Österreichischer Bergrettungsdienst

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125 Jahre Österreichischer Bergrettungsdienst: Die Bergretter helfen dort, wo andere Organisationen nicht mehr hin können.
125 Jahre Österreichischer Bergrettungsdienst: Die Bergretter helfen dort, wo andere Organisationen nicht mehr hin können. © ÖBRD

Vor 125 Jahren, im Mai 1896, wurde die erste Bergrettungsorganisation in Österreich gegründet. Das „Alpine Rettungs-Commitee“ war weltweit der erste organisierte alpine Rettungsdienst.

Drei Bergsteiger aus Wien, Josef Pfannl, Max Schottik und Fritz Waniek, wollten am 8. März 1896 über den Reißtalersteig auf die Rax in Niederösterreich klettern. Während eines Schneesturms wurden sie von einer Lawine verschüttet. Eine Rettungsaktion am nächsten Tag musste wegen Schlechtwetter und zu großer Lawinengefahr abgebrochen werden. Die Leichen der drei bekannten Bergsteiger konnten erst einige Tage später geborgen werden. Nach dem Unglück beschlossen mehrere alpine Vereine im Mai 1896 in Wien die Einrichtung einer Zentralstelle für Rettungsmaßnahmen nach Unglücksfällen.
Das Alpine Rettungs-Commitee war weltweit der erste organisierte Rettungsdienst für Bergsteiger und Bergwanderer. Einsatzgebiete waren zunächst der Schneeberg, die Rax, die Hohe Veitsch, der Hochschwab und die Gesäuseberge. Bergführer, Bergsteiger, Holzknechte und andere Interessierte erhielten eine Ausbildung, um Menschen aus Bergnot schneller und wirksamer retten zu können. Es wurden auch Rettungsgeräte und -techniken entwickelt. 1897 wurde das Alpine Rettungs-Commitee in Alpiner Rettungsausschuss Wien (ARAW) umbenannt. Im Juli 1934 wurde der ARAW behördlich aufgelöst und die Agenden wurden von der Landesstelle Wien des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (DÖAV) übernommen. Nach der NS-Machtübernahme in Österreich im März 1938 wurden die österreichischen Vereine aufgelöst. Der Deutsche Alpenverein war nun für den Bergrettungsdienst zuständig. 1939 wurde der Rettungsdienst in eine Landesführung Wien und danach in die Alpenvereins-Bergwacht umgewandelt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm im Herbst 1945 der neue Alpine Rettungsausschuss im Touristenverein – Die Naturfreunde die Tätigkeit auf und im Februar 1945 gab es am Hochschneeberg den ersten Rettungslehrgang. Bei einer Tagung im Oktober 1946 in Salzburg wurde beschlossen, einen Dachverband mit dem Namen Österreichischer Bergrettungsdienst sowie selbstständige Landesverbände einzurichten. Im August 1947 entstand die Landesstelle Wien/Niederösterreich als Verein. Die internationale Bergrettungstagung vom 28. August bis 2. September 1948 in Obergurgl führte zur Gründung der Internationalen Kommission für Alpines Rettungswesen, der heute 143 Organisationen aus 41 Ländern angehören.
1949 wurde die bundesweite Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD) als Verein angemeldet. Er ist der Dachverband der sieben selbstständigen Landesverbände Niederösterreich/Wien, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg. Die 291 Ortsstellen sind die operativen Organisationseinheiten des Bergrettungsdienstes.

10.000 Einsätze.

Die etwa 13.000 freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bergrettung führen jedes Jahr ca. 10.000 Einsätze durch, mehr als die Hälfte davon auf Skipisten. Sie suchen nach vermissten Bergsteigern, bergen Verschüttete aus Lawinen, versorgen Menschen, die im unwegsamen Gelände in Not geraten sind und bergen oder führen sie aus der Gefahrenzone. Außerdem informieren sie über die Gefahren im alpinen Gelände. Moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones und Digitalfunk haben die Suche nach Verunglückten oder in Bergnot geratenen Menschen erleichtert.
Die Bergretter beherrschen die Technik der Seilbergung und die Sicherung von absturzgefährdeten Personen und sie kommen auch bei extremer Kälte, bei Eis und Schnee zu einem Verunglückten. Sie helfen dort, wo andere Rettungsorganisationen nicht mehr hin können; sie retten Extrembergsteiger und Kletterer, Schifahrer und Wanderer, aber auch Mountainbiker, Paragleiter und Canyoning-Sportler, die in Not geraten sind.

Kooperation.

Der Bergrettungsdienst ist in die Katastrophenschutzpläne der Länder eingebunden und arbeitet mit anderen Organisationen zusammen, wie Alpinpolizei, Flugrettung und Kuratorium für Alpine Sicherheit. In jedem Landesverband gibt es eine Rettungshundestaffel.

W. S.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2021

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