Kriegsgräberfürsorge

Steinerne Mahnung

Vertreter des Bundesministeriums für Inneres gedachten dem Beginn des Ersten Weltkrieges vor 108 Jahren am Zentralfriedhof in Wien und legten als Zeichen des Gedenkens an die Opfer Blumen nieder.

Sektionschef Mathias Vogl (re.) und Abteilungsleiter Stephan Mlczoch (li.) mit Bediensteten der historischen Abteilung.
Sektionschef Mathias Vogl (re.) und Abteilungsleiter
Stephan Mlczoch (li.)mit Bediensteten der historischen
Abteilung. © Gerd Pachauer

Der Beginn des Ersten Weltkrieges jährte sich am 28. Juli 2022 zum 108. Mal. Anlässlich dieses Jahrestages besuchte der seit der Geschäftseinteilungsänderung des Bundesministeriums für Inneres für die Kriegsgräberfürsorge zuständige Leiter der Sektion III (Recht), Dr. Mathias Vogl, die Gruppe 91 am Wiener Zentralfriedhof.
Im Beisein von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der neuen Abteilung für historische Angelegenheiten (III/S/3) des Bundesministeriums für Inneres legte der Sektionschef Blumen im Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs nieder und erinnerte an die Zerbrechlichkeit des Friedens in Europa und an die moralische Verpflichtung, der Opfer der Kriege zu gedenken, aber auch die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen.

Millionen Opfer.

„Der 28. Juli 1914 ist als Beginn einer weltweiten Katastrophe in die Geschichte eingegangen, der über zehn Millionen Soldaten und weitere Millionen an Zivilistinnen und Zivilisten zum Opfer gefallen sind“, erklärte Innenminister Mag. Gerhard Karner in einer Presseaussendung. „Gleichzeitig ist der Erste Weltkrieg weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis Österreichs verschwunden, nur die unzähligen Kriegsgräber sind uns steinerne Mahnung.“
Tatsächlich sind die Auswirkungen von Kriegen kaum deutlicher sichtbar als an den endlosen Grabreihen jener, die ihr Leben im Krieg verloren haben.

Gruppe 91.

Sektionschef Mathias Vogl legt am Zentralfriedhof Blumen im Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs nieder.
Sektionschef Mathias Vogl legt am Zentralfriedhof Blumen im
Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs nieder.
© Gerd Pachauer

Stellvertretend für die fast 1,5 Millionen gefallenen Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee, aber auch für die vielen Toten anderer Nationen, sind am Wiener Zentralfriedhof in der Gruppe 91 etwa 23.000 Opfer verschiedener Kriegsschauplätze des Ersten Weltkrieges begraben.
Das monumentale Denkmal des Bildhauers Anton Hanak aus dem Jahr 1925 – eine fünf Meter hohe „Schmerzensmutter“ – symbolisiert das durch den Krieg erlittene Leid und den Schmerz der Hinterbliebenen.

Der Erhalt von Kriegsgräberanlagen fällt aufgrund der geltenden Kriegsgräberfürsorgegesetze in die Zuständigkeit des Innenministeriums. Seit Juli 2022 ist diese Zuständigkeit in einer neuen Abteilung für historische Angelegenheiten (Abteilung III/S/3) aufgegangen, die auch die Fachaufsicht über die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und die Agenden der Traditionspflege und Exekutivgeschichte innehat.

Die neue Abteilung wird sich unter anderem für eine zeitgemäße Erinnerungskultur und einen differenzierten Umgang mit unserer Geschichte einsetzen: „Der Umgang mit Soldaten- und Opfergräbern unterliegt dem Wandel der Zeit. Heute entwickeln sich diese zunehmend von Orten der individuellen Trauer zu Orten des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens. Nur so kann ein Bewusstsein für die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft bei jetzigen und nachfolgenden Generationen geschaffen werden“, führt Abteilungsleiter und Historiker Stephan Mlczoch, BA BA MSc aus.

Sanierungsarbeiten.

Derzeit werden mit dem Bundesheer Sanierungsarbeiten an der Gruppe 91 durchführt. Die etwa drei Hektar große, halbkreisförmige Anlage erfordert einen arbeits- und kostenintensiven Pflegeaufwand.
3.500 in der Wiese eingelassene Grabplatten sind in regelmäßigen Abständen auszuschneiden, zu heben und zu reinigen, damit die Grabstellen der Toten sichtbar und deren Namen leserlich bleiben; mehrere Kreuzgruppen, etliche Laufmeter Hecke, Rasenfläche und alter Baumbestand sind regelmäßig zu pflegen bzw. instand zu setzen.
Zuletzt hat das Bundesministerium für Inneres die etwa 150 Grabsteine der Offiziersgräber in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt fachgerecht durch einen geeigneten Steinmetzmeister mit einem finanziellen Aufwand von 70.000 Euro restauriert.

S. M.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2022

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