Verkehrspsychologisches Institut 

Akzeptanz für Nachschulungen   

In Österreich gab es 2021 362 Verkehrstote. Eine der Hauptursachen sind nicht angepasste Geschwindigkeiten.
In Österreich gab es 2021 362 Verkehrstote. Eine der
Hauptursachen sind nicht angepasste Geschwindigkeiten.
© Markus Tschepp

Gesetzesnovellen und koordinierte Vorgehensweisen der Behörden sagen dem Rasen auf Österreichs Straßen den Kampf an. Das verkehrspsychologische Institut „sicher unterwegs“ hat Fahranfänger und Verkehrssünder zur Akzeptanz des Pakets befragt und überraschende Ergebnisse zutage gefördert.

Eine der Hauptursachen für schwere und tödliche Verkehrsunfälle sind nicht angepasste Geschwindigkeiten. Es ist dabei vor allem die vergleichsweise geringe Anzahl an Rasern, die mit extremen Geschwindigkeitsübertretungen und rücksichtslosem Verhalten für die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer verantwortlich ist.

Umfrage.

Aufgrund der ersten Novellierung des Kraftfahrgesetzes und damit einhergehender Verschärfungen der Strafen wurden vom verkehrspsychologischen Institut „sicher unterwegs“ 774 Personen – Fahranfänger (549) und Nachschulungsteilnehmer (225) – zu ihrer persönlichen Einstellung dazu befragt. Sie bewerten die verschärften Maßnahmen durchwegs positiv – auch bereits verkehrsauffällig gewordene Fahrer, unabhängig davon, ob diese wegen Alkohol, Drogen, Schnellfahren oder sonstiger Delikte auffällig geworden sind.
Lediglich bei der Beschlagnahme des Kraftfahrzeuges unterscheiden sich die Bewertungen zwischen Fahranfängern und verkehrsauffällig gewordenen Fahrern. Letztere halten dies für übertrieben. Überraschend ist auch die hohe Akzeptanz für die Anordnung von Nachschulungen. Fast 80 Prozent der Teilnehmer befürworten die Absolvierung einer Nachschulung bei Überschreitungen von mindestens 80 km/h innerorts und 90 km/h außerorts oder der Teilnahme an illegalen Straßenrennen. Für rund 17 Prozent hat die Teilnahme an einem illegalen Straßenrennen etwas Reizvolles.

Geschwindigkeitsübertretungen.

Befragt nach der Häufigkeit der Geschwindigkeitsübertretungen haben 37 Prozent der Befragten angegeben, die Geschwindigkeit innerhalb des Ortsgebietes entweder „zumindest einmal im Monat“, „zumindest einmal im Jahr“ oder „seltener als einmal im Jahr“ um mehr als 40 km/h überschritten zu haben.
51 Prozent überschritten außerorts die Geschwindigkeit um mehr als 50 km/h. Daraus kann auf eine hohe Tendenz zu hohen Geschwindigkeitsüberschreitungen geschlossen werden.
85 Prozent der Befragten gaben an, sich grundsätzlich an Geschwindigkeitslimits zu halten, was auf einen Widerspruch zwischen Selbsteinschätzung und Verkehrsverstößen hindeutet.

Schnellfahren.

Ziel der Nachschulungen ist eine nachhaltig verantwortungsbewusste Einstellung im Straßenverkehr.
Ziel der Nachschulungen ist eine nachhaltig
verantwortungsbewusste Einstellung im Straßenverkehr.
© www.sicherunterwegs.at

Stellt man den Teilnehmern – unabhängig vom Schnellfahrerpaket – die Frage, was für sie „Schnellfahren“ bedeutet, ergibt sich folgendes Bild: Insgesamt wird zwar „Gefahr“ am häufigs­ten mit Schnellfahren verbunden, jedoch werden als Nächstes die Aspekte „Spaß, Freiheit, Adrenalin“ bzw. „Geschwindigkeit“ genannt. Die Auswertung der Befragung lässt laut „sicher unterwegs“ den Schluss zu, dass extremes Schnellfahren für die überwiegende Mehrheit der jungen Fahranfänger kein Kavaliersdelikt ist. Angesichts der selbstberichteten Erfahrungen mit massiven Geschwindigkeitsübertretungen wird das Schnellfahrerpaket begrüßt.
Die künftig häufiger anzuordnenden verkehrspsychologischen Maßnahmen fördern den Veränderungsprozess der Betroffenen von der sicherheitsförderlichen Einstellung hin zu sicherem Verkehrsverhalten bzw. unterstützen die Ausbildung verkehrssicherheitsförderlicher Einstellungen.

Empfehlungen.

Vom verkehrspsychologischen Institut „sicher unterwegs“ wird empfohlen, die günstigen verkehrsbezogenen Einstellungen durch gezielte Verkehrssicherheitskommunikation und Bewusstseinsbildung zu verstärken. Dadurch kann auch die Gefährlichkeit niedrigerer Geschwindigkeits­übertretungen besser erkannt werden und in weiterer Folge die Veränderung des Fahrverhaltens in die erwünsche Richtung begünstigt werden.

A. H.

Details zur Befragung: Schnellfahrer­Innenpaket-_Akzeptanzbefragung_sicher-unterwegs_01092021.pdf (sicherunterwegs.at).


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2022

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