Ausgabe 2/2018


Wohnraumeinbrüche in Österreich. Einblicke in die Täterwelt

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Anita Eichhorn, Dagmar Lehner

Die österreichische Kriminalstatistik der letzten Jahre weist durch einen Rückgang der Anzeigenzahlen zu Wohnraumeinbrüchen eine positive Entwicklung in diesem Bereich aus. Ziel einer Studie zu Wohnraumeinbrüchen, die das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im Rahmen seiner Präventionsforschung auf dem Gebiet des Eigentumsschutzes 2017 initiiert hat, war es, von Einbrecherinnen und Einbrechern selbst mehr über die Hintergründe und Vorgehensweise bei Einbrüchen zu erfahren und zu vermitteln, dass jedermann selbst vorsorgen kann, um nicht ein potentielles Opfer von Einbrechern zu werden. Methodisch wurde für die Studie eine Kombination von Erhebungsmethoden (qualitative Täterinterviews und Expertengespräche, Aktenanalysen) gewählt, um Wohnraumeinbrüche aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten zu können. Durch diese Herangehensweise kann eine multiperspektivische Darstellung der Ergebnisse gewährleistet werden. Basierend auf 26 halbstrukturierten Interviews mit inhaftierten Tätern wurde erhoben, wie diese den Tatort auswählen, wie sie beim Einbruch vorgehen und welche Sicherungsmaßnahmen abschreckend wirken. Ergänzend geben Aktenanalysen und Expertengespräche Informationen darüber, welche Fehler im Zusammenhang mit Sicherungsmaßnahmen vorkommen, welche Rolle das Internet und Social Media bei Einbrüchen spielen bzw. welche Maßnahmen jede Einzelne und jeder Einzelne treffen kann, um seinen Wohnraum sicherer zu gestalten. Darüber hinaus ist anhand statistischer Auswertungen erkennbar, wie sich die Häufigkeit von Einbrüchen in den letzten Jahren in Österreich entwickelt hat oder welche Bundesländer häufiger betroffen sind.

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Informationsmanagement bei der Polizei. Digitale Ermittlungsunterstützung in der Einbruchssachbearbeitung

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Esther Jarchow, Simone Rabitz-Suhr

Die Bedeutung der zunehmenden Digitalisierung geht an Polizeibehörden nicht vorbei und betrifft alle Arbeitsbereiche, auch den der Ermittlungssachbearbeitung. Der Einfluss, den die Digitalisierung auf diesen Bereich hat, kann als Herausforderung, aber auch als Chance gesehen werden. Die Digitalisierung ist herausfordernd, da sie sowohl der Organisation (Polizei) als auch den im entsprechenden Ermittlungsbereich Tätigen eine aktive Professionalisierung und Annahme derselben abverlangt. Als Chance kann die Digitalisierung gesehen werden, weil sie maßgeblich dazu beitragen kann, bestehende Defizite im Informationsmanagement der Ermittlungssachbearbeitung aufzufangen. Dies kann u.a. durch bedarfsgerechte technische Neuanschaffungen und angepasste Lösungen (wie durch das Prinzip der Einmalerfassung, medienbruchfreie Vernetzung), durch ein verändertes organisationales Wissensmanagement, welches den Rahmen für die Ermittlungsarbeit neu definiert (Stellenwert Auswertung und Analyse) sowie durch analytische Informationsverarbeitung (Erfordernis Berufsbild "Kriminalitätsanalytiker") gelingen. Möglich wird dann eine Organisationsentwicklung, die die Verbesserung und Institutionalisierung der softwaregestützten Auswertung in der Ermittlungsarbeit ebenso im Fokus hat wie die innerbehördliche Weiterentwicklung des Informations- und letztendlich Wissensmanagements in der Polizei. Der Artikel greift zurück auf die von Bettermann-Jennes und Rabitz-Suhr im SIAK-Journal 1/2018 dargestellten Ergebnisse und Schlussfolgerungen der im Rahmen des Forschungsprojekts "Prädiktionspotential schwere Einbruchskriminalität" der Polizei Hamburg durchgeführten Befragung von Einbruchssachbearbeitern (Bettermann-Jennes/Rabitz-Suhr 2018). Die Implementierung dieser Zwischenergebnisse des Forschungsprojektes in die Organisation hat bereits begonnen und ist Gegenstand dieses Artikels.

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Verbrechensfurcht als Furcht vor „Ausländerkriminalität“. Über die expressive Natur der Angst vor „Flüchtlingskriminalität“

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Helmut Hirtenlehner, Christian Grafl

Kriminalität – in jüngerer Zeit zunehmend auch "Ausländer-" und "Flüchtlingskriminalität" – ist ein Thema, das die Massen bewegt. In dem Grad, in dem die politische, mediale und individuelle Aufmerksamkeit sich auf Straftaten und Gewaltakte richtet, gewinnt die Angst vor dem Verbrechen und damit assoziierten Symbolen an sozialer Bedeutung. Man bekommt das Gefühl, dass die Kriminalität steigt, dass die innere Sicherheit im Land bedroht ist. Orte und Personengruppen geraten in Verdacht, eine Quelle von Gefahr darzustellen. Dieser Eindruck beginnt das Denken und Handeln der Menschen, und damit auch ihre Lebensqualität, zu beeinflussen. Folgen manifestieren sich unter anderem in einem sozialen Rückzug, im Vermeiden bestimmter Räume und Situationen sowie in Investitionen in die persönliche Sicherheit, aber auch in politischen Einstellungen und Forderungen an die Kriminalitätskontrollbehörden (Hale 1996; Hanslmaier 2013). Angesichts ihrer negativen Konsequenzen verdient die Furcht der Bürger vor dem Verbrechen ein eigenständiges wissenschaftliches Interesse. Im folgenden Artikel wird daher zunächst kurz umrissen, was unter Kriminalitätsfurcht eigentlich zu verstehen ist, bevor dann mehrere ausgewählte Erklärungsansätze zu den Entstehungsbedingungen kriminalitätsbezogener Unsicherheitsgefühle vorgestellt werden. Im Zentrum der Arbeit stehen erste Auswertungen der im Rahmen der Evaluierung des Community-Policing-Projektes "GEMEINSAM.SICHER" (Voigt/Srienz 2017) durchgeführten Bevölkerungsbefragungen in sechs österreichischen Städten. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf die Erscheinungsform bzw. die innere Gestalt der Kriminalitätsfurcht im Jahr 2017 gelegt. Eine Analyse der Struktur spätmoderner kriminalitätsbezogener Unsicherheitsempfindungen zeigt, dass sich Verbrechensfurcht derzeit vorwiegend als Furcht vor "Ausländer- oder Flüchtlingskriminalität" manifestiert, deren Nährboden primär in sozialen Abstiegs- und Statusängsten und weniger in persönlichen Opfererlebnissen zu verorten ist.

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Sicherheitsrelevante Fragestellungen in EU-SILC-Erhebungen. Deskriptive Datenanalyse über den Zeitraum 2007–2016

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Hanns Matiasek

SILC (Statistics on Income and Living Conditions) ist eine gesetzlich vorgeschriebene, jährlich stattfindende Erhebung über die Einkommens- und Lebensbedingungen in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In Österreich werden dazu jedes Jahr rund 6.000 Haushalte mit etwa 11.000 Personen von der Statistik Austria befragt. In der Befragung enthalten sind auch einige sicherheitsrelevante Fragestellungen bzw. Fragen, die dem Themenkomplex Sicherheit und Gesellschaft zuzurechnen sind. Dazu zählt etwa die Frage nach einem Kriminalitätsproblem in der Wohnumgebung, dem Sicherheitsgefühl und der Erreichbarkeit einer Polizeidienststelle. Die Auswertungsergebnisse der Erhebungen von 2007–2016 sollen in diesem Beitrag nähergebracht werden, wobei der Schwerpunkt auf der deskriptiven Auswertung liegt.

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Rechtstreue und Kooperation durch polizeiliche Legitimität. Eine empirische Überprüfung des Verfahrensgerechtigkeitsmodells polizeilicher Legitimität in Österreich

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Silvia Antensteiner

In der aktuellen Diskussion um Kriminalpolitik stellt sich immer wieder die Frage, ob eine strenge Sanktionspolitik die Kriminalitätsrate eines Staates tatsächlich senken kann. Ein Modell, das ursprünglich aus den USA stammt, legt nahe, dass Kriminalität verhindert werden kann, wenn Menschen durch Bindung und normativer Identifikation mit der Polizei als staatliche Autorität einer sozialen Kontrolle unterworfen werden: das Verfahrensgerechtigkeitsmodell polizeilicher Legitimität. Die Annahmen des Modells wurden in dem hier vorgestellten Artikel mit empirischen Daten aus Österreich untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Legalverhalten der Bürgerinnen und Bürger wesentlich von der gelebten Verfahrensgerechtigkeit der Polizei abhängt.

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Rassismus und Diskriminierung im Polizeidienst. Die Karriere zweier „Reizworte“

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Rafael Behr

Der Vorwurf rassistisch motivierter Personenkontrollen und fremdenfeindlicher Diskriminierung lastet schwer auf der deutschen Polizei (und nicht nur auf ihr). Der Aufsatz zeigt die Hintergründe, die Entstehungsbedingungen und die Erscheinungsformen, aber auch die Unterschiede von Rassismus und Diskriminierung. Es sind nicht die individuellen Einstellungen, sondern kulturell verankerte Verdachtsschöpfungsstrategien, die zu institutioneller Diskriminierung führen, wohingegen der Begriff des "institutionellen Rassismus" das Handeln der Polizei nicht zutreffend beschreibt.

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Evolution und Integration. Anthropologische Aspekte des Zusammenlebens

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Alexander Schahbasi, Martin Fieder

Die Evolution des Homo Sapiens ist einerseits von Episoden der Abgrenzung und Gewalt sowie andererseits durch die genetische und kulturelle Verschmelzung von Gruppen gekennzeichnet. Vor dem Hintergrund einer Beobachtung langfristiger historischer Entwicklungen zeigt sich, dass sich das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen de facto zwischen diesen zwei extremen Polen bzw. dazwischenliegenden Nuancen der Koexistenz abspielt. Staatliche Strukturen, Religion und Demografie sind Parameter, welche konkrete Auswirkungen auf den Status des Zusammenlebens haben.

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