Polizeidiensthunde

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Polizeidiensthunde verringern das Risiko für die einschreitenden Polizisten und sind daher ein wichtiger Bestandteil der Eigensicherung.
Polizeidiensthunde verringern das Risiko für die
einschreitenden Polizisten und sind daher ein wichtiger
Bestandteil der Eigensicherung.
© Gerd Pachauer

Die Arbeit als Polizeihundeführer ist fordernd. Bei der Ausbildung erwerben Hundeführer die Kompetenzen, mit dem Hund umzugehen und wie er taktisch im Einsatz geführt werden kann.

In Wien-Strebersdorf, umgeben von Lagerhallen und Industriegebäuden, befindet sich eine der zwei Ausbildungsstätten des Bundesausbildungszentrums (BAZ) für Polizeidiensthundeführerinnen und -führer (PDHF) in Österreich. Die Anlage wurde 2021 modernisiert und bietet neben Schulungsmöglichkeiten auch Unterkünfte für Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Die Gesamtfläche des Trainingsgeländes in Wien beträgt 130.000 Quadratmeter. Das ober­österreichische Pendant in Bad Kreuzen bietet mit seinen Zwingeranlagen für 30 Polizeidiensthunde Platz. 

Zu den zentralen Aufgabe

Zu den zentralen Aufgaben des BAZ für PDHF gehört die Aus- und Fortbildung aller Polizeidiensthunde sowie der Exekutivbediensteten zu Polizeidienst-hundeführerinnen und -führern. „Wir präferieren Leistung in Harmonie, sprich jede Polizeidiensthundeführerin und jeder Polizeidiensthundeführer muss mit dem Hund Freude an der Arbeit entwickeln. Diese Freude und Motivation sind die Basis unserer Ausbildung“, sagt Oberst Karin Joszt-Friewald, Leiterin des BAZ. Zusätzlich bildet das BAZ besonders engagierte Hundeführerinnen und -führern zu Landesausbilderinnen und -ausbildern aus. Diese unterstützen die insgesamt zwölf Bundesausbilder bei der Vorbereitung der Junghunde für Lehrgänge und trainieren mit bereits im Einsatz stehenden Polizeidiensthundeführerinnen und -führern in der jeweiligen Landespolizeidirektion. „Sowohl die Bundesausbilder als auch die Landesausbilderinnen und -ausbilder sind in der Lage, mit Leidenschaft, Fachwissen und Konsequenz den Trainingsalltag der Exekutivbediensteten und Hunde so zu gestalten, dass sich eine Perfektion im Zusammenwirken zwischen Mensch und Tier entwickelt. Mit dem berufsbegleitenden Training garantieren wir den Erhalt des Leistungsniveaus des jeweiligen Teams aus Mensch und Hund in allen Bundesländern“, erklärt Joszt-Friewald.
Ausbildung zum Polizeidiensthund. Der Weg vom Welpen bis zum einsatzfähigen Polizeidiensthund dauert zwei Jahre. Der Hund wird sowohl als Schutz- und Stöberhund sowie im Anschluss in einem Spezialbereich ausgebildet. In Österreich wird eine duale Ausbildung durchgeführt. Die Exekutivbediensteten werden parallel mit ihren Diensthunden geschult. Die angehenden Diensthundeführerinnen und -führer erwerben die Kompetenzen, mit dem Hund umzugehen, ihn so zu trainieren, dass die erworbenen Fähigkeiten erhalten bleiben und der Hund taktisch im Einsatz geführt werden kann.

Der Grundausbildungslehrgang

Großer Sicherheitspolizeilicher Ordnungsdienst: Einsatz der Diensthundestaffel bei einer Demonstration in Wien.
Großer Sicherheitspolizeilicher Ordnungsdienst: Einsatz
der Diensthundestaffel bei einer Demonstration in Wien.
© Gerd Pachauer

Der Grundausbildungslehrgang dauert 544 Stunden und wird in drei Modulen durchgeführt. Entscheidet man sich bereits im Welpenalter für die Ausbildung, so wird der Hund im Alter von sechs Monaten für das erste Modul einberufen. Das zweite beginnt mit einem Jahr und das dritte Modul inklusive Zertifizierung wird mit ungefähr 18 Monaten absolviert.
Neun Polizeidiensthundeführer aus Wien schlossen im Februar 2022 mit ihren Hunden den Grundausbildungslehrgang des Bundesausbildungszentrums (BAZ für PDHF) ab. Derzeit läuft ein weiterer Kurs mit neun Kolleginnen und Kollegen aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Im Lehrgangsgeschehen arbeiten neben den Bundesausbildern auch die Landesausbilderinnen und -ausbilder mit dem jeweiligen Team zusammen. Die Hundeführerinnen und -führer kennen sie bereits aus dem gewohnten Trainingsumfeld sowie von der Aufzucht der Welpen. Damit entwickelt sich ein ständiger Informationsaustausch über die Entwicklung des jeweiligen Hundes.
„Nachdem der Hund diese Grundausbildung abgeschlossen hat, ist er einsatzfähig und kann das Stöbern nach Personen und Gegenständen sowie die Schutzarbeit verlässlich durchführen“, sagt der Ausbildungsleiter des BAZ Wien, Chefinspektor Berthold Gasser. 

Spezialausbildungen.

Diensthundeführer müssen Freude an der Arbeit mit dem Hund haben.
Diensthundeführer müssen Freude an
der Arbeit mit dem Hund haben.
© Gerd Pachauer

Der Hund kann zusätzlich nach der Grundausbildung eine der Spezialausbildungen absolvieren. 242 Diensthunde österreichweit weisen eine Spezialausbildung vor, davon sind 8 Personenspürhunde, 88 Suchtmittelspürhunde, 45 Sprengstoff-spürhunde, 17 Leichen- und Blutspürhunde, 18 Brandmittelspürhunde und 46 alpine Einsatzhunde. In der Polizei werden folgende Hunderassen eingesetzt: der belgische Schäferhund „Malinois“, der holländische Schäferhund, der deutsche Schäferhund Rotweiler und Riesenschnauzer.

Zertifizierung der Polizeidiensthunde.

Die Entscheidung, ob ein Hund fähig ist, im Streifendienst eingesetzt zu werden, fällt bei der Dienstprüfung nach dem dritten Modul des Grundausbildungslehrganges. Die Zertifizierung erfolgt vom Bundesausbildungszentrum in Sparten: Unterordnung, Stöbern nach Gegenständen und Personen sowie polizeiliche Schutzarbeit.
„Die Unterordnung bildet die Basis – erst wenn dieser Punkt positiv abgeschlossen ist, kann das Team für die restlichen Einsatzlagen abgeprüft werden“, sagt Gasser. Das Stöbern nach Gegenständen ist vor allem für die Tatortarbeit wichtig. Hierbei wird geprüft, ob der Hund auf akustische Signale ein Suchverhalten zeigt und die gefundenen Objekte anzeigt, ohne sie zu berühren bzw. zu beschädigen. „Unsere Hunde müssen effizient, kontrollierbar und zuverlässig sein. Auf diese Qualitätskriterien legen wir großen Wert“, ergänzt Gasser. Hundeführerinnen und -führer müssen die taktische Kompetenz verinnerlichen und dafür sorgen, dass die Hunde im Einsatz schnell zum Erfolg kommen.

Entwicklung der Ausbildung.

Ausbildungsabschluss: Karin Joszt-Friewald, Dominik Bigl, Berthold Gasser.
Ausbildungsabschluss: Karin Joszt-Friewald, Dominik Bigl,
Berthold Gasser. © Gerd Pachauer

Bereits seit dem Jahr 1908 arbeitet die österreichische Polizei mit Hunden. Die Ausbildung des Diensthundewesens hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark gewandelt. „Es gab immer wieder Neuerungen in der Ausbildung, vor allem im Hinblick auf Tierschutz und Tierhaltung“, sagt Berthold Gasser. Bei der Haltung und Führung der Hunde setzt man heute anstelle von Zwangsmaßnahmen auf Belohnung und das Lernen am Erfolg. Dadurch wird wiederum das Verhalten des Hundes gesteuert. Zudem werden alle Übungen in Einzelteile zerlegt und so dem Hund in Ruhe besser vermittelt. „Der Wandel in der Ausbildung ist im Endeffekt nichts anderes als ein Prozess, der auch in der Humanpädagogik vollzogen wurde. Es geht darum, dass der Hund nur dann gut lernt, wenn er sich wohl fühlt – so wie der Mensch auch“, sagt der Standortleiter von Wien-Strebersdorf.

Heimhaltung.

Für Diensthunde der Exekutive gilt die Heimhaltung. Sie versehen nicht nur gemeinsam mit dem jeweiligen Diensthundeführer den Dienst, sondern leben im Familienbund mit. Eine artgerechte Haltung muss im privaten Umfeld gegeben sein und wird auch vorab von der Behörde kontrolliert. Vor allem die soziale Komponente – die Beziehung zwischen Mensch und Tier, wird durch die Heimhaltung gefördert. Um das geforderte Leistungsniveau des Diensthundes erhalten zu können, ist volles Vertrauen beiderseits Grundvoraussetzung. Ein Polizeidiensthund wird in seinem dienstlichen Leben mit vielen unterschiedlich schwierigen Situationen konfrontiert, das Tier muss daher auch durchaus in der Lage sein, in einem Tier-Anhänger transportiert und in einen Zwinger eingestellt zu werden. Es kann sich ebenso ergeben, dass eine Polizeidiensthundeführerin bzw. ein Polizeidiensthundeführer plötzlich erkrankt, es im eigenen Haushalt keine geeignete Betreuungsperson gibt und der Hund deshalb bis zur Genesung seiner Bezugsperson in einer behördeneigenen Zwingeranlage untergebracht werden muss.

Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden.

Vorführung: Polizeidiensthundeführer müssen dafür sorgen, dass die Hunde im Einsatz schnell zum Erfolg kommen.
Vorführung: Polizeidiensthundeführer müssen dafür
sorgen, dass die Hunde im Einsatz schnell zum Erfolg
kommen. © Gerd Pachauer

Das Bundesausbildungszentrum ist auch international tätig. Seit 2007 arbeitet Österreich mit den europäischen Mitgliedsstaaten und der Grenzschutzagentur Frontex zusammen. Es wurde ein europaweites Ausbildungsprogramm für Diensthundeführerinnen und -führer geschaffen und eine Richtlinie für die Ausbildung der Hunde zum Einsatz an der Grenze erarbeitet. Auf bilateraler Ebene ist vor allem Österreichs Expertise in den Spezialbereichen gefragt. Ausländische Polizeidiensthundeführerinnen und -führer unter anderem aus Marokko, Schweiz, Deutschland und den USA wurden beim Ankauf von geeigneten Hunden in Österreich beraten und haben an den Ausbildungslehrgängen mit diesen Hunden teilgenommen.

Die Aufgaben der Hundeführer

Die Aufgaben der Hundeführer umfassen unter anderem: überlagernder Streifen- und Überwachungsdienst mit Polizeidiensthunden rund um die Uhr, Großer Sicherheitspolizeilicher Ordnungsdienst (GSOD) bei Fußballspielen oder Demonstrationen, Unterstützung bei kriminaltechnischen Untersuchungen und die Mitwirkung an Such-, Hilfs- und Rettungsaktionen. Im Rahmen von EU-Missionen werden die Polizistinnen und Polizisten mit ihren Hunden auch an den EU-Außengrenzen eingesetzt. Rund 390 Exekutivbedienstete sind in Österreich in den unterschiedlichen Sparten mit ihren Dienst­hunden im Einsatz.

Einsätze.

Spezialisten: Bei der Bundespolizei gibt es 88 Suchtmittelspürhunde.
Spezialisten: Bei der Bundespolizei gibt es
88 Suchtmittelspürhunde.
© Gerd Pachauer

Polizeidiensthunde werden immer wieder zur Suche abgängiger Personen eingesetzt. Oft handelt es sich bei den Abgängigen um demente Personen. Polizeidiensthund „Lord“ stöberte in Wien-Floridsdorf einen abgängigen, dementen 83-jährigen Mann auf. Die Frau des Abgängigen hatte den Polizeinotruf über das Verschwinden ihres Ehemannes verständigt. Ihr Mann sei vor dem Schlafengehen noch im Badezimmer gewesen, jedoch nicht mehr ins Schlafzimmer zurückgekehrt und war auch sonst nirgends in der Wohnung. Es wurde eine Suchaktion eingeleitet, an der Polizisten des Bezirkes, ein Polizeihubschrauber und Polizisten der Polizeidiensthundeeinheit mit mehreren Hunden beteiligt waren. Polizeidienst-hund „Lord“ konnte nach etwa zweistündiger Suche die Fährte des 83-Jäh-rigen wittern. Der Abgängige wurde schließlich in dem weitläufigen Wohnkomplex auf einem Spielplatz auf einer Schaukel sitzend gefunden. Er war stark unterkühlt und hatte Schürfwunden. Die Berufsrettung Wien übernahm die Versorgung des Mannes und brachte ihn in ein Spital.
Ein 78-jähriger Mann hatte leicht bekleidet seine Wohnung in Fließ in Tirol verlassen und war nicht mehr auffindbar. An einer Suchaktion beteiligten sich die Bergrettung, Alpinpolizei und die Hundestaffel der Rettung Landeck. Etwa zwei Stunden später hatte Polizeidiensthund „Kai vom Zauberschlösschen“ eine Spur aufgenommen. Der 78-Jährige wurde in vereistem und unwegsamem Gelände gefunden. Er war leicht verletzt und wurde der Rettung übergeben.

Auch beim Terroranschlag in Wien

Auch beim Terroranschlag in Wien im November 2020 waren Polizeidiensthundeführer im Einsatz, um die Beamten zu unterstützen. Die ersten trafen kurz nach der WEGA in der Gegend um den Tatort ein und begannen sofort, die anderen Polizisten zu unterstützen. Die Einheit kümmerte sich um Verwundete aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich und besetzte Schlüsselpositionen. „Unsere Stöberhunde unterstützen bei der Durchsuchung schlecht einsehbarer Bereiche wie etwa Tiefgaragen, Keller oder große und unübersichtliche Freibereiche, unsere Spezialhunde wie etwa Sprengstoff- oder Personenspürhunde standen für Hausdurchsuchungen, Zugriffe sowie Fahndungsmaßnahmen bereit“, berichtet einer der damals eingesetzten Hundeführer.

Einsatzstatistik.

2021 wurden unter anderem 45.460 Diensthundeeinsätze im Bereich Objekt- und Personenschutz verzeichnet, 5.289 Personen- und Gegenstandssuchen, 4.080 Suchtmittelsuchen und 1.848 Sprengstoffsuchen.

Andrea Rieger


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2022

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