Bezirkspolizeikommanden

Frau Kommandantin

Dekretübergabe an die neue Bezirkspolizeikommandan
Dekretübergabe an die neue Bezirkspolizeikommandantin in Kufstein:
Landespolizeidirektor Edelbert Kohler, Bezirkshauptmann Christoph
Platzgummer, Astrid Mair, ihr Vorgänger
Walter Meingassner, Innenminister Karl Nehammer.
© Karl Schober

Frauen rücken als Führungskräfte in Bezirkspolizeikommanden nach. Neue Bezirkspolizeichefinnen gibt es in den Landespolizeidirektionen Kärnten, Niederösterreich und Tirol.

Astrid Mair (39) wusste schon im Alter von fünf Jahren, dass Poli­zistin ihr Traumberuf sei. 2002 begann sie die polizeiliche Grundausbildung. Nach der Ausmusterung war sie zunächst in der Polizeiinspektion Pradl in Innsbruck tätig. Mair war Mitglied der Einsatzeinheit der Polizei und spezialisierte sich als Tatortbeamtin und Ermittlerin bei Sittlichkeitsdelikten. Die Polizistin absolvierte 2010 den Grundausbildungslehrgang zur dienstführenden Beamtin und verrichtete als qualifizierte Sachbearbeiterin im Ermittlungsbereich Sitte und Suchtgift beim Landeskriminalamt Tirol ihren Dienst.
Während der Flüchtlingskrise 2015 stellte Mair ihre Kompetenzen sowohl bei der Bewältigung täglicher Migrationslagen als auch bei Führungs- und Koordinationsarbeit im Einsatzstab unter Beweis. Seit 1. April 2021 ist Oberstleutnant Astrid Mair, BA MA Bezirkspolizeikommandantin in Kufstein – sie ist die erste Bezirkspolizeichefin in Tirol und Chefin von 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mair absolvierte das Bachelor-Studium „Polizeiliche Führung“ und den Master-Studiengang „Strategisches Sicherheitsmanagement“.

Schwerpunkte in der Arbeit

Schwerpunkte in der Arbeit im Bezirk Kufstein bestehen in der Bekämpfung der Suchtmittel- und Einbruchskriminalität, Geschwindigkeitskontrollen, Kontrollen auf Verdacht der Beeinträchtigung durch Alkohol und/oder Suchtmittel beim Lenken eines Fahrzeuges sowie Kontrolle der Tuningszene. Die Präventionsarbeit mit Jugendlichen, älteren Menschen und im Bereich Gewalt in der Privatsphäre ist eine weitere wichtige Säule, um Kriminalität zu verhindern. Vernetzungstreffen im Zuge des Projektes „GEMEINSAM.SICHER“ verstärken die Zusammenarbeit mit den Behörden und Frauenschutzorganisationen im Bezirk und führen zu einem besseren und zielgerichteten Informationsaustausch.

Überblick.

„Als Bezirkspolizeikommandantin hat man einen umfassenden Überblick über das gesamte polizeiliche Geschehen und setzt Akzente. Flexibel zu sein und den Fokus auf das Wesentliche zu legen sind zwei wesentliche Eigenschaften einer Führungsperson“, sagt Mair. In ihrer bald 20-jährigen Dienstzeit hat die Beamtin schon viele verkehrs- und kriminalpolizeiliche Einsatzlagen erlebt sowie organisatorische Veränderungen erfahren. „Nichtsdes­totrotz gleicht kein Tag dem anderen, was den Beruf auch so spannend macht“, sagt die Polizeichefin. „Wissen, das man sich im Laufe der Jahre angeeignet hat, kann einem nicht mehr weggenommen werden und je mehr man weiß, desto besser“, sagt Mair.
Resümierend waren die vorrangigen Herausforderungen in den letzten Jahren die Migrationskrise 2015/2016 sowie die noch immer andauernde Corona-Pandemie. Bei Letzterem wurden artfremde Tätigkeiten plötzlich zur Hauptaufgabe der Polizis­tinnen und Polizisten. „Über Monate hinweg waren und sind Gesundheitskontrollen an den Grenzen ressourcenbindend und ausgesprochen fordernd. Den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln, die Corona-Pandemie durch die Kontrolle der Einhaltung der Maßnahmen eindämmen zu wollen und vordergründig aufklärend und beratend tätig zu sein, ist nicht immer einfach“, berichtet die Kommandantin. Zu ihren Hobbies zählen Radfahren, Laufen und Berggehen – „was für eine Tirolerin eigentlich normal ist“.
„Es freut mich ganz besonders, dass mit Oberstleutnant Astrid Mair die erste Frau in Tirol an der Spitze eines Bezirkspolizeikommandos steht. Ich wünsche ihr in dieser verantwortungsvollen Führungsfunktion alles Gute und viel Erfolg“, sagte Innenminister Karl Nehammer am 12. April 2021 bei der Übergabe des Bestellungsdekrets an die neue Bezirkspolizeichefin.

Das Bezirkspolizeikommando Mödling

Gertraud Haselbacher leitet das Bezirkspolizeikommando Mödling.
Gertraud Haselbacher leitet das Bezirkspolizeikommando Mödling.
© Doris Rehling

Das Bezirkspolizeikommando Mödling hat seit März 2021 mit Oberstleutnant Gertraud Haselbacher, BA MA eine neue Kommandantin. Haselbacher (48) ist eine von insgesamt vier Frauen im Bundesland Niederösterreich, die ein Bezirkspolizeikommando leitet. Sabine Zentner (Bruck/Leitha), Sonja Fiegl (Tulln) und Birgit Geitzenauer (Horn) sind die anderen drei. Haselbacher hatte bereits als Kind einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Ordnung. „Ich bin in einer großen Familie mit vielen Geschwistern aufgewachsen und wollte schon immer Menschen helfen und dabei aber gerecht sein“, sagt sie. Daher wusste sie, dass ihre berufliche Karriere in eine gewisse Richtung gehen würde. Dass alle gerecht und fair behandelt werden, ist Haselbacher noch heute ein Anliegen, das sie nun mehr denn je in die Tat umsetzen kann.

Im Alter von 19 Jahren wurde die Niederösterreicherin in Wien auf eine Werbekampagne der Polizei mit der Aufschrift „Die Polizei sucht dich“ aufmerksam, die den Anstoß für ihre Bewerbung als Polizeischülerin setzte. Polizisten gibt und gab es in der Familie. „Ein Onkel von mir war vor vielen Jahren Polizist in Wien. Ein Cousin ist ebenfalls in Wien als PI-Kommandant tätig. Eine meiner Schwestern hat nach mir den Polizeiberuf ergriffen, sie hat nach 16 Jahren aber den freiwilligen Austritt erklärt“, sagt Haselbacher, die selbst am 1. März 1993 mit der Polizeiausbildung in der Marokkaner-Kaserne in Wien begann.
Nach ein paar Jahren Streifendienst im 15. Bezirk in Wien bildete sie selbst Polizeischülerinnen und Polizeischüler als Lehrkraft in der Schulabteilung der Marokkanerkaserne und im Bildungszentrum Traiskirchen aus. Haselbacher absolvierte den Bachelorstudiengang „Polizeiliche Führung“ und danach den Master-Studiengang „Strategisches Sicherheitsmanagement“ an der Fachhochschule Wiener Neustadt. 2009 besetzte sie eine vakante Stelle bei der Landespolizeidirektion Burgenland, wobei sie zuerst leitende Beamtin in der Logistikabteilung war und von 2012 bis zur Versetzung ins Bezirkspolizeikommando Mödling das Budget-Ressort leitete. Sie hatte Einblick in die Seite des operativen Diens­tes und sammelte Erfahrungen innerhalb der Verwaltungsschiene und vereint sämtliche Erfahrungen in einer Person.

Bezirksschwerpunkte.

Mödling ist für die polizeiliche Arbeit einer der herausforderndsten Bezirke in Niederösterreich. Unter anderem wird besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung und Verhinderung der Eigentumskriminalität gelegt. „Um die Kriminalitätsstatistik weiterhin im niedrigen Bereich zu halten und der Bevölkerung größtmögliche Sicherheit zu bieten, ist permanentes Handeln seitens der Polizei gefordert“, sagt Haselbacher, Chefin von 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Shopping City Süd und die Südstadt in der Gemeinde Maria Enzersdorf gehören zu „Hotspots“, denn in der Südstadt finden viele Sport-Großveranstaltungen statt. Verkehrskontrollen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität gehören zur täglichen Polizeiarbeit.
Mittlerweile werden bei Kontrollen mehr Drogenlenker als Alkolenker erwischt. „Im Bezirk haben sich auf diesem Gebiet Beamtinnen und Beamte spezialisiert, die im Suchtmittelbereich hervorragende Arbeit leisten. Auch die Zusammenarbeit mit den Amtsärztinnen und -ärzten funktioniert hervorragend. Darüber hinaus wurden auch die Testmöglichkeiten bei Drogen verbessert“, berichtet Haselbacher. Auch in anderen Bereichen werde sehr gut gearbeitet, „etwa im Bezirksverkehrsdienst oder im fremdenpolizeilichen Bereich“, sagt die Polizeichefin. Weiters soll der Fußstreifendienst verstärkt werden. „Der direkte Kontakt zur Bevölkerung hilft der Polizei in der Arbeit und schafft zusätzliches Vertrauen“, sagt Haselbacher.
Außerdem werden vermehrt Informationsveranstaltungen zu Cyber-Kriminalität stattfinden, um präventiv gegen Betrugshandlungen im Internet vorzugehen. Akzeptanzprobleme als Chefin habe sie keine, allerdings „kann es bei der älteren Generation schon vorkommen, dass diese kein Verständnis für Frauen in Führungspositionen, die noch dazu Mütter sind, aufbringen. Das passt für sie einfach nicht zusammen“.

Gleichbehandlungsbeauftragte.

Gertraud Haselbacher ist seit 2013 Gleichbehandlungsbeauftragte des Bundesministeriums für Inneres für Niederösterreich und das Burgenland. Die Gleichstellung und Gleichbehandlung von Frauen und Männern ist ihr ein besonderes Anliegen. Ihr Credo lautet: „Frauen sollen sich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Beides sollte im 21. Jahrhundert längst möglich und die Voraussetzungen dafür geschaffen sein. Aber egal, welches Lebensmodell gewählt wird, diese individuelle Entscheidung sollte von Außenstehenden akzeptiert und vor allem respektiert werden.“
Privat findet die zweifache Mutter ihren Ausgleich als Cranio-Sacral-Therapeutin, Multiversal-Energy-Coach und Numerologin , wobei Bewegung in der Natur, Skifahren, Wandern und Laufen ebenfalls zu ihren Hobbies zählen. „Das Arbeiten mit Menschen in diesem Bereich stellt ebenso wie der Sport einen Ausgleich zur Polizeiarbeit dar. Die Ausbildungen hatten und haben auch Einfluss auf mein Führungsverständnis und -verhalten.“

Das Bezirkspolizeikommando Hermagor

Katrin Horn, Chefin der Polizei im Bezirk Hermagor in Kärnten.
Katrin Horn, Chefin der Polizei im Bezirk Hermagor in Kärnten.
© LPD Kärnten

Das Bezirkspolizeikommando Hermagor in Kärnten wird seit 1. September 2020 von Hauptmann Mag. Katrin Horn, BA geleitet. Horn ist neben Daniela Puffing, Bezirkspolizeikommandantin in St. Veit an der Glan, die zweite Bezirkspolizeikommandantin in Kärnten. Die 39-jährige Beamtin trägt seitdem die Verantwortung für 63 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wobei die Offiziersausbildung noch nicht so lang zurückliegt. „In meinen verschiedenen Praxisdienststellen, wie etwa dem Stadt- und Bezirkspolizeikommando Klagenfurt oder dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit und internen Betrieb bei der Landespolizeidirektion Kärnten konnte ich viel lernen und einen Einblick in die derzeitige Arbeitsweise gewinnen“, sagt Horn.

Ihre Karriere als Polizistin

Ihre Karriere als Polizistin hat Horn mit 27 Jahren begonnen, nachdem sie zuvor das Medienmanagement-Studium an der Fachhochschule St. Pölten absolviert hatte. Nach einem Exkurs in die Privatwirtschaft wurde ihr Kindheitswunsch, Kriminalpolizistin zu werden, wieder stärker. „Ich fand Kommissarinnen und Kommissare – etwa in Kindersendungen wie Inspector Gadget ­– im Fernsehen immer spannend und konnte mir das gut vorstellen. Abgesehen davon hatte ich weder Verwandte noch Bekannte bei der Polizei.“
„In der Privatwirtschaft ist es grundlegend anders gewesen, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war der klassische Bürojob mit wenig Abwechslung bzw. nur wenigen Lichtblicken. Das wollte ich nicht mein ganzes berufliches Leben lang machen“, erzählt Horn. Nach Absolvierung der Grundausbildung 2011 arbeitete sie in der Polizeiinspektion Villacher Straße in Klagenfurt, zu deren Rayon der östliche Teil des Wörthersees gehört. Am Wörthersee gibt es drei Polizeiboote – Reifnitz, Velden und Klagenfurt. Die Bootsdienste waren immer ein besonderes Highlight, daher hängte sie die gleich eine Ausbildung zur Polizeischiffsführerin an. Außerdem war die jetzige Polizeichefin Rückführungsbeamtin und bei der Einsatzeinheit in Kärnten tätig. Katrin Horn war zuletzt Lehrerin im Bildungszentrum in Krumpendorf.

Bezirksschwerpunkte.

Ihr Vorgänger, Werner Meyer, hat den Bezirk hervorragend geführt – daran möchte Horn nahtlos anknüpfen. In Hermagor gibt es wenig Kriminalität, die Schwerpunkte liegen vor allem im Bereich Verkehr. „Ein Schwerpunkt liegt jedenfalls darin, das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung weiter auszubauen. Andererseits möchte ich die bürgernahe Polizei fortführen, die für Probleme und Anliegen jederzeit gerne zur Verfügung steht“, konkretisiert die Polizeichefin. Auch zu jüngeren Menschen soll mehr Kontakt aufgenommen sowie Präventionsarbeit geleistet werden, um Straftaten vorzubeugen. „Mit Prävention kann man nicht früh genug beginnen.“ Ein aktuelles Problem stellt auch das Thema Gewaltschutz dar, „da nur wenig Frauen Hilfsangebote in Anspruch nehmen“, sagt Horn. Insbesondere Angst spielt hier eine große Rolle. Daher möchte die Polizeichefin verstärkt Präventionsarbeit in ihrem Bezirk leisten. Mit dem Frauenhaus Villach und dem Gewaltschutzzentrum Kärnten bestehen gute Kooperationen.

Corona-Pandemie.

Hermagor war einer der Bezirke Österreichs, über den Ausreisebeschränkungen über die Dauer von vierzehn Tagen verhängt worden waren. Während dieser Zeit durfte die Ausreise nur unter strengen Auflagen erfolgen. Die Überwachung der Beschränkungen waren mit einem deutlich erhöhten polizeilichen Aufwand verbunden, wofür die insgesamt 63 Beamtinnen und Beamten im Bezirk ohne Fremdunterstützung keine Chance gehabt hätten. Einen solchen personellen Engpass hatte es zuvor nicht gegeben.

Kollegialität.

„Eine der wichtigsten Komponenten für ein funktionierendes Miteinander ist die Kollegialität. Daher ist mir ein freundliches und zugleich respektvolles Miteinander sehr wichtig“, sagt Horn. Für sie ist es ein persönliches Anliegen, sowohl für dienstliche als auch für private Probleme ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stets ein offenes Ohr zu haben. Ihre Wahrnehmung hinsichtlich der Akzeptanz bei männlichen Kollegen beschreibt Horn wie folgt: „Innerhalb des Bezirkes merke ich keinen Unterschied. Ich habe das Gefühl genauso akzeptiert zu werden, wie ein männlicher Kollege. Innerhalb der Landespolizeidirektion Kärnten ist es ebenso – vereinzelte Ausnahmen wird es wohl geben, aber diese sind verschwindend gering.“

Ausgleich.

Der berufliche Alltag ist geprägt von schnellen Entscheidungen, langwierigen Planungen, Nachtdiensten und vielen weiteren Herausforderungen. Um einen Ausgleich dazu zu schaffen, bevorzugt Horn ausgiebige Spaziergänge in der Natur mit ihren zwei Hunden. „Neben Skifahren gehört auch Crossfit zu meinen sportlichen Hobbies. Dabei kann ich Stress gut abbauen und mich wieder auf das Wesentliche konzentrieren.“

Millionenshow.

Am 22. März 2021 war Horn Kandidatin bei der „Millionenshow“. „Ich war schon sehr aufgeregt – in der Mitte zu sitzen ist etwas ganz anderes. Aber dieser Wunsch, daran teilzunehmen, bestand seit einigen Jahren und ich wollte ihn mir unbedingt erfüllen. Armin Assinger, Moderator der Millionenshow, stammt direkt aus Hermagor und war früher Gendarm. Interessanterweise habe ich ihn vor der Show noch nie persönlich getroffen. Danach haben wir uns ausführlicher unterhalten, er kennt viele Kollegen im Bezirk.“

Führungskräfte.

In den neun Landespolizeidirektionen gibt es eine Frau als Leiterin: die Landespolizeidirektorin in Kärnten, Dr. Michaela Kohlweiß. Es gibt keine Frauen als Stellvertreterinnen des Landespolizeidirektors. Eines von neun Landeskriminalämtern wird von einer Frau geleitet: Oberst Katja Tersch, BA MA leitetet das Landeskriminalamt Tirol. Sieben der 78 Bezirkspolizeikommanden österreichweit werden von Frauen geleitet, keines der 27 Stadtpolizeikommanden.

Nicole Felicitas Antal


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2021

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