Historama

Historische Polizeifahrzeuge

Offener Steyr 380: Mannschaftstransporter bei einigen Polizeidirektionen ab den 1950er-Jahren.
Offener Steyr 380: Mannschaftstransporter bei einigen
Polizeidirektionen ab den 1950er-Jahren. © Werner Sabitzer

Beiwagenmaschinen, Streifenwagen, Mannschaftstransporter: Im Technik- und Verkehrsmuseum Historama in Ferlach in Kärnten sind auch historische Polizei- und Gendarmeriefahrzeuge ausgestellt. 

Das „klassische“ Einsatzfahrzeug der Polizei und Gendarmerie nach dem Zweiten Weltkrieg war der VW-Käfer. Wegen Geldmangels konnte kurz nach Kriegsende nur eine kleine Serie von VW-Fahrgestellen gekauft werden. Die Karosserie wurde von Austro-Tatra in Wien gebaut und auf das Fahrgestell aufgesetzt, sodass zwei- und viertürige Kabrioletts entstanden. Ab 1950 wurden von VW in Deutschland vollständige Käfer gekauft. Mehr als drei Jahrzehnte waren die grauen Käfer der Gendarmerie und die grünen (später weißen) der Polizei als bevorzugte Streifenwagen im Einsatz, bis sie ab 1974 nach und nach von VW-Golf-Autos abgelöst wurden. Die letzten Blaulicht-Käfer fuhren bis Ende der 1980er-Jahre.
Ein grauer VW-Käfer-Streifenwagen der Gendarmerie mit einem luftgekühlten 34-PS-Benzinmotor ist im Verkehrs- und Technikmuseum Historama in der Büchsenmacherstadt Ferlach in Kärnten ausgestellt. Im Museum gibt es eine Reihe weiterer historischer Kraftfahrzeuge, die bei Polizei, Gendarmerie und anderen Blaulichtorganisationen im Einsatz waren.

Offener Mannschaftstransporter.

VW-Käfer: Streifenwagen der Gendarmerie bis Ende der 1980er-Jahre.
VW-Käfer: Streifenwagen der Gendarmerie
bis Ende der 1980er-Jahre. © Werner Sabitzer

Der Steyr 380 war der erste Diesel-Lkw, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich produziert wurde. Dieses Modell mit der charakteristischen „Schnauze“ war der meistverkaufte Lastwagen in Österreich. Den 380er gab es auch in einer Bus-Version – der Busaufbau erfolgte von den Lohner-Werken in Wien-Donaustadt.
Bei der Wiener Polizei fuhren ab Anfang der 1950er-Jahre einige offene, mit einer wegklappbaren Dachplane ausgestattete Steyr-380-Mannschaftstransportwagen. Sie wurden noch in den späten 1970er-Jahren in der Schulabteilung für den Transport der Polizeischüler eingesetzt. Auch in anderen Bundespolizeidirektionen waren offene Transporter im Einsatz. Heute sind noch einige dieser Fahrzeuge als Oldtimer für Tourismuszwecke zugelassen. Ein weiterer fahrbereiter Mannschaftstransporter mit 23 Sitzplätzen steht im Historama und kann für Ausflüge gebucht werden. Im Museum sind acht weitere Steyr-380-Lkw ausgestellt, darunter ein Kelag-Leiterwagen.

Harley-Beiwagenmaschine.

Harley-Davidson-Beiwagenmaschine: 1951 bis 1957 bei der Polizei in Klagenfurt im Einsatz.
Harley-Davidson-Beiwagenmaschine: 1951 bis 1957 bei der
Polizei in Klagenfurt im Einsatz. © Werner Sabitzer

Die Motorräder der Marke Harley-Davidson WL 49 mit einem Hubraum von 750 Kubikzentimetern und einer Höchstgeschwindigkeit von 105 Stundenkilometern wurden in den 1940er-Jahren für die US-Army entwickelt. Ende der 1940er-Jahre wurden für die Polizei und Gendarmerie in Österreich Motorräder dieses Typs gekauft, darunter Beiwagen-Maschinen. Bei der Verkehrsabteilung der Wiener Polizei waren sechs solcher Beiwagenmaschinen im Einsatz.
Im Historama sind zwei Harley-Davidson-WL-49-Beiwagenmaschinen zu sehen. Eine davon war von 1951 bis 1957 bei der Bundespolizeidirektion Klagenfurt im Einsatz, vorwiegend am Flughafen Klagenfurt. Das Fahrzeug wurde im August 1957 von Karl Otto Bartl um 600 Schilling (43 Euro) erworben. Er fuhr damit bis Oktober 1975. Der Nachbesitzer hielt das 346 Kilogramm schwere Gefährt bis 2008 betriebsbereit und nahm damit an Oldtimertreffen teil.

Gendarmerie-Bus.

Ehemaliger Gendarmeriebus: originaltreu restauriert.
Ehemaliger Gendarmeriebus:
originaltreu restauriert.
© Werner Sabitzer

Das zuletzt erworbene Exekutivfahrzeug im Historama ist ein Oldtimerbus der Gendarmerie. Der Steyr-Bus wurde in den späten 1960er-Jahren für Mannschaftstransporte in der Gendarmeriezentralschule in Mödling, Niederösterreich, eingesetzt. Danach wurde das Fahrzeug verkauft und vom neuen Besitzer zu einem Campingmobil umgebaut.
Vor einigen Jahren ersteigerte der Verein Nostalgiebahnen den Bus und restaurierte ihn 2018 mit finanzieller Unterstützung der Gesellschaft der Gendarmerie- und Polizeifreunde Kärnten und brachte ihn in den Originalzustand als Gendarmerietransportfahrzeug. Der Oldtimer wird nun für Präsentationen und Ausflugsfahrten verwendet.

Arrestantenwagen.

In den 1950er-Jahren erwarb das Justizministerium Arrestantenwagen auf Basis des Hanomag L 28. Ein solcher Häftlingstransporter mit „Alligatorhaube“ und einer Trennwand zur Lenkerkabine ist im Historama ausgestellt. Der Transporter wurde 1995 von einem Zahnarzt erworben, der das Fahrzeug als Wohnmobil verwendete. Danach wurde es originalgetreu restauriert.
Ein zweiter Hanomag L 28 mit Faltbach im Historama war bei der Polizei in Tübingen, Deutschland im Einsatz.

Historama.

Hanomag mit Faltdach, bei der Polizei in Tübingen (Deutschland) im Einsatz; dahinter ein Leiterwagen der KELAG.
Hanomag mit Faltdach, bei der Polizei in Tübingen
(Deutschland) im Einsatz; dahinter ein Leiterwagen
der KELAG. © Werner Sabitzer

1991 begannen einige Kärntner, historisch bedeutsame und interessante Fahrzeuge und technische Geräte vor der Verschrottung zu retten und sie der Nachwelt zu erhalten. Die Exponate wurden in den Gebäuden eines ehemaligen Bauernhofs in Klagenfurt untergebracht. Einige Fahrzeuge waren in den Hallen der Klagenfurter Verkehrsbetriebe geparkt. 1991 musste der Bauernhof wegen Baufälligkeit geräumt werden. 1990 wurde der Verein Nostalgiebahnen in Kärnten gegründet, der das Gelände der ehemaligen Kärntner Stahlwerke (KESTAG) in Ferlach übernahm. Vom Werksgelände gibt es eine 1,1 Kilometer lange Anschlussbahnstrecke zum Bahnhof Ferlach. Diese Strecke wurde vom Verein elektrifiziert und kann mit den historischen Tramways befahren werden. Für Ausflugsfahrten stehen neben den beiden Museumsstraßenbahnen historische Dampfzüge, zwölf Oldtimerbusse und zwei Nostalgieschiffe auf dem Wörthersee zur Verfügung. Diese Fahrzeuge können für Ausflugsfahrten gemietet werden.
Das Historama in Ferlach ist das zweitgrößte Verkehrsmuseum in Österreich. Auf mehr als 4.700 Quadratmetern Ausstellungsfläche befinden sich Kutschen, Straßenbahnfahrzeuge, einspurige Fahrzeuge, Personen- und Lastkraftwaten, Fluggeräte und Ausstellungsstücke aus der Schifffahrt.
Der Verein betreibt neben dem Historama in Ferlach das Stadtverkehrs- und Kinomuseum beim Strandbad Klagenfurt. Von diesem Museum fährt seit 1976 die Lendcanaltramway ab. Die historischen Straßenbahnbeiwagen aus Klagenfurt und Innsbruck werden von einem Akkutriebwagen gezogen. 

Werner Sabitzer


Museum für Technik und Verkehr Historama, 9170 Ferlach, Auengasse 28, www.nostalgiebahn.at , +43-664-5301933, office@nostalgiebahn.at


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2022

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