Suchtmittelkriminalität

Herausforderung Onlinehandel

Die Zahl der angezeigten Suchtmitteldelikte ist 2021 zwar zurückgegangen, aber im Bereich der schweren Suchtmittelkriminalität wurde ein leichter Anstieg verzeichnet. Für die Polizei stellen der Onlinehandel und der Versand über den Postweg sowie Kryptomessengerdienste Herausforderungen dar.

Die Polizei stellte im Vorjahr 2,1 Tonnen Cannabisprodukte sicher. Cannabis ist die am meisten konsumierte Droge.
Die Polizei stellte im Vorjahr 2,1 Tonnen Cannabisprodukte
sicher. Cannabis ist die am meisten konsumierte Droge.
© LPD Wien

Die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) ist 2021 im Vergleich mit 2020 um 13,6 Prozent auf 34.837 Fälle gesunken. Bei den Verbrechen wurde im Vergleich mit 2020 ein leichter Anstieg von 0,6 Prozent registriert (2020: 3.194, 2021: 3.214). Der Rückgang ist unter anderem auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Verkäufer, Konsumenten und Hersteller hatten sich weiter an die besondere Situation angepasst.

Cannabisprodukte auf Platz eins.

2021 konnte die Polizei in Österreich unter anderem 72 Kilogramm Heroin, 81 Kilogramm Kokain, 2.100 Kilogramm an Cannabis­produkten, rund 53.000 Ecstasytabletten, 83,5 Kilogramm Amphetamin, 10,5 Kilogramm Methamphetamin sowie 181 Kilogramm Khat sicherstellen. Wie sich zeigt, bleibt der andauernde Trend zur Marktführerschaft der Cannabisprodukte auch 2021 weiter bestehen.

Kokain.

er Anstieg an sichergestelltem Kokain dürfte auf einen international erkennbaren Trend zurückzuführen sein, wie aus dem Europol-Bericht „Serious Crime and Threat Assessment“ (SOCTA) für 2021 hervorgeht. Der im Juni 2022 veröffentlichte World Drug Report 2022 des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) berichtet ebenfalls von einem weltweiten Rekordanstieg bei der Kokainherstellung 2020. Es wurde eine Zunahme von elf Prozent auf 1.982 Tonnen verzeichnet. Auch die beschlag­nahmte Menge an Kokain nahm weltweit zu: 1.424 Tonnen wurden 2020 sichergestellt.

Tatverdächtige.

Die größte Gruppe der Tatverdächtigen bilden die 25- bis 39-Jährigen (2021: 13.208). Ein Rekordtief mit 4.318 Tatverdächtigen konnte bei den unter 18-Jährigen verzeichnet werden. Seit 2017 stieg die Anzahl der inländischen Tatverdächtigen kontinuierlich an: 2021 wurden 22.627 Anzeigen (68,6 Prozent) gegen inländische und 10.369 Anzeigen (31,4 Prozent) gegen fremde Tatverdächtige erstattet. Der Fremdenanteil ist sowohl bei den Verbrechen als auch bei den Vergehen gestiegen, wobei der Anteil Fremder bei den Verbrechen mit 50 Prozent liegt. Personen aus Serbien wurden hier am häufigsten angezeigt, gefolgt von deutschen, türkischen und afghanischen Staatsangehörigen.

Online-Suchtmittelhandel und Postversand.

Der Onlinehandel mit illegalen Suchtmitteln spielt weltweit und so auch in Österreich eine immer stärker werdende Bedeutung. Bereits 2018 wurde zur Bekämpfung dieser Deliktsform ein spezialisiertes Referat im Bundeskriminalamt eingerichtet und seit Beginn 2020 werden die operativen Ermittlungen mit Schwerpunktkontrollen der Postwege kombiniert. Diese Kontrollen werden in enger Kooperation mit der österreichischen Zollverwaltung des Bundesministeriums für Finanzen durchgeführt. Von 2016 bis 2021 konnten so rund 17.000 Postsendungen mit Suchtmitteln aus dem Verkehr gezogen werden. Diese Sendungen enthielten insgesamt über 2.130 Kilogramm Suchtmittel, neue psychoaktive Substanzen (NPS) und andere psychotrope Stoffe, einschließlich 81.230 Stück Ecstasy-­Tabletten sowie 943 Kilogramm Khat.

Cyber-Dealer ausgeforscht.

Bediensteten des Referats Suchtmittelhandel via Postversand und Internet des Bundeskriminalamts gelang es 2021 u. a. bei Ermittlungen zu den Vertriebswegen zwei führende Tätergruppen auszuforschen, die über zwei Onlineshops auf Darknet-Marktplätzen mehr als 175 Kilogramm Suchtmittel, davon allein knapp 40 Kilogramm Kokain, an Tausende Abnehmerinnen und Abnehmer verkauft hatten. Die Täter erzielten durch die Verkäufe einen Gewinn in Millionenhöhe.

Herausforderungen in der Bekämpfung.

Der Suchtmittelhandel nimmt jeden Tag direkt und auch indirekt Einfluss auf unsere Gesellschaft: Beginnend bei Verwaltungsdelikten, wie Fahren unter Drogeneinfluss, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung oder Korruption bis hin zu schweren Gewalttaten und Mord. Die Bekämpfung der Suchtmittelkriminalität stellt für die Sicherheitsbehörden eine Bandbreite an Herausforderungen dar. Hinzukommt, dass auch dieses Deliktsfeld von dem rasanten Wandel im Technologiesektor geprägt wird, denn nicht nur durch das Internet sowie dem Darknet, sondern auch über Online-Plattformen und Messengerdienste wird der Suchtmittelhandel maßgeblich beeinflusst. Der Suchtmittelhandel ist zudem schon lange keine Domäne mehr, die ausschließlich kriminellen Organisationen vorbehalten ist. Seit Jahren werden auch Synergieeffekte zwischen kriminellen Tätergruppierungen und terroristischen Vereinigungen genutzt, um die angestrebten Ziele effizienter zu erreichen.

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2022

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