Exekutivgeschichte und Traditionspflege

Im Dienst der Exekutivgeschichte

Peter Hellensteiner, eines der aktivsten Mitglieder im Fachzirkel „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“, trat in den Ruhestand. Er arbeitet aber weiterhin an der Kategorisierung und Digitalisierung historischer Akten mit. Die LPD Tirol kooperiert mit Archiven und anderen historischen Institutionen.

Landespolizeidirektor Edelbert Köhler, Peter Hellensteiner, Fachzirkel-Leiter Joachim Steinlechner.
Landespolizeidirektor Edelbert Köhler, Peter Hellensteiner,
Fachzirkel-Leiter Joachim Steinlechner. © LPD Tirol

Peter Hellensteiner, Gruppeninspektor in der Landespolizeidirektion Tirol und Mitglied des Fachzirkels „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“ des Innenministeriums, ist einer der aktivsten Traditionspfleger der Polizei in Österreich. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der Gendarmerie, der Sicherheitswache und der Zollwache in Tirol, rettete zeitgeschichtlich bedeutsame Archivalien vor der Vernichtung und digitalisierte mehr als 5.600 historische Personalakten der Bundespolizeidirektion Innsbruck und der Sicherheitsdirektion Tirol für die Exekutivgeschichtsforschung.
Hellensteiner, geboren 1959, trat im August 1983 in die Zollwache ein und versah Dienst in den Zollwacheabteilungen Brenner und Reute. 1995 wechselte er in die Bundesgendarmerie und wurde nach der Ergänzungsausbildung dem Gendarmerieposten Reutte (GP) zugeteilt. Von 1999 bis 2001 war er in der neuen AGM-Gruppe Zirl der Verkehrsabteilung des Landesgendarmeriekommandos Tirol tätig; danach bis 2008 wieder im GP Reutte (ab 2005: Polizeiinspektion Reutte). Mehrmals wurde er vorübergehend dem Landeskriminalamt Tirol, Ermittlungsbereich Schlepperei und Menschenhandel, zugeteilt. 2009 wechselte er zur Grenzpolizeiinspektion (GPI) Innsbruck-Flughafen und kurz darauf zur Landesverkehrsabteilung (LVA) Tirol, wo er in der neuen AGM-Gruppe Autobahn diente. Ab 2014 war im LKA Tirol als Kriminalanalytiker tätig und 2017 wurde er in das Büro L2 (Controlling) der LPD Tirol versetzt.
Mit 1. April 2022 trat Peter Hellensteiner in den Ruhestand. Landespolizeidirektor Hofrat Dr. Edelbert Kohler dankte dem Gruppeninspektor bei einer Veranstaltung in der LPD Tirol für seine exekutiv-historische Tätigkeit. Hellensteiner bleibt trotz Ruhestands im polizeihistorischen Bereich tätig. In Form eines Werkvertrags erfasst, kategorisiert und digitalisiert er weitere Akten aus dem Archiv der ehemaligen Sicherheitsdirektion. Erwartet werden unter anderem Erkenntnisse über die Polizei während der NS-Zeit in Tirol. Unterstützt wird Projektleiter Hellensteiner von den Projektmitarbeitern Chefinspektor i. R. Anton Walder, Gruppeninspektor Johannes Hiller und Kontrollinspektor Michael Gardener. Administrative Unterstützung kommt von den Büros B2 und L1 der LPD Tirol.

Kooperation mit historischen Institutionen.

Ministerialrat Dr. Joachim Steinlechner, Leiter des Fachzirkels „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“ im BMI, und Mag. Ulrike Landmann, Leiterin des Polizeimuseums Wien, berieten in der LPD Tirol im März 2022 über Vernetzungs- bzw. Kooperationsmöglichkeiten mit Einrichtungen im historischen Bereich. Eine Delegation mit Landespolizeidirektor Kohler besuchte das Jesuitenkolleg in Innsbruck, in dem von 1939 bis 1957 die Bundespolizeidirektion Innsbruck einquartiert war. Rektor P. Christian Marte und seine Mitarbeiter haben großes Interesse zu erfahren, was in der NS-Zeit im Jesuitenkolleg geschehen ist und welche Aktivitäten die Polizei in den ober- und unterirdischen Räumen entfaltet hat. In Bezug auf die Forschungen zur NS-Zeit wurde eine Kooperation zwischen dem Jesuitenkolleg und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck vereinbart.
Im Tiroler Landesarchiv präsentierten Landesarchivdirektor Dr. Christoph Haidacher und Dr. Ronald Bacher Quellen und Dokumente aus dem Landesarchiv – insbesondere aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Vereinbart ist, dass die LPD Tirol die historischen (Personal-)Akten, die derzeit im Keller des Bestandsgebäudes IV in der Kaiserjägerstraße lagern, gemäß Bundesarchivgesetz dem Staats– bzw. Landesarchiv übergeben und künftig im Neubau des Landesarchivs gelagert werden. Im Innsbrucker Stadtarchiv führte Historiker Dr. Matthias Egger durch die Räume. Dort sind Exponate der ehemaligen Bundespolizeidirektion (BPD) Innsbruck gelagert, unter anderem die zeitgeschichtlich interessanten Polizei-Tagesberichte während des Zweiten Weltkriegs. Für die Bilder-Blogserie „Innsbruck erinnert sich“ werden dem Stadtarchiv immer wieder Bilder aus der Chronik der LPD Tirol und seiner Vorläuferorganisationen zur Verfügung gestellt.

Polizeimuseum in Maurach.

Den Abschluss des Arbeitsbesuchs bildete eine Führung durch das Polizeimuseum in Maurach am Achensee. Mitarbeiter des Tiroler Landesarchivs und des Stadtarchivs Innsbruck sowie Rechtshistoriker Hofrat Mag. Michael Beyrer vom LKA Vorarlberg schlossen sich der Exkursion an. Im Polizeimuseum wird anhand von Exponaten die Geschichte der Gendarmerie, der Sicherheitswache, des Kriminalbeamtenkorps, der Zollwache und der Gerichtsmedizin Innsbruck dargestellt. Das Polizeimuseum wurde nach der Zusammenführung der Wachkörper von der LPD Tirol in Kooperation mit dem Verein „Achenseer Museumswelten“ eingerichtet und am 5. September 2008 anlässlich des Sommerfestes der Tiroler Polizei eröffnet.
Neues Mitglied im Fachzirkel „Exekutivgeschichte und Traditionspflege“ als Nachfolger von Peter Hellensteiner ist Chefinspektor Hubert Juen. Er organisiert unter anderem Exkursionen mit Polizeischülerinnen und -schülern zu zeitgeschichtlichen Plätzen, Gebäuden und Gedenkstätten in Tirol.

J. S.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2022

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