Kriminaltechnik

Den Tätern auf der Spur    

Die Expertinnen und Experten der Kriminaltechnik des Bundeskriminalamtes tragen mit ihrer Arbeit zur Aufklärung von Straftaten bei, indem sie gerichtlich verwertbare Sachbeweise liefern.

Experten der Kriminaltechnik führten 2021 3.474 Analysen von Fasern, Haaren und Textilien durch.
Experten der Kriminaltechnik führten 2021 3.474 Analysen
von Fasern, Haaren und Textilien durch. © Gerd Pachauer

Der Sachbeweis steht im Mittelpunkt jeder kriminaltechnischen Untersuchung. Die Kriminaltechnikerinnen und -techniker des Bundeskriminalamtes analysieren sichergestellte Spuren, etwa von Textilien, Fasern, Suchtmitteln, Fingerabdrücke, Geschoße oder Patronenhülsen, aber auch Explosionsrückstände, Einbruchsspuren und Dokumente. 2021 wurden knapp über 39.000 Untersuchungen durchgeführt. In den letzten fünf Jahren hat sich diese Zahl zwischen 38.000 und 40.000 eingependelt.

Bilanz.

Für die Analysen sowie das Erstellen der Gutachten für die Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden sind die Referate Chemie, Waffen- und Formspuren, Urkunden und Handschriften, Biologie und Mikroskopie sowie Brand- und Explosionsursachenuntersuchungen zuständig. Die 43 Expertinnen und Experten der Fachbereiche führten 2021 zentral für Österreich über 39.000 Einzeluntersuchungen durch. Darunter fielen 24.314 Suchtmittelanalysen, 880 Schusswaffenuntersuchungen, 5.300 Urkunden- beziehungsweise Handschriftenuntersuchungen, 3.474 Analysen von Fasern, Haaren und Textilien sowie 105 Brand- und eine Explosionsursachenuntersuchung vor Ort. 2021 wurde im Vergleich mit 2020 aufgrund der Covid-19-Maßnahmen ein Rückgang der Zahl an Untersuchungsaufträgen bei Reisedokumenten und bei Eigentumsdelikten verzeichnet. Die Zahl an Suchtmitteluntersuchungen war im vergangenen Jahr das erste Mal nicht im Steigen begriffen (2020: 25.134).

Wohnungsbrand bei Burgschauspielerin.

Am Abend des 9. Dezember 2021 wurde in der Wasagasse im 9. Wiener Bezirk Brandalarm ausgelöst. Im zweiten Stock des Mehrparteienhauses schlugen Flammen aus den Fenstern der Wohnung und auch das Stiegenhaus war stark verraucht. Die Einsatzkräfte konnten die Hausbewohner sicher evakuieren. Doch der Brand wütete so stark, dass sie erst nach dreieinhalb Stunden in die Wohnung einer Burgschauspielerin vordringen konnten. Sie konnte nur mehr tot geborgen werden. Eine weitere Person wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Um die Brandursache zu ermitteln, rückten die Experten der Kriminaltechnik aus. Sie konnten Fremdverschulden ausschließen. Der Brand wurde auf eine Zigarette oder eine Kerze zurückgeführt.

Schussrückstände.

Die Beziehung einer Frau zu einem Gastwirt war von gewaltvollen Auseinandersetzungen geprägt, weshalb sie wenige Tage vor der Tat beschloss, getrennte Wege zu gehen und die Beziehung beendete. Doch der Mann wollte das nicht akzeptieren, nahm seine Schusswaffe und fuhr zu seiner Ex-Freundin in den 20. Wiener Bezirk. Dort erschoss er sie und ging anschließend in den Innenhof, wo ihn Beamte der Spezialeinheit WEGA betrunken vorfanden und festnahmen. Kriminaltechniktechniker des Bundeskriminalamtes untersuchten die Hände und die Bekleidung des Tatverdächtigen auf Schussrückstände und konnten aufgrund der Schmauchspuren nachweisen, dass er kurz vor der Festnahme den Abzug einer Schusswaffe betätigt hatte. Ende Dezember wurde der Mann rechtskräftig zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. 

Großbrand im Rax-Gebiet.

Großbrand im Rax-Gebiet: Kriminaltechniker stießen auf eine illegale Feuerstelle als mögliche Ausbruchsstelle.
Großbrand im Rax-Gebiet: Kriminaltechniker stießen auf
eine illegale Feuerstelle als mögliche Ausbruchsstelle.
© www.einsatzdoku.at

Der Waldbrand im Rax-Gebiet Ende Oktober/Anfang November gilt als der größte in der Geschichte Österreichs: Rund 9.000 freiwillige Einsatzkräfte kämpften 13 Tage lang gegen die Flammen im niederösterreichischen Hirschwang an der Rax, im Bezirk Neunkirchen. Um die Brandursache feststellen zu können, wurden Experten der Kriminaltechnik des Bundeskriminalamtes zu den Untersuchungen hinzugezogen. Auf der Suche nach der möglichen Ausbruchsstelle des Feuers stießen sie auf eine illegale Feuerstelle auf dem Mittagstein. Das Feuer vernichtete 115 Hektar Wald, wodurch ein Schaden von knapp 30 Millionen Euro entstand. Der Verursacher des Brandes konnte bisher nicht ausgeforscht werden.

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2022

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