Gedenkstätten für Exekutivbeamte (7)

Ein Grabenkmal im Friedhof Wiener Neustadt erinner
Ein Grabenkmal im Friedhof Wiener Neustadt erinnert an die fünf
bei der Landnahme 1921 getöteten Gendarmen.
© Dieter Höller

„Opfer treuer Pflichterfüllung“

Bei den Kämpfen gegen ungarische Freischärler vor 100 Jahren kamen zwölf Gendarmen ums Leben. Ein Denkmal in Wiener Neustadt und ein Grabdenkmal in Bubendorf erinnern an sechs der Opfer.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der Monarchie wurde das großteils deutschsprachige Westungarn 1919 der jungen Republik Österreich zugesprochen. Ungarische Freischärler leisteten im August und September 1921 gewaltsam Widerstand gegen die Landnahme durch die Gendarmerie, die Zollwache und das Bundesheer. Im Dezember 1921 wurde die Landnahme abgeschlossen. Ödenburg (heute Sopron) und die umliegenden Gemeinden blieben allerdings nach einer umstrittenen Volksabstimmung bei Ungarn.
Bei den Kämpfen während der Landnahme kamen zwölf Gendarmeriebeamte ums Leben, 46 wurden verletzt und 47 gerieten in Gefangenschaft. An fünf Todesopfer erinnert ein Denkmal im Städtischen Friedhof in Wiener Neustadt. Das Denkmal wurde am 9. September 1923 errichtet. Die Inschrift lautet: „Ruhestätte der Opfer treuer Pflichterfüllung der Gendarmerie Niederösterreichs bei der Übernahme des Burgenlandes | Karl HEGER Patr. Leiter | geb. 22. Nov. 1894 gest. 10. Sept. 1921 infolge Schussverletzung | Johann HADER Patr.Leiter | geb. 13. März 1897 | Josef SIEGL Patr.Leiter geb. 8. Nov. 1891 | Johann HOFER Patr.Leiter | geb. 17. Juli 1897 – verunglückt 3. Nov. 1921 beim Autounglück nächst Edlitz | Johann JÜTTNER Patr.Leiter geb. 26. Juli 1892 | gefallen 25. März 1922 | EHRE IHREM ANDENKEN | Errichtet von den Gendarmen Niederösterreichs durch ihre Standesvertretung“

Tafel mit den Namen der fünf Opfer.
Tafel mit den Namen
der fünf Opfer.
© Werner Sabitzer

Karl Heger starb am 10. September 1921 im Krankenhaus Wiener Neustadt an den Folgen einer Schussverletzung. Johann Hader, Josef Siegl und Johann Hofer starben am 3. November 1921 bei einem Verkehrsunfall in der Nähe von Edlitz. Johann Jüttner wurde in der Nacht auf den 25. März 1922 in Apleton durch einen Schuss in die Brust tödlich verletzt. Er hatte erst acht Wochen davor geheiratet. Die fünf Gendarmeriebeamten wurden im Städtischen Friedhof Wiener Neustadt beerdigt.

In Pinkafeld

In Pinkafeld wurde eine Gedenktafel mit den Namen von 15 Gendarmeriebeamten errichtet, die 1920 und 1921 getötet wurden. Neben den zwölf bei der Landnahme des Burgenlandes ums Leben gekommenen Gendarmen wurden auf der Tafel der 1921 von Schmugglern ermordete Gendarm Emil Reiter und die beiden bei kommunistischen Unruhen im Februar 1920 in Leoben erschossenen Gendarmen Karl Cilek und Anton Stams verewigt. Grabdenkmal für Felix Dellavedova. Im Friedhof Bubendorf in der Gemeinde Pilgersdorf, Bezirk Oberpullendorf, befindet sich ein Grabdenkmal für den Tiroler Gendarmen Felix Dellavedova, der bei der Landnahme des Burgenlands am 5. September 1921 getötet wurde. Auf dem Grabkreuz befindet sich eine Marmortafel mit folgender Inschrift:
„Hier ruht Felix Dellavedova Gend. Patrlt. des L.G.Komdos. f. Tirol | gefallen 5. Sept. 1921 für die Freiheit des Burgenlandes im Kampfe mit ung. Banditen. Möge die deutsche Erde ihm leicht sein!“
Felix (Felice) Dellavedova, geboren am 10. November 1889 in Ampezzo, Südtirol, war Patrouillenführer der Gendarmerie. Er gehörte dem Landesgendarmeriekommando Tirol an, versah Dienst in Seefeld und wurde 1921 bei der Landnahme im Burgenland eingesetzt. Anfang September 1921 überschritten ungarische Freischärler die niederösterreichische Grenze und griffen in der Nacht auf den 5. September den Gendarmerieposten Gerasdorf an. Die Gendarmen zogen sich Richtung Kirchschlag zurück. Dabei wurde Dellavedova so schwer verwundet, dass er starb. Unmittelbar danach kam es zum Gefecht von Kirchschlag, bei dem auch Soldaten des Bundesheeres eingriffen. Dellavedova wurde am 6. September 1921 auf dem Friedhof Bubendorf bestattet.
Felix Dellavedova schien als Opfer auch auf einer Ehrentafel der Tiroler Gendarmerie auf, die am 24. Mai 1930 im Gebäude des Landesgendarmeriekommandos Tirol in Innsbruck eingeweiht wurde. Auf dieser Gedenktafel waren die Namen von 38 Tiroler Gendarmeriebeamten angeführt, die seit der Gründung der Gendarmerie 1849 bis 1930 im Dienst getötet wurden. Die Ehrentafel wurde bei einem Bombenangriff am 16. Dezember 1944 zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein neues Ehrendenkmal für die im Dienst verunglückten bzw. getöteten Tiroler Gendarmeriebeamten errichtet.

Werner Sabitzer


Grabdenkmal für den 1921 erschossenen Gendarmen Felix Dellavedova im Friedhof Bubendorf. Dellavedova wurde auch auf einer Ehrentafel im LGK Tirol verewigt.
Grabdenkmal für den
1921 erschossenen
Gendarmen Felix Dellavedova
im Friedhof Bubendorf.
Dellavedova wurde
auch auf einer
Ehrentafel im LGK Tirol verewigt.
© Martin Senekowitsch / BMLV
Grabdenkmal für den 1921 erschossenen Gendarmen Felix Dellavedova im Friedhof Bubendorf. Dellavedova wurde auch auf einer Ehrentafel im LGK Tirol verewigt.
Patrouillenleiter Felix Dellavedova
stammte aus Südtirol.
© Martin Senekowitsch / BMLV

Quellen/Literatur:

  • Die Gendarmerie im Burgenlande. In: Öffentliche Sicherheit, Nr. 9-10/1924, S. 34 ff.
  • Dimmel, Richard: 10 Jahre Burgenlandgendarmerie. In: Öffentliche Sicherheit, Nr. 11/1931, S. 15.
  • Dimmel, Richard: 10 Jahre Burgenlandgendarmerie (Forts.). In: Öffentliche Sicherheit, Nr. 12/1931, S. 19.
  • Die Ehrentafel der Tiroler Gendarmerie. In: „Allgemeiner Tiroler Anzeiger“, 22. Mai 1930, S. 6.
  • Die Gendarmerie im Burgenlande. In: „Öffentliche Sicherheit“, Nr. 9-10/1924, S. 34 ff.
  • Die Landnahme des Burgenlandes. In: „Allgemeiner Tiroler Anzeiger“, 21. September 1931, S. 5-6.

Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2021

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