Polizeisanitäter

Erste Hilfe von Polizisten

Polizeisanitäter leisten Erste Hilfe in gefährlichen Situationen. Dem EKO Cobra/DSE kommt die Bundesausbildungskompetenz im taktischen Bereich zu.
Polizeisanitäter leisten Erste Hilfe in gefährlichen Situationen.
Dem EKO Cobra/DSE kommt die Bundesausbildungs-
kompetenz imtaktischen Bereich zu.
© Gerd Pachauer

Wo es für zivile Rettungskräfte zu gefährlich wird, kommen speziell geschulte Polizisten zum Einsatz. Die Aufgaben der Polizeisanitäter sind vielseitig.

Ein 44-jähriger gebürtiger Bosnier wurde im Juli 2021 in Graz bei einem Polizeieinsatz angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Die Polizisten waren zuvor in eine Wohnung im Bezirk Gries gerufen worden, weil es zu einem familiären Streit gekommen war. Die 41-jährige Frau hatte angerufen und gesagt, dass sie Angst vor ihrem Mann habe. Als die Einsatzkräfte eintrafen, begegneten sie dem Mann im Flur des Mehrparteienhauses. Er hatte zwei Messer in den Händen, reagierte aggressiv und bewegte sich auf die Beamten zu. Die Polizisten forderten ihn wiederholt auf stehen zu bleiben – der 44-Jährige reagierte nicht. Er kam schreiend auf die Beamten zu und attackierte sie. Letztendlich schossen die Polizisten mehrmals auf den Angreifer, um ihn zu stoppen. Der Täter wurde schwer verletzt. Zwei Polizeisanitäter der Polizeiinspektion Graz-Sonderdienste (Sektor Graz) leisteten bis zum Eintreffen des Notarztes Erste Hilfe und retteten ihm das Leben. Der Mann wurde vom Roten Kreuz ins LKH Graz eingeliefert und konnte stabilisiert werden. Über ihn wurde Untersuchungshaft verhängt. Dieser und ähnliche Fälle zeigen deutlich, wie wichtig medizinisch ausgebildetes Personal bei der Polizei ist.

Massentestungen.

Bei den berufsgruppenorientierten Massentestungen im Dezember 2020 mit Covid-19-Antigentests wurden in allen Landespolizeidirektionen sowie in den Zentralstellen des BMI Teststraßen errichtet. Je nach Größe der Teststraße wurden etwa 50 Tests pro Stunde durchgeführt. Für die Massentestungen wurde auf die vorhandenen Polizeisanitäter zurückgegriffen, die sich nach freiwilliger Meldung bereit erklärt haben, bei einer raschen und effizienten Durchführung der Testungen ihre Behörde zu unterstützen. Als Folge der Corona-Pandemie wurde das Sanitätergesetz dahingehend geändert, dass auch Rettungs- und Notfallsanitäter gesetzlich ermächtigt sind, Nasen-Rachenabstriche vorzunehmen.

Die Arbeit der Polizeisanitäter

Die Arbeit der Polizeisanitäter ist eine polizeiinterne Sonderverwendung, die im „Großen Sicherheitspolizeilichen Ordnungsdienst“ (GSOD), beim Polizeiärztlichen Dienst, in Polizeianhaltezentren sowie beim Einsatzkommando Cobra/DSE und der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) Verwendung findet. Um Polizeisanitäter werden zu können, ist die freiwillige Absolvierung der Ausbildung zum Rettungssanitäter Voraussetzung. Manche Sanitäter absolvieren eine Weiterbildung zum Notfallsanitäter. Vom Großteil der Polizeisanitäter wurde die Ausbildung in der Freizeit absolviert und das damit einhergehende zusätzliche Wissen der Behörde zur Verfügung gestellt. Um die Berechtigung aufrecht zu erhalten, sind gemäß Sanitätergesetz innerhalb von zwei Jahren 16 Fortbildungsstunden und eine Rezertifizierung (Abnahme der fachgerechten Reanimation durch einen befugten Arzt) vorgesehen sowie ein sanitätsdienstliches Praktikum im Ausmaß von mindestens 48 Stunden pro Jahr. Polizeisanitäter im Einsatz trifft nicht nur die Verpflichtung im Rahmen bestehender Gesetze und unter Beachtung polizeilicher Dienstvorschriften einzuschreiten, ebenso müssen die Beamten die für den Sanitätsdienst bestehenden Pflichten kennen und danach handeln.

Einsatzsanitäter der WEGA: Alle WEGA-Beamten sind mit dem Taktischen Sanitätskonzept vertraut und im Umgang mit lebensrettenden medizinischen Tools geschult.
Einsatzsanitäter der WEGA: Alle WEGA-Beamten sind mit
dem Taktischen Sanitätskonzept vertraut und im Umgang mit
lebensrettenden medizinischen Tools geschult.
© Gerd Pachauer

Medizinische Versorgung in gefährlichen Situationen.

Der Terroranschlag am 2. November 2020 in Wien hat gezeigt, wie wichtig schnelle medizinische Hilfe ist und wie rasch Ersthelfer oder Sanitäter in Lebensgefahr geraten können. Bei Amokläufen oder Terroranschlägen ist die Arbeit von zivilen Rettungskräften und Sanitätern als First Responder ohne taktische polizeiliche oder militärische Zusatzausbildung mit erheblichen Gefahren verbunden. „In derartigen Situationen ist nicht nur medizinisches Know-how erforderlich, sondern auch eine Ausbildung in taktischer Vorgehensweise“, erläutert Chefinspektor Thomas Haidegger, Kommandant der Polizeiinspektion Zohmanngasse in Wien-Favoriten. In besonders gefährlichen Situationen, in denen zivile Rettungskräfte aufgrund der Bedrohungslage nicht einschreiten können, ist es umso wichtiger, dass gut ausgebildete Polizistinnen und Polizisten in der Lage sind, rasch und effektiv Erste Hilfe zu leisten – damit die Rettungskette nicht unterbrochen wird.

San-Trupp für den GSOD.

Für die Versorgung Verletzter bei Großveranstaltungen, Fußballspielen oder Demonstrationen steht ein polizeiinterner San-Trupp zur Verfügung. Bei der LPD Wien sind 18 Polizistinnen und Polizisten des San-Trupps ausgebildete Rettungs- bzw. Notfallsanitäter – alle arbeiten zusätzlich und ehrenamtlich bei Rettungsorganisationen. „Der Unterschied zwischen einem Polizei-Ersthelfer und einem Sanitäter des San-Trupps besteht darin, dass der Ersthelfer in seinem Verband, sprich gemeinsam mit seiner Einheit, agiert. Die Sanitäter des San-Trupps hingegen gehören keinem Verband, etwa einer Kompanie oder einem Zug, an. Sie arbeiten unabhängig“, erklärt Haidegger. „Die Sanitäter des San-Trupps müssen eine Grundausbildung in taktischer Medizin absolvieren. Weiters versehen im San-Trupp ausschließlich Kollegen Dienst, die auch in ihrer Freizeit bei einer Rettungsorganisation arbeiten. Mir sind die Erfahrung und der Umgang mit Patienten und dem Equipment sehr wichtig.“ In Wien koordiniert Haidegger die ­GSOD-Sanitäter. Er arbeitet seit 35 Jahren als freiwilliger Notfallsanitäter für das Rote Kreuz, seit 8 Jahren fungiert er zudem als stellvertretender Leiter des Roten Kreuzes in Schwechat. „Unsere Aufgaben sind vielseitig. Der San-Trupp wird anlassbezogen bei Demos, Fußballspielen oder anderen Großereignissen einberufen“, schildert der Chefinspektor das breite Aufgabenfeld der Einheit. „Wir kommen aber auch bei internen Veranstaltungen, wie bespielweise bei Ausmusterungen oder Begräbnissen, zum Einsatz.“

Mehr Sicherheit durch rasche Hilfe.

„Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Einsatz mit dem San-Trupp zurück. Es war der Akademikerball im Jahr 2017. Ein Kollege der Landesverkehrsabteilung stürzte mit seinem Motorrad und erlitt einen offenen Unterschenkelbruch“, sagt Haidegger. „Wir hörten davon über Funk und fuhren sofort zu. Das Bein wurde von uns geschient und wir bewahrten den Polizisten vor einer Unterkühlung. Als die Rettung am Unfallort eintraf, konnte er ohne Verzögerung in den Rettungswagen und umgehend in ein Spital gebracht werden – dank der professionellen Ersten Hilfe, die durch mein Team schon im Vorfeld geleistet wurde.“

Polizeisanitäter

Polizeisanitäter versehen regulären Streifendienst und leisten Hilfe bei Unfällen mit Verletzen, aber auch in lebensbedrohlicheren Situationen – beispielsweise bei Stich- oder Schussverletzungen. Jeder ­GSOD-Sanitäter ist mit einem persönlichen IFAK (Individual First Aid Kit) ausgerüstet. Die Erste Hilfe-Ausrüstung eines San-Trupps unterscheidet sich nicht von jener der Sondereinheit Cobra/DSE und der Spezialeinheit WEGA. Der große Vorteil liegt darin, dass die gut ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen sofort professionelle Hilfe leisten können – häufig noch bevor die zivilen Rettungskräfte eintreffen. Bundesweit gibt es 283 Polizeisanitäter in verschiedenen Einsatzgebieten.

Sanitäter in Sondereinheiten.

Polizeisanitäter Thomas Haidegger koordiniert in Wien die GSOD-Sanitäter.
Polizeisanitäter Thomas Haidegger
koordiniert in Wien die GSOD-Sanitäter.
© Bernhard Elbe

Im Herbst 2014 begann in der Zentrale des EKO Cobra/DSE in Wiener Neustadt die Schulung der ersten Cobra-Polizisten zu Trainern für ein neues taktisches Sanitätskonzept (TSK). Die vom EKO Cobra/DSE und der Abteilung I/10 (Medizinische und Gesundheitsangelegenheiten) organisierte Grundausbildung durchliefen 29 Bedienstete der Cobra, die bereits zu Rettungs- oder Notfallsanitätern ausgebildet worden waren. Diese bildeten in der Folge alle Einsatzbeamten der Cobra zu Ersthelfern aus und führen seither wiederkehrende Schulungen durch. Inzwischen gibt es bei der Cobra 51 Beamte mit einer Sanitätsausbildung an allen acht Standorten. Der EKO Cobra/DSE kommt die Bundeskompetenz für das TSK zu. Bei der WEGA wird seit 2016 das taktische Sanitätskonzept des BMI umgesetzt; die ersten WEGA-Sanitäter wurden von der Cobra geschult.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, in den Reihen der Polizei gut ausgebildete Beamte zu haben, die während eines Einsatzes rasche und professionelle medizinische Hilfe leisten können. Vielfach waren Kundgebungen durch ein hohes Gewaltpotenzial gekennzeichnet und aufgestaute Aggressionen der Teilnehmer richteten sich gegen Polizistinnen und Polizisten. Das Gegenüber habe nicht nur die Corona-Politik, sondern auch jegliche Abstands- und Hygienemaßnahmen strikt abgelehnt, das sei eine zusätzliche gesundheitliche Gefährdung, Belastung und Herausforderung für die im Einsatz stehenden Beamten, sagt Bezirks­inspektor Christoph Bozek-Leitgeb. Der WEGA-Beamte ist Notfallsanitäter und verfügt über Notfallkompetenzen wie Arzneimittelgabe, das Legen eines Venenzugangs und die Verabreichung von Infusionen. Seit 2018 steht er den Sanitätern der ASE WEGA vor und koordiniert deren TSK-Ausbildung sowie die Ausbildung der Einsatzbeamten in Taktischer Verwundetenversorgung.

Erste Anlaufstelle.

Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie waren die Einsatzsanitäter der WEGA die erste Anlaufstelle für ihre Einheit in gesundheitlichen Angelegenheiten, noch bevor ärztliche Hilfe konsultiert wurde. „Die Sanitäter in unserer Abteilung genießen aufgrund ihrer Erfahrung, der guten Ausbildung und da sie mit der Mannschaft bestens vernetzt sind, großes Vertrauen“, sagt Bozek-Leitgeb. „Auch während der Corona-Pandemie haben die Kollegen auf dieses Wissen und Vertrauen gebaut – wenn es um Hygienekonzepte, Fragen zur Infektiologie oder zu den Testmodalitäten ging. Infektiöse Kollegen konnten wir durch regelmäßige Corona-Testungen rechtzeitig herausfiltern und so eine Cluster-Bildung, die eine Abteilung im schlimms­ten Fall zum Erliegen bringen kann, verhindern.“

Spezielle Schulungen.

Unter den Spezialisten der WEGA befinden sich derzeit 19 Einsatzsanitäter. Darüber hinaus sind alle Beamten der Spezialeinheit mit dem Taktischen Sanitätskonzept vertraut und im Umgang mit lebensrettenden medizinischen Tools geschult. Einsatzsanitäter der WEGA durchlaufen im Rahmen des Basisausbildungslehrganges eine fast 60-stündige medizinisch-taktische Schulung.
„Nach der Basisausbildung können sich diese Kollegen für eine Sonderausbildung zum Einsatzsanitäter bewerben, wir bezeichnen diese Funktion intern als Medic. Darüber hinaus absolvieren die ausgewählten Beamten eine Grundausbildung, besuchen in weiterer Folge den Rettungssanitäterkurs und müssen sich laufend im Bereich des Taktischen Sanitätskonzepts fortbilden“, beschreibt Bozek-Leitgeb. Im BMI-Erlass dazu ist vorgeschrieben, dass die Polizeisanitäter jährlich 76 Stunden Fahrdienstpraxis im Rettungsdienst, 24 Praxisstunden in einem Spital sowie 35 eigenständige oder angeleitete Fortbildungsstunden zu absolvieren und nachzuweisen haben.

Lebensrettendes Equipment.

Das wichtigste Tool der WEGA-Beamten in medizinischen Belangen ist das Tourniquet. Es handelt sich dabei um ein Abbindesystem, durch das der Blutfluss in den Extremitäten unterbrochen werden kann. „Trotz Körper-Schutzausrüstung sind die Arme und Beine der im Einsatz befindlichen Kollegen weitestgehend ungeschützt, da diese frei liegen“, erklärt der erfahrene WEGA-Beamte. „Verletzungen an diesen Körperteilen durch Schuss- oder Stichwaffen sind häufig mit sehr hohem Blutverlust verbunden. Mit dem Tourniquet kann sich ein verletzter Beamte durch Abbinden der betroffenen Gliedmaße zunächst selbst versorgen. Das hat den Vorteil, dass in der kritischen Erstphase keine weiteren am Einsatz beteiligten Kräfte gebunden werden.“ Im IFAK eines jeden WEGA-Beamten befinden sich weitere Blutstillungsmittel wie insbesondere ein vorgefertigter Schnelldruckverband sowie Zellstoff, der mit einem Medikament zur Förderung der Blutgerinnung (Hämostyptikum) getränkt ist. Bei Verletzungen des Brustkorbs (thorakale Verletzungen), beispielsweise durch einen Messerstich, kommen „Chest-Seals“ zur Anwendung. Die spezielle Klebefolie verhindert ein Eindringen von Luft in den Brustkorb. „Jeder Einsatzsanitäter führt zusätzlich noch einen Einsatzrucksack mit, um weiterführende spezielle Maßnahmen wie etwa die Verabreichung von Sauerstoff oder Notfallmedikamenten setzen zu können“, schildert der Bezirksinspektor.

Medizin und Taktik.

„Unser medizinisches Handeln ist immer in ein polizeilich-taktisches Setting eingebettet. Die medizinische Handlung darf nie singulär betrachtet werden. Der Beamte muss die taktische Lage genau und richtig beurteilen und sein bevorstehendes Handeln mit dem Einsatzleiter absprechen“, erläutert Bozek-Leitgeb das Zusammenspiel des polizeilichen und medizinischen Agierens. „Medizinische Handlungen dürfen den sicherheitspolizeilichen Auftrag niemals gefährden. Ein Amok-Schütze beispielsweise muss prioritär festgesetzt werden, noch bevor Verletzte versorgt werden können, damit nicht noch weitere Menschen verletzt oder getötet werden.“ Im Zuge von Trainings werden die WEGA-Polizisten deshalb nicht nur mit einem Verletzungsmuster, sondern auch immer mit einer taktischen Lage und einem Auftrag konfrontiert.

Taktisches Sanitätskonzept.

Als Beispiel für die Anwendung des TSK des Bundesministeriums für Inneres schildert Bozek-Leitgeb einen Einsatz aus dem Jahr 2018, wo ein Mann seine Frau mit mehreren Messerstichen schwer verletzt hatte. Der Täter flüchtete in das Stiegenhaus der Asylunterkunft. Für den zivilen Rettungsdienst war die Gefahr zu groß, um zur Verletzten vordringen zu können. „Einsatzkräfte der WEGA arbeiteten sich in das Objekt vor. Ein Einsatzsanitäter richtete mit einem zweiten Kollegen einen sicheren Bereich in der Unterkunft ein und begann mit der Versorgung der schwer verletzten Frau. Währenddessen konnte der Täter von einem Zugriffsteam gestellt und festgenommen werden. Das Opfer wurde erstversorgt und stabilisiert an die Rettung übergeben“, erinnert sich der erfahrende Polizeisanitäter an den gelungenen Einsatz mit Lebensrettung.

Sanitäter in Polizeianhaltezentren.

Sanitäter in Polizeianhaltezentren: Zu ihren Aufgaben zählen unter anderem die Unterstützung des Arztes bei Untersuchungen, die Überwachung der Angehaltenen im Rahmen der ärztlichen Untersuchung sowie der Schutz des Arztes.
Sanitäter in Polizeianhaltezentren: Zu ihren Aufgaben zählen
unter anderem die Unterstützung des Arztes bei Untersuchungen,
die Überwachung der Angehaltenen im Rahmen der ärztlichen
Untersuchung sowie der Schutz des Arztes.
© Bernhard Elbe

Polizeisanitäter versehen bundesweit Dienst in den Polizeianhaltezentren sowie im Anhaltezentrum Vordernberg. In der Abteilung für Fremdenpolizei und Anhaltevollzug (AFA) der LPD Wien sind derzeit 31 Polizeisanitäterinnen und -sanitäter tätig. Das Aufgabenspektrum ist breit gefächert. „Zu unseren Tätigkeiten zählen die Ausgabe von Medikamenten, die Überwachung der Angehaltenen im Rahmen der ärztlichen Untersuchung sowie der Schutz des Arztes, die Kontrolle der Ausscheidungen bei Body-Packern, die Ausführung, Begleitung und Bewachung der Häftlinge in öffentliche Krankenanstalten und Gesundheitseinrichtungen, die Beschaffung von medizinischen Geräten, Medikamenten, Sanitätsmaterial und Laborbedarf nach den Vorgaben des Innenministeriums oder das Führen der elektronischen Gesundheitsdatei“, nennt Revierinspektor und Polizeisanitäter Marc Cimpa einige der zahlreichen Aufgaben. Ebenso unterstützen die speziell geschulten Polizistinnen und Polizisten die Untersuchungen bei Charter-Abschiebungen auf dem Land- oder Luftweg, bei problematischen Überstellungen psychisch auffälliger Häftlinge oder bei der sozialen und medizinischen Betreuung von Substitutions- und Alkoholkranken wie auch bei psychisch kranken Patienten.

Versorgung von Häftlingen.

Bei Untersuchungen und der medizinischen Betreuung von Angehaltenen arbeiten die Polizeisanitäter der AFA eng mit den Polizeiärzten zusammen. „Wir unterstützen die Ärzte bei Temperatur- und Blutdruckmessung, Gewichtskontrolle, Harn- Stuhluntersuchungen mittels Schnelltestverfahren, Blutentnahme aus den Kapillaren im Rahmen der patientennahen Labordiagnostik oder der Blutabnahme aus der Vene“, sagt Cimpa. In Notfällen sind die Polizeisanitäter dazu verpflichtet, qualifizierte Erste Hilfe zu leisten.

Ausbildung und Ausrüstung.

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter umfasst 320 Stunden und findet in der Heeressanitätsschule statt, sofern der Beamte nicht bei einer zivilen Rettungsorganisation ausgebildet wurde. „Nur mit der Ausbildung zum Rettungssanitäter ist eine ständige Verwendung als Sanitäter in der AFA zulässig. Es werden regelmäßig Reanimationsübungen durchgeführt, an der jeder Sanitäter mindestens alle zwei Jahre teilnehmen muss“, erläutert Cimpa die Aus- und Fortbildung. „Im Ernstfall wird der Zustand des Patienten durch den diensthabenden Polizeisanitäter soweit wie möglich stabilisiert und psychischer Beistand geleistet. Währenddessen wird die Rettung verständigt. Die Zusammenarbeit mit den zivilen Rettungskräften funktioniert sehr gut.“
Zur Ausrüstung in den Sanitätsstellen gehört mitunter ein Notfallrucksack für die Erstversorgung. Da auch die Erst­untersuchungen der Angehaltenen durchgeführt werden müssen, sind die Sanitätsstellen zusätzlich mit einem EKG, Blutdruckmessgerät, Blutzuckermessgerät, mit medizinischem Sauerstoff, einem Stethoskop, Drogennachweis, Urinteststreifen, Notfalltrage, einem Rollstuhl oder einem Hämatokritgerät ausgestattet.

Gernot Burkert


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2022

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