte im deutschsprachigen Raum kurz, in Österreich noch kürzer. Da jedoch zahlreiche junge Akademiker am Thema Gefallen finden, ist innerhalb des kommenden Jahrzehnts ein lebhafter Diskurs zu erwarten.

zurück zur Übersicht


Polizeirelevante Forschung in Österreich

2004-2007

Volltext (858 KB)  Zitation (1,6 KB) 

Gerhard Hanak, Veronika Hofinger

Der vorliegende Artikel berichtet über ein Projekt, das vom Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie im Auftrag des Instituts für Wissenschaft und Forschung der Sicherheitsakademie des Innenministeriums durchgeführt wurde. Ausgangspunkt des Projektauftrags ist eine vorangegangene Untersuchung aus den Jahren 2004/05, in deren Rahmen eine umfassende Dokumentation „polizeirelevanter Forschung“ in Österreich für den Zeitraum 1945 bis 2004 geleistet wurde. Die Ergebnisse dieses Projekts liegen in Form einer Datenbank vor, die 340 Titel umfasst, sowie als Projektbericht, in dem der methodische Zugang und das Dokumentationsschema dargestellt und das gesammelte Material aus sozialwissenschaftlicher Perspektive beschrieben und kommentiert wird (Hanak/Hofinger 2005). Im Rahmen des Folgeprojekts sollte nun die Dokumentation polizeirelevanter Forschung in Österreich für den Zeitraum 2004 bis 2007 aktualisiert und ergänzt werden.

zurück zur Übersicht


Statistik als Werkzeug der strategischen Polizeiarbeit

Volltext (912,4 KB)  Zitation (2,6 KB) 

Gerhard Neubauer

Diese Arbeit steht in engem Zusammenhang mit den jüngst in dieser Reihe veröffentlichten Artikeln „Vom Informationsfriedhof zu Führungsinformationssystemen“ und „Das Geografische Informationssystem“ (Marouschek 2008a und 2008b). Seit 2004 wurden in einer Reihe von Projekten mit der Abteilung 4 des Bundeskriminalamtes einerseits die Grundlagen für ein umfassendes System zur strategischen Analyse im Bereich Kriminalität geschaffen, andererseits wurden zwei Module daraus konkret umgesetzt und sind seit 2006 im Einsatz. Im Folgenden wird ein Überblick über diese Arbeit gegeben. Administrative Daten werden im Sicherheitsbereich seit langem auch zur Berichterstattung verwendet (Kriminalstatistik, Sicherheitsbericht). Seit 2004 existiert mit dem Sicherheitsmonitor (SIMO) ein direktes Meldesystem für Straftaten, das für Österreich flächendeckend aktuelle Daten liefert. Konzepte zur Bekämpfung und Prävention von Kriminalität erfordern strategische Entscheidungen, die durch das Verwenden empirischer Daten unterstützt werden können. Hier sind Lagebericht und Lagebild zu nennen, wobei vor allem letzteres den Zustand und die Entwicklungen der Kriminalität erfassen soll, um darauf aufbauend Bekämpfung und Prävention auszurichten. Dabei ist es von größter Wichtigkeit, die erforderliche Methodik regelrecht einzusetzen. Nur dann kann gewährleistet werden, dass der Informationsgehalt der Daten adäquat genutzt wird. Eine Analyse der Daten soll also zu Aussagen führen, die weder über den Gehalt der Information hinausschießen noch in ihrer Kraft darunter bleiben. Diese Aufgabe ist insbesondere mit den schlussfolgernden Methoden der Statistik zu bewältigen, die konzeptionell durch Wahrscheinlichkeits- und Entscheidungstheorie geprägt sind. In den Kapiteln 1 und 2 werden einige Grundlagen erörtert und in den Kapiteln 3–5 werden drei konkrete Analysemodule vorgestellt.

zurück zur Übersicht


Die polizeiliche Tat-, Unfall- und Einsatzortarbeit

Einsatz von modernen Ermittlungsmethoden

Volltext (1,6 MB)  Zitation (1,8 KB) 

Rainer Lutermann

Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) nutzt zur Darstellung und Vermessung von Tat- und Ereignisorten seit Juli 2004 einen Laserscanner und seit Ende 2006 eine neue Kameratechnik zur Herstellung von vollsphärischen 360 Grad/180 Grad Tatortaufnahmen in hochwertiger Fotoqualität. Beide Systeme werden sowohl getrennt als auch in Kombination eingesetzt. Bei kombiniertem Einsatz besteht die Möglichkeit, die zwar bildhafte, aber nicht fotografische und farbgetreue Darstellung der vom Laserscanner aufgenommenen Punktewolke mit den realen Farbdarstellungen der vollsphärischen Fotografie zu überlagern und so fotografische und dreidimensionale Abbildungen von Tatorten, Unfallorten, Ereignisorten und Einsatzorten mit polizeilicher Relevanz in einer bisher noch nie da gewesenen Messgenauigkeit und fotografischen Qualität vollsphärisch und dreidimensional zu erstellen. Das LKA NRW setzt als eine der wenigen Zentralstellen beide Technologien ein, die einzeln, aber insbesondere im kombinierten Einsatz, die polizeiliche Tatortarbeit revolutionieren können.

zurück zur Übersicht


Civil and criminal investigations

The use of spores and pollen

Volltext (5,1 MB)  Zitation (2,2 KB) 

Dallas Mildenhall

Even though forensic palynology has been successfully used as a crime fighting tool for over 50 years it is still not universally used in either civil or criminal cases except in a few select countries. The usefulness of spores and pollen is a result of their small size of 7–200µm (20–60 micrometers on average), dispersal mechanisms, resistance to biological, chemical and mechanical attack, and complex morphology allowing many to be identified back to a parent plant and therefore to a known ecology or source environment. Spores and pollen are so small that they cannot be seen by the naked eye and criminals do not know that they have collected and taken away from the crime scene. In spite of this latter fact such material is not usually actively collected as forensic evidence. Spores and pollen are almost universal in their distribution but do not spread evenly over surfaces because of eddying air currents and numerous obstacles. This leads to even small geographic areas containing unique spore and pollen combinations. Crime scene and alibi scenes only metres apart can be distinguished. Recent courses in forensic palynology at the University of Vienna are a start in reintroducing forensic palynology to Austria after the pioneering work in this field by the Austrian palynologist Wilhelm Klaus over 50 years ago. However, forensic palynology should be regarded as just one tool in an arsenal of ecological tools that could be used to fight crime. It is recommended that a multidisciplinary forensic ecological unit be considered as an important element in Austria’s on-going fight against crime.

zurück zur Übersicht


Verfassungsgerichtshof und Wahlangelegenheiten

Jüngste Entscheidungen auf Bundesebene

Volltext (885 KB)  Zitation (1,9 KB) 

Robert Stein, Gregor Wenda

Dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) kommt nach Art 141 des Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) die exklusive „Wahlgerichtsbarkeit“ in Österreich zu, unter die sich neben der Überprüfung von Wahlen auch die Entscheidungen über Mandatsverluste und über angefochtene Volksbegehren, Volksbefragungen oder Volksabstimmungen subsumieren lassen. Da der Begriff „Wahlen“ relativ weit gezogen ist, unterliegen der Prüfung des VfGH regelmäßig ganz unterschiedliche Wahlereignisse, die u.a. Wahlen der Landtage, der Gemeinderäte, der Wiener Bezirksvertretungen oder zu satzungsgebenden Organen gesetzlicher beruflicher Vertretungen mit einschließen. Die ständige Wahlrechts-Judikatur des VfGH hat sich daher zu einem beachtlichen Teil auf Grund von Wahlsachen entwickelt, die ihren Ursprung nicht auf Bundesebene genommen hatten. Im vorliegenden Aufsatz sollen die zwei – bis zur Drucklegung – jüngsten „landmark decisions“ des VfGH besprochen werden, die sich demgegenüber auf bundesweite Wahlereignisse beziehen – und zwar insbesondere auf die Wahlarithmetik, auf Volksbegehren und auf die strikte Auslegung nach dem Wortlaut.

zurück zur Übersicht


Grenzüberschreitende Kooperation der europäischen Polizeien

Volltext (978,5 KB)  Zitation (1,9 KB) 

Manfred Bornewasser, Marco Waage

Die europäischen Binnengrenzen büßen zunehmend an Bedeutung ein. Ihren alten Abwehr- und Sicherheitsfunktionen stehen ihre wachsende Durchlässigkeit und eine damit verbundene Austauschfunktion gegenüber. Wechselseitiger kultureller und ökonomischer Austausch sind politisch gewollt und wirtschaftlich notwendig. Die zunehmende Freizügigkeit im Personen- und Güterverkehr führt neben dem Gewinn an Freiheit aber auch zu (mehr oder minder begründeten) Befürchtungen um die eigene Sicherheit im Inland. Um solchen Befürchtungen zu begegnen und mögliche Gefahren effektiv abzuwehren, sind die Sicherheitsbehörden vor gänzlich neue Herausforderungen vor allem im Bereich der grenzüberschreitenden Kooperation gestellt. Eine Untersuchung in verschiedenen deutschen Grenzgebieten sollte einen Einblick in grenzüberschreitende Kontakte und Kooperationen und mögliche wechselseitige Befürchtungen und Vorurteile ermöglichen. Ziel der Befragungen und anschließender Workshops mit Vertretern der beteiligten Behörden war die Identifikation möglicher Hemmnisse der grenzüberschreitenden Kooperation und die gemeinsame Diskussion möglicher Lösungsansätze.

zurück zur Übersicht


Entwicklung von Nachwuchsführungskräften

Beispiele: Siemens AG und BM.I

Volltext (848 KB)  Zitation (1,6 KB) 

Hermann Fally

Die Auseinandersetzung mit den Führungskräften von morgen ist eine in vielerlei Hinsicht interessante Thematik. Es wurde das Vorhaben unternommen, die Entwicklung potenzieller Nachwuchsführungskräfte zu untersuchen. Durch den persönlichen Zugang einiger Beteiligter zur Siemens AG Österreich und dem Bundesministerium für Inneres wurde die Entwicklung von Nachwuchsführungskräften an diesen Organisationen konkretisiert, vertieft sowie vergleichend dargestellt. Das Ziel liegt darin, ausgehend von einem theoretischen Basisverständnis zum Thema „Nachwuchsführungskraft“, einen Einblick in die konkrete Realisierung der Entwicklung von Nachwuchsführungskräften am Beispiel zweier ausgewählter Unternehmen darzustellen, um daraus abzuleiten, welche Grundsätze, Instrumente und Programme sich für deren Förderung eignen und welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben.

zurück zur Übersicht


Stadtplanung und Design

Ein normatives Konzept zur Kriminalprävention

Volltext (853,7 KB)  Zitation (2 KB) 

Günter Stummvoll

Kriminalprävention durch Stadtgestaltung und Design beruht auf der sozialökologischen Idee, wonach ein direkter Zusammenhang zwischen dem Lebensraum und konkreten Verhaltensweisen besteht. Mit diesem Grundgedanken wollen Kriminologen Ansätze aus der Stadtplanung und Freiraumgestaltung in den Dienst der Sicherheitsarbeit stellen und Tatgelegenheitsstrukturen über den Weg einer informellen Normverdeutlichung im öffentlichen Raum verändern. Im Gegensatz zu den „harten“, repressiven Kontrollmaßnahmen der formellen Überwachung durch Polizei, private Sicherheitsdienste und Einsatz von Sicherheitstechnologie (Videoüberwachung, Zugangssperren, Alarmsysteme) wirkt Kriminalprävention durch Stadtplanung als „weiche“, informelle und soziale Kontrollmaßnahme. Diese Form des Sicherheitsmanagements verbindet architektonische und sozialräumliche Gestaltungsansätze, indem insbesondere auf Transparenz und Beleuchtung, Übersichtlichkeit, Belebung und Multifunktionalität des öffentlichen Raumes Wert gelegt wird, aber ebenso kommunale Initiativen zur sozialen Integration der Bewohner angestrebt werden. Als Ziele der Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design gelten die Steigerung des Sicherheitsgefühls, die Reduktion von Kriminalität bzw. Devianz und die Steigerung der Aufenthaltsqualität für alle in einem Stadtteil.

zurück zur Übersicht