Gedenkstätten für Exekutivbeamte (12)

Gendarmenmord beim Seeschloss

Gedenktafel für Josef Stranner an der Fassade der Polizeiinspektion Velden am Wörthersee.
Gedenktafel für Josef Stranner an der Fassade
der Polizeiinspektion Velden am Wörthersee.
© Werner Sabitzer

Im Juni 1948 wurde der Gendarmeriebeamte Josef Stranner in Velden am Wörthersee von Einbrechern erschossen. Eine Gedenktafel an der Polizeiinspektion Velden erinnert an den Gendarmenmord.

Die beiden noch nicht volljährigen Johann Schluga und Hubert Wieser aus Augsdorf bei Velden, beide 19 Jahre alt, versteckten sich am Abend des 14. Juni 1948 hinter der Turmbar des Schlosshotels Velden. Sie stahlen Silberbesteck im Wert von 30.000 Schilling, Lebensmittel und andere Gegenstände.
In dieser Nacht streiften der 29-jährige provisorische Gendarm Josef Stranner und sein Kollege Adolf Tschaller vom Gendarmerieposten Velden durch den Ort. Gegen ein Uhr früh stießen sie in der Nähe des Schlosses Velden am Seecorso 7 vor der Molkerei Moser auf die beiden Einbrecher, die gerade den Tatort verlassen hatten. Die Gendarmen hielten die Männer an, entdeckten Diebsgut und forderten sie auf, mit auf den Gendarmerieposten zu kommen. Kurz darauf zog Schluga eine Pistole und schoss auf den Gendarmen Stranner, der mit einem Herzschuss tödlich getroffen zu Boden stürzte. Dann setzte der Täter seine Pistole am Hals des zweiten Gendarmen an und drückte ab. Die Waffe versagte, es löste sich kein Schuss. Schluga und Wieser flüchteten darauf. Tschaller schoss den Tätern nach und verletzte Wieser durch einen Schuss. Egon Fodermayer, dessen Frau Mitbesitzerin des Schlosses Velden war, verfolgte die Flüchtenden, konnte sie aber nicht mehr erreichen. Bewohner beteiligten sich bei der Suche nach den Gewalttätern.

An der Fahndung 

An der Fahndung waren auch Schüler der Gendarmerieschule „Karawankenhof“ eingesetzt. Gendarmen streiften am Südufer der Drau und besetzten Brücken und Fähren. Die Flüchtigen wurden am 15. Juni in St. Jakob im Rosental entdeckt und festgenommen. Sie hatten die Drau überquert und wollten sich nach Jugoslawien absetzen. Das in Velden gestohlene Silberbesteck wurde sichergestellt. Etwa zwei Monate vor dem Mord waren die beiden Kriminellen nach München gefahren und wegen unerlaubten Grenzübertritts zu einer Arbeitsstrafe verurteilt worden. Sie waren aber nach Salzburg geflüchtet und von dort am 6. Juni 1948 nach Villach gefahren. Sie hatten sich in einem Wald bei Velden versteckt und von dort aus Einbrüche und Diebstähle in der Umgebung verübt. Für die Fahrten zu den Tatorten hatten sie ein der britischen Besatzungsmacht gestohlenes Motorrad benützt. Den Festgenommenen wurden eine Reihe von Einbruchsdiebstählen und ein Raubüberfall nachgewiesen. Johann Schluga wurde zu 20 Jahren und Hubert Wieser zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt. 

In der Chronik

Polizeiinspektion Velden.
Polizeiinspektion Velden.© Werner Sabitzer

In der Chronik des Gendarmeriepostens Velden befindet sich für das Jahr 1948 folgender Eintrag über den Vorfall (Auszug): „Ein besonderes Ereignis ist wohl der Mord am provisorischen Gendarm Josef Stranner des hiesigen Postens anzusehen. Am 15.6.1948 um 1 Uhr wurde derselbe in Begleitung des prov. Pgd. Tschaller ebenfalls am Posten Velden eingeteilt bei der Anhaltung der Einbrecher Johann Schluga und Hubert Wieser aus Augsdorf vor dem Schlosshotel in Velden durch einen Herzschuss getötet. Gleichzeitig versuchte Wieser gegen den ihn einschreitenden Gendarmen Tschaller einen Schuss abzugeben doch versagte die am Halse des Gendarmen angesetzte Pistole bei ihrem Abzug. Die beiden flüchtenden Mörder konnten bereits am folgenden Tage, als sie die Drau überqueren versuchten verhaftet und dem Landesgericht eingeliefert werden. Johann Schluga wurde zu 20 und Wieser zu 6 Jahren schwerem Kerker verurteilt. Mit der Verhaftung dieser Burschen konnte auch gleichzeitig eine Reihe schwerer in Velden verübter Einbrüche geklärt werden.“

Gedenktafel an der Polizeiinspektion.

In Erinnerung an den ermordeten Gendarmen Josef Stranner wurde 1986 anlässlich des 100-jährigen Bestandsjubiläums der Gendarmerie in Velden am Wörthersee an der Außenwand des Hauses des Hafnermeisters Filibert Meyer eine Gedenktafel angebracht. Im Hochparterre dieses Gebäudes befand sich ab 1919 der Gendarmerieposten Velden. Die Marmortafel mit dem Gendarmeriesymbol der „Flammenden Granate“ hat folgende Inschrift: „1886 – 1986 / 100 Jahre Gendarmerie / Velden a.W.See / Im Gedenken an prov. Gendarmen / Josef Stranner / Geb. 22.2.1919 / Der am 15.6.1948 in treuer Pflichterfüllung / Vor dem Hotel Schloss Velden / Von Mörderhand erschossen wurde“.
Als die Veldener Gendarmen im Mai 1974 den neu errichteten Posten in der 10.-Oktober-Straße 3 bezogen, wurde die Gedenktafel über Betreiben des Veldener Postenkommandanten Friedrich Frick an der Fassade der neuen Dienststelle angebracht. Frick wollte die Tafel ursprünglich am Schloss Velden anbringen lassen, die Eigentümer stimmten aber nicht zu.                

Werner Sabitzer

Quellen/Literatur:

  • Chronik des Gendarmeriepostens Velden am Wörthersee
  • Die Gendarmenmörder von Velden verhaftet: In: Volkswille, 17. Juni 1948, S. 3.
  • Veldener Gendarmenmörder festgenommen. In: Neues Österreich, 17. Juni 1948, S. 4.
  • Mörder vor der Flucht über die Grenze verhaftet. In: Die Weltpresse, 17. Juni 1948, S. 5.

Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2022

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