Suchtmittelbericht 2020

Online-Handel floriert

Cannabis ist die am meisten konsumierte illegale Droge: Die Polizei stellte 2020 zwei Tonnen Cannabisprodukte sicher.
Cannabis ist die am meisten konsumierte illegale Droge:
Die Polizei stellte 2020 zwei Tonnen Cannabisprodukte sicher.
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Die Zahl der angezeigten Suchtmitteldelikte ist 2020 infolge der Covid-19-Pandemie leicht zurückgegangen. Die Pandemie hat jedoch den Online-Handel mit illegalen Suchtmitteln begünstigt.

Auch wenn die Suchtmittelkriminalität oftmals unsichtbar für die Gesellschaft abläuft, kann sie indirekt Unbeteiligte schädigen, etwa durch Fahren unter Drogeneinfluss, Vermögensdelikte, Korruption, schwere Gewalttaten oder Morde.

Online-Suchtmittelhandel.

Der Handel von illegalen Suchtmitteln im Internet bzw. Darknet und Sicherstellungen durch die Behörden nahmen 2020 zu. Bereits 2018 wurde zur Bekämpfung dieser Deliktsform ein Referat im Bundeskriminalamt eingerichtet. Mit Beginn 2020 wurde dort die Arbeitsgemeinschaft „FLAVUS“ installiert. In Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung werden die Ermittlungen mit Schwerpunktkontrollen der Postwege kombiniert. 2020 wurden 3.045 Postsendungen mit rund 60 Kilogramm Suchtmitteln sichergestellt.
Obwohl sich die Suchtmittelkriminalität aufgrund der Beschränkungen vereinzelt von öffentlichen in private Orte, wie Wohnungen, verlagerte, kam es nach den Lockerungen der Covid-19-Beschränkungen fast unmittelbar wieder zum Erstarken des Suchtmittelhandels im öffentlichen Raum. Größere Verschiebungen des Suchtmittelhandels ins Internet bzw. Darknet wurden nicht beobachtet. Dennoch befindet sich der Online-Handel inklusive Postversand auf einem hohen Niveau.
2020 konnte in Österreich festgestellt werden, dass die Anzahl der bisher aktiven österreichischen Händler im Darknet geringer wurde. Als Reaktion auf die verstärkten Maßnahmen der Polizei und der Zollverwaltung sowie der allgemeinen Covid-19-Lage nahmen die restlichen Händler aus Österreich vom internationalen Handel immer mehr Abstand und konzentrierten sich zunehmend auf die Abnehmer in Österreich.

Bilanz.

2020 ging die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) von 43.329 2019 auf 40.299 im Jahr 2020 zurück. Gründe für den Rückgang liegen an den Maßnahmen während der Covid-19-Pandemie, wie Reise- und Ausgangsbeschränkungen, die die Täter zu einer Umstellung ihrer Infrastruktur gezwungen hatte. 2020 wurden 104 Kilogramm Heroin, 63 Kilogramm Kokain, 2.057 Kilogramm Cannabisprodukte, 89.000 Stück Ecstasy, 37 Kilogramm Amphetamin, neun Kilogramm Methamphetamin sowie 1.095 Kilogramm Khat von der Polizei sichergestellt. 2020 wurden 26.562 Anzeigen gegen inländische und 11.401 Anzeigen gegen fremde Tatverdächtige erstattet.
Bei der Herkunft der Tätergruppierungen im Bereich der Schmuggler und Händler zeigte sich ein unverändertes Bild. Die Gruppen weisen meist ein Naheverhältnis zu den Drogenursprungsländern und jenen Staaten auf, die als Transit- und Depotländer genutzt werden.

Der Lagebericht Suchtmittelkriminalität 2020 ist downloadbar unter www. bundeskriminalamt.at , unter „Statistik & Berichte“.

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2021

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