E-Learning-Center

Präsenz- und Online-Unterricht

Blended Learning – Verknüpfung von Präsenz- und Online-Unterricht: Durch gut aufbereitete Online-Lerninhalte soll reines Lernwissen eigenständig angeeignet werden.
Blended Learning – Verknüpfung von Präsenz-
und Online-Unterricht:
Durch gut aufbereitete Online-Lerninhalte soll reines
Lernwissen eigenständig angeeignet werden.
© Gerd Pachauer

Die digitale Wissensvermittlung hat aufgrund der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Im E-Learning-Center des BMI wurden Managementinstrumente eingeführt und ein Video- und Tonstudio eingerichtet.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen wie Social Distancing musste das Zentrum für Grundausbildung der Sicherheitsakademie (SIAK) des Innenministerums 2020 dazu übergehen, die Grundausbildungskurse für die angehenden Exekutiv-Beamtinnen und -Beamten in digitaler Form bereitzustellen. Um Datensicherheit zu gewährleisten, wurde dafür eine Webinarsoftware entwickelt, die im hausinternen geschützten IT-Bereich liegt. Mittlerweile verfügt das E-Learning-Center (ELC) über ein hauseigenes Video- und Tonstudio, um Lehrinhalte wie Vorträge und Erklärvideos in professioneller Studioqualität zu erzeugen.

Verfünffachung der Lernstundenanzahl.

„Von 2005 bis 2014 hat das Team des E-Learning-Centers im Schnitt zwölf Lerneinheiten pro Jahr produziert und wir hatten im Schnitt 8.000 Lernstunden jährlich am e-Campus. Bis 2019 konnten wir durch Prozessoptimierungen und neue Produktionsentwicklungen über 60 Lerneinheiten produzieren und hatten stabil um die 30.000 Lernstunden im Jahr“, sagt Markus Richter, seit 2013 Leiter des ELC. „Dann kam die Corona-Pandemie und wir mussten innerhalb kürzester Zeit unter Einhaltung unserer Qualitätsstandards wesentlich mehr Inhalte für die Bildungsanbieter des Ressorts in den digitalen Raum bringen. 2021 hat sich die Anzahl der vom ELC-Team produzierten Lerneinheiten mit knapp 350 zum Vor-Corona-Niveau mehr als verfünffacht und auch am e-Campus beobachten wir mit knapp 150.000 eine Verfünffachung der Zahl an Lernstunden – Tendenz deutlich steigend“, sagt Richter.

Auszeichnungen.

Markus Richter leitet seit 2013 das ELearning- Center des Innenministeriums.
Markus Richter leitet seit 2013 das ELearning- Center
des Innenministeriums.
© Michael Tögel

Doch nicht erst in der Corona-Pandemie fiel das ELC positiv auf. 2020 wurde das Team nach externem Audit neuerlich mit dem europäischen CAF-Gütesiegel als „exzellente Verwaltungseinheit“ ausgezeichnet, wobei die Auditoren festhielten: „Mit dem ELC verfügt nicht nur die Sicherheitsakademie im Zeitalter der Digitalisierung über ein höchst professionelles Expertinnen- und Expertenteam, dessen Wissens- und Erfahrungsschatz dem gesamten Ressort zugutekommt, darüber hinaus steht der öffentlichen Verwaltung in Österreich und Europa ein Referenz-Modell für die wirkungsvolle Nutzung der Chancen der Digitalisierung im Bildungsbereich zur Verfügung. Dass das ELC mittlerweile über die eigenen Organisationsgrenzen hinaus hohe Wertschätzung erfährt und als Vorbild im Bereich digitaler Lehrmethoden gilt, belegen die mittlerweile auch auf internationaler Ebene errungenen Auszeichnungen.“
Zu den letzten vom ELC-Team errungenen Innovationspreisen zählen der „E-Award 2021“ (Projekt „Hate Crime“). Zum zweiten Mal in Folge gewann das ELC der Sicherheitsakademie den für die innovativsten Projekte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgeschriebenen „E-Learning Award 2021“, im Vorjahr mit dem Kooperationsprojekt „Einsatz Demenz“ in der Kategorie „Kompetenzentwicklung“, dieses Jahr mit dem Projekt „Total Quality Management als Hebel zu Change im BMI“ in der Kategorie „Qualitätsmanagement“.

Zukunft „Blended Learning“.

„Vor dem nunmehrigen Lockdown beobachten wir von einigen Bildungsanbietern einen starken Drang zurück zur gewohnt ausschließlichen Präsenzlehre. Das ist schade, denn E-Learning soll die Präsenzveranstaltungen nicht verdrängen, sondern ich sehe die Zukunft der Wissensvermittlung im Blended Learning“, sagt Markus Richter weiter. Blended Learning ist die Verknüpfung von Präsenz- und Online-Unterricht. „Durch gut aufbereitete Online-Lerninhalte soll reines Lernwissen eigenständig während der Dienstzeit angeeignet werden, um anschließend die Präsenzphasen zur Übung, Austausch, Vertiefung und Verfestigung besser nutzen zu können. Damit werden die Präsenzphasen aufgewertet. Der reine Wissenserwerb wird flexibel in den zeit- und ortsunabhängigen Raum verlegt, die Wissensanwendung und -vertiefung finden weiterhin präsent statt. Durch diese Form der gut aufeinander abgestimmten Kombination von E-Learning- und Präsenzphasen wird die Effizienz und Effektivität des Lernens enorm gesteigert“, erklärt Richter.

Michael Tögel

Wissensmanagement

Technisches Fachwissen sichern

Technisches Fachwissen soll mittels E-Learning weitergegeben werden.
Technisches Fachwissen soll mittels
E-Learning weitergegeben werden.
© Gerd Pachauer

Das E-Learning-Center der SIAK hat mit Expertinnen und Experten der Sektion Service des BMI ein E-Learning-Programm entwickelt, das technisches Fachwissen an Bedienstete des Referats „Betrieb kritischer Kommunikationsinfrastrukturen“ vermitteln soll. Im Fachbereich „Informations- und Kommunikationstechnologie“ des Innenministeriums zeichnet sich ein Problem ab, das den gesamten Bundesdienst betrifft: Viele erfahrene Kolleginnen und Kollegen nähern sich dem Ende ihrer Dienstzeit und treten bald in den Ruhestand über. Mit ihnen würde Jahre angesammeltes Fachwissen für das Innenressort verloren gehen. Gerade für die Arbeit des Referats IV/8/c (Betrieb kritischer Kommunikationsinfrastrukturen) stellte sich die Frage, wie man dieses Wissen für Nachfolger erhalten kann.
„Unsere Techniker haben viel Know-how angesammelt, das für den Einsatz in unserem Bereich unerlässlich ist. Dieses Wissen zu schulen, an andere weiterzugeben, ist eine Herausforderung, für die wir Unterstützung gesucht haben“, sagt Wolfgang Müller, Leiter der Abteilung IV/8 (Design und Betrieb kritischer Kommunikationsinfrastrukturen) im Innenministerium.

In Zusammenarbeit mit pädagogischen Expertinnen und Experten der SIAK und den technischen Expertinnen und Experten des Referats IV/8/c wurden Lehrinhalte ausgearbeitet. Es entstanden die Ausbildungsprogramme Netzwerk, Digitalfunk und Geoinformationssysteme (GIS). Diese sind in verschiedene Anforderungsstufen gegliedert und richten sich nach den Aufgaben der jeweiligen Zielgruppe.

Technisches Grundwissen. „Neue Kolleginnen und Kollegen müssen ein gewisses technisches Grundwissen mitbringen. Bei uns arbeiten sie die E-Learning-Module durch und erwerben dadurch das Spezialwissen, das sie für ihre Aufgaben bei uns brauchen. Die Ausbildung wird durch ein dreitägiges Präsenzseminar abgeschlossen“, sagt Referatsleiter Stefan Semlegger.

Schulungsbüro. Für die Organisation dieser Präsenzschulungen wurde ein eigenes Schulungsbüro innerhalb des Referats IV/8/c eingerichtet. „Sobald man die E-Learning-Module absolviert hat, bekommt man ein digitales Zertifikat, das an das Schulungsbüro geschickt wird. Hier werden die Zertifikate gesammelt und ein Präsenzseminar organisiert, sobald genügend eingelangt sind“, erklärt die Referentin des Schulungsbüros, Julia Buchebner. Nachdem sowohl die E-Learning-Module als auch das Präsenzseminar erfolgreich absolviert wurden, erfolgt die Eintragung in den Bildungspass.

Das Projekt fand am 11. November 2021 in der Sala Terrena seinen offiziellen Abschluss. Sektionschef Hermann Feiner, Leiter der Sektion IV (Service), hatte die Beteiligten zur Präsentation des fertigen Schulungsprogramms eingeladen, wo die gute Zusammenarbeit nochmals betont und weitere Kooperationen in Aussicht gestellt wurden. SIAK-Direktor Ministerialrat Mag. Dr. Norbert Leitner: „Wir befinden uns derzeit in der Situation, dass viel Wissen von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen an junge, nachrückende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergegeben werden sollte. Das passiert im kleinen Rahmen in jeder Dienststelle durch Gespräche, Mentoring, die klassische Einschulung auf dem Arbeitsplatz. Für Schulungen in größerem Ausmaß steht die SIAK gern zur Verfügung, um mit Rat und Tat den Wissenstransfer zu unterstützen.“
Arthur Reis


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2022

Druckversion des Artikels (PDF416 kB)