Paralympics

Drei Teams – ein Ziel

Die Geschwister Barbara, Veronika, Johannes und Elisabeth Aigner holten neun Medaillen bei den Paralympics.
Die Geschwister Barbara, Veronika, Johannes und Elisabeth
Aigner holten neun Medaillen bei den Paralympics.
© GEPA Pictures/Patrick Steiner

10 Wettkampftage, 13 Medaillen und der 6. Rang in der Nationenwertung – so lautet die herausragende Bilanz des Paralympic-Team Austria. Einen Löwenanteil der Medaillen verdankt die Österreichische Mission einer Familie aus Niederösterreich.

Bei den Paralympischen Winterspielen in Peking hat Familie Aigner aus Gloggnitz in Niederösterreich Sportgeschichte geschrieben. Neben Johannes, der fünfmal Edelmetall holte und Barbara, die Silber und Bronze gewann, krönten sich Veronika mit ihrer Schwester und Polizei-Spitzensportlerin Elisabeth zu Doppel-Olympiasiegerinnen.
Dass das Gold-Duo zu den schnellsten im Paraskisport zählt, war schon vor den Winterspielen bekannt. Die Erwartungshaltung war jedoch nicht zu hoch, da Veronika bei einem Abfahrtstraining 2021 schwer zu Sturz gekommen ist und sich Kreuz- und Seitenband sowie Meniskus gerissen hatte. Ihr Comeback wurde durch einen unverschuldeten Autounfall im November 2021 erneut gestoppt.
Im Paralympischen Wettkampf war das Team Aigner jedoch eine Klasse für sich. Den Riesenslalom auf der Pis­te in Yanqing gewannen Veronika und Guide Elisabeth gleich 7,31 Sekunden vor dem zweitplatzierten Duo aus China. Die Draufgabe folgte im Slalom. Gold an Veronika und Elisabeth Aigner vor Barbara Aigner mit ihrem Guide Klara Sykora.

Perfekt aufeinander eingespielt.

Elisabeth Aigner ist Guide ihrer Schwester Veronika.
Elisabeth Aigner ist Guide
ihrer Schwester Veronika.
© Gerd Pachauer

Die 19-jährige Veronika ist aufgrund ihrer Sehbehinderung beim Skifahren auf einen Guide, in dem Fall ihre Schwester und Polizei-Schülerin Elisabeth, angewiesen. Die hohe Kunst des „Leitens“ liegt der Polizei-Spitzensportlerin, denn soziales Gespür und skitechnische Fertigkeiten müssen stark ausgeprägt sein, um vornweg zu fahren. Elisabeth und Veronika sind perfekt aufeinander eingespielt und kennen die Bedürfnisse der Partnerin. „Unser Startkommando ist beispielsweise 3, 2, 1, ab, da hat jedes Team einen eigenen Stil. Ich sage zu Vroni auch bei jedem Tor Hopp, damit sie weiß, wo der Ansatz für das Tor und für den Schwung ist“, sagt Elisabeth Aigner über die Kommunikation mit ihrer Schwester.
Seit September 2020 ist Elisabeth in Ausbildung zur Exekutivbediensteten im BZS Graz. „Bei der Polizei lassen sich Beruf und Spitzensport gut kombinieren. Durch die Unterstützung des BMI wurde für Guides ein wichtiger Schritt in Richtung Professionalisierung im Para-Sport geschaffen“, bedankt sich Aigner. Die bodenständige und zurückhaltende Athletin sieht sich übrigens nicht als Superstar, sondern eher als Gehilfin in der Zweitrolle, um ihrer Schwester zu helfen, das zu machen, wovon sie träumt. Ein gemeinsames Ziel wurde trotz schwieriger Vorzeichen erreicht, umso emotionaler und schöner waren die Erfolge für die Familie in Peking 2022.

Wolfgang Wiederstein


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2022

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