Suchtmittelkriminalität

Drogenhandel im Darknet     

Drogen per Post: Die Polizei führt regelmäßig Schwerpunktkontrollen in Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung durch.
Drogen per Post: Die Polizei führt regelmäßig
Schwerpunktkontrollen in Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung
durch. © Bundeskriminalamt

Das Bundeskriminalamt bekämpft seit Jahren den Verkauf und Versand illegaler Suchtmittel über das Darknet. Bei Schwerpunktkontrollen konnten seit August 2016 über 17.000 Sendungen sichergestellt werden.

Der Verkauf und Versand von illegalen Suchtmitteln über das Darknet boomt und auch in Österreich sind die Auswirkungen der globalen Entwicklung spürbar. Sowohl Einzeltäter als auch kriminelle Organisationen bedienen sich immer öfter der Darknet-Marktplätze für ihre kriminellen Machenschaften, wobei dem Suchtmittelhandel eine immer größer werdende Rolle zukommt. Darauf reagierte die österreichische Kriminalpolizei und führte seit August 2016 regelmäßig Schwerpunktkontrollen in Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung durch.

Suchtmittelhandel im Darknet.

Österreich ist vom internationalen Trend nicht ausgenommen. Suchtmittel von hoher Qualität werden oft zu einem verhältnismäßig niedrigen Preis online gekauft und im Straßenhandel weiterverkauft. Der Suchtmittelhandel via Darknet verdrängt nicht den bestehenden Straßenhandel, er ergänzt ihn. Die Täter beschränken ihre Kommunikation und Interaktion nicht auf das Darknet, sondern bedienen sich auch diverser Messengerdienste und Foren. Das erschwert Ermittlungen zusätzlich.

Schwerpunktkontrollen.

Die Schwerpunktkontrollen der Kriminalpolizei und der Zollverwaltung seit 2016 unterstreichen die Wichtigkeit dieser Maßnahmen: Bis dato wurden insgesamt 17.000 Postsendungen für österreichische Empfängerinnen und Empfänger sichergestellt. Dabei wurden zwei Tonnen Suchtmittel, neue psychoaktive Substanzen und andere psychotrope Stoffe beschlagnahmt. 15.600 Sendungen kamen aus dem Ausland, davon 80 Prozent aus den Niederlanden. Die häufigsten Zieladressen sind in Wien zu finden, gefolgt von der Steiermark, Tirol, Oberösterreich und Kärnten.

Rückläufiger Trend.

Obwohl auch 2021 verstärkt kontrolliert wurde, konnte ein leichter rückläufiger Trend in der Anzahl der sichergestellten Suchtmittel-Postsendungen registriert werden. Das liegt zum einen an den täglichen Schwerpunktaktionen der niederländischen Post, die seit Juni 2020 erfolgen, und zum anderen an den Maßnahmen, die von der Kriminalpolizei europaweit umgesetzt werden, wodurch Darknet-Verkäufer zunehmend verunsichert wurden. Zudem war auch die Darknet-Community von den verzögerten oder nicht erhaltenen Lieferungen aufgrund der Covid-19-Pandemie betroffen.
Auch in Österreich konnte beobachtet werden, dass sich die Anzahl der bisher aktiven und bekannten österreichischen Verkäufer stark verringert. Jedoch wurde ein Anstieg des Suchtmittelhandels via Messengerdienste verzeichnet.

Bekämpfung des Online-Suchtmittelhandels.

Seit 2018 kämpft ein spezialisiertes Referat im Bundeskriminalamt, das zum Büro zur Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität gehört, gegen den Online-Suchtmittelhandel. Die Referatsmitarbeiter führen unter anderem schwerpunktmäßige Ermittlungen gegen Suchtmittelhändlerinnen und -händler durch, die sich in Österreich aufhalten, und koordinieren die polizeilichen Maßnahmen gegen Suchmittelabnehmerinnen und -abnehmer. Neben den operativen Ermittlungen analysieren die Experten aktuelle internationale Entwicklungen und arbeiten neue Bekämpfungsstrategien aus.

Die Zerschlagung der Vertriebswege

Die Zerschlagung der Vertriebswege kristallisierte sich schnell als eines der effektivsten Mittel heraus, da die auf den Darknet-Marktplätzen angebotenen Suchtmittel hauptsächlich über den herkömmlichen Postweg verschickt werden. Daher wurden seit Beginn 2020 die operativen Ermittlungen mit Schwerpunktkontrollen der Postwege kombiniert und in enger Kooperation mit der österreichischen Zollverwaltung durchgeführt. Die bisher aktivsten österreichischen Darknet-Verkäufer konnten so ausgeforscht und festgenommen werden.
2021 gelang zudem die Zerschlagung zweier führender Tätergruppierungen, die über zwei Onlineshops auf verschiedenen Darknet-Marktplätzen insgesamt über 175 Kilogramm Suchtmittel, davon knapp 40 Kilogramm Kokain, an Tausende Abnehmerinnen und Abnehmer verkauft hatten und einen Gewinn in Millionenhöhe erzielten.      

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2022

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