Kriminalgeschichte

Heimtückisches Mordkomplott

Landesgericht und Justizanstalt Klagenfurt: Ein Geschworenengericht urteilte 1931 nach zwei Morden gegen mehrere Angeklagte sehr milde.
Landesgericht und Justizanstalt Klagenfurt: Ein Geschworenen-
gericht urteilte 1931 nach zwei Morden gegen mehrere
Angeklagte sehr milde. © Werner Sabitzer

Im Jänner 1931 wurde im Lavanttal ein Bauer erschossen aufgefunden. Zwei Jahre später verplapperte sich der betrunkene Großknecht und die Bluttat und ein weiterer Mord konnten geklärt werden.

Der Hofbesitzer Matthias Weißenegger vulgo Möhringer in Winkling bei Kollnitz im Kärntner Lavanttal machte sich am 13. Jänner 1931, gegen 22 Uhr, von einem benachbarten Hof auf den Heimweg. Am nächsten Tag wurde er in der Nähe seines Hofes tot aufgefunden. Man brachte die Leiche in die Totenkammer nach St. Jakob, wo zwei Tage später die behördliche Leichenöffnung vorgenommen wurde. Der Arzt stellte fest, dass ein Projektil durch den Rücken in das Herz eingedrungen und ein zweites Geschoß an der Uhr des Opfers abgeprallt war.
Es ergaben sich keine Hinweise auf den oder die Mörder. Die Ermittler nahmen Hass, Rache oder Neid als Tatmotiv an, da eine größere Geldsumme bei der Leiche gefunden wurde. Auch sonst fehlte nichts. Die Witwe behauptete, ihr Mann könnte Selbstmord verübt haben. Die Ermittlungen verliefen im Sande.

Verhaftung vor dem Hochzeitstag.

Zwei Jahre später erwähnte Franz Dornig, der Großknecht am Hof der Weißeneggers, betrunken einem Freund gegenüber, er wisse, wie Matthias Weißenegger ums Leben gekommen sei. Der Freund meldete diese Aussage der Gendarmerie. Kurz darauf wurden Dornig und die Witwe Antonia Weißenegger festgenommen. Die beiden hätten am nächsten Tag heiraten sollen. Die folgenden Ermittlungen und Einvernahmen führten zur Aufklärung des Schussattentats auf Matthias Weißenegger sowie eines Giftmords und einer Brandstiftung.
Die Ehe von Matthias und Antonia Weißenegger war zerrüttet; es kam immer wieder zu tätlichen Auseinandersetzungen und Eifersuchtsszenen. Die Frau galt als faul und behandelte ihren Mann schlecht. 1929 kam der 19-jährige Franz Dornig als Knecht auf den Hof und dürfte schon bald ein sexuelles Verhältnis mit der Bäuerin begonnen haben.

Giftmord statt „Herzschlag“.

Antonia Weißenegger beschloss, ihren Mann zu beseitigen. Sie wurde bei den Mordvorhaben von ihrem Geliebten Dornig, ihrer Schwester Rosa Rassi, deren Mann und zwei weiteren Verwandten unterstützt. Zunächst wollten die beiden Schwestern Matthias Weißenegger mit vergiftetem Gebäck aus dem Weg räumen. Antonia holte das Gift, das ihr Mann zum Vertilgen von Füchsen im Dachboden aufbewahrt hatte, und kaufte mit Rosa Rassi im Juli 1930 in St. Paul im Lavanttal Bäckereien, das Rosa Rassi dem Ehemann ihrer Schwester geben sollte.
Am 27. Juli 1930 kam es im Gasthaus Weinberger in Mettersdorf zu einem Streit zwischen Rosa und ihrer Schwägerin Paula Rassi. Rosa bot aus einem Papiersack Matthias Weißenegger ein vergiftetes Gebäck an, das der Mann aber ablehnte. Daraufhin gab sie ihrer Schwägerin Paula die Backware und forderte sie auf, sie selbst zu essen und nicht den Kindern zu geben. Paula aß ein Stück. Ihr wurde schlecht, sie wankte ins Vorhaus, brach zusammen und starb kurz darauf. Ein Arzt bescheinigte als Todesursache Herzversagen. 

Schuss in den Rücken.

Nach dem fehlgeschlagenen Giftanschlag auf ihren Mann plante Antonia Weißenegger einen weiteren Versuch, den Ehemann zu beseitigen. Ihr Schwager riet ihr, ihn zu erschießen und stellte dafür seinen Revolver zur Verfügung. Rosa Rassi versuchte den Großknecht Dornig zu überzeugen, dass er seinen Dienstherrn aus dem Weg räumen solle. Er könne dafür den Hof übernehmen. Auch Antonia forderte ihren jungen Geliebten auf, ihren Mann zu erschießen. Dornig ließ sich überreden. Als Matthias Weißenegger am 13. Jänner 1931 ohne Gewehr und ohne Hund den Hof verließ, forderten die beiden Schwestern den Großknecht auf, die Tat auszuführen. Dornig nahm die Faustfeuerwaffe mit und wartete hinter einem Fichtenbaum auf die Rückkehr Weißeneggers. Als dieser vorbeiging, schoss Dornig mehrmals auf das Opfer. Tödlich getroffen stürzte Weißenegger einen Abhang hinunter. 

Milde Urteile.

Antonia Weißenegger legte in der Untersuchungshaft ein volles Geständnis ab. Sie wurde auch wegen Brandstiftung und Verleumdung angeklagt. Sie hatte am 22. Juni 1931 den Stall von Peter und Walburga Krall in Winkling angezündet und behauptet, dass Walburga Krall sie dazu aufgefordert hätte, um die Versicherungssumme zu kassieren. Die Brandstiftung war aber ein Racheakt Weißeneggers.
Antonia Weißenegger wurde im Juni 1933 vom Schwurgericht in Klagenfurt als Anstifterin zum Mord zu 15 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Franz Dornig, der Ausführende des Mordkomplotts erhielt fünf Jahre und Rosa Rassi drei Jahre Freiheitsstrafe. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen.

Werner Sabitzer


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2022

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