Sicherheitsverdienstpreise Niederösterreich 2021

Zivilcourage und Hilfe

Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und die Niederösterreichische Versicherung ehrten Polizeibedienstete und Zivilpersonen für ihr Engagement und ihren Einsatz.

Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger des 45. Sicherheitsverdienspreises für Niederösterreich im Raiffeisenhaus in Wien.
Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger des 45. Sicherheitsverdienspreises für Niederösterreich im Raiffeisenhaus in Wien. © LPD NÖ/G. Felsenstein

Die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich wurden zum 45. Mal an engagierte Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher verliehen. Preise erhielten 39 Polizeibedienstete und zehn Zivilpersonen, die mit ihrem Einsatz 2021 Zivilcourage bewiesen, Verbrechen verhinderten sowie an deren Aufklärung mithalfen.
Mag. Erwin Hameseder (Obmann Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien), Mag. Stefan Jauk (Generaldirektor Niederösterreichische Versicherung) sowie Landespolizeidirektor Franz Popp, BA MA vergaben die Preise am 7. Juli 2022 im Raiffeisenhaus in Wien.

Kampf gegen illegalen Waffenbesitz und Terrorismus.

Beamte des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung stellten 2021 eine große Anzahl an Schusswaffen, Munition, Messer sowie NS- und Kriegsmaterial sicher. Es wurden in Niederösterreich neun Personen im Zusammenhang der Terrorismusbekämpfung angezeigt.
Dabei handelte es sich unter anderem um mehrere Mitglieder des „Islamischen Staates“, die den Attentäter vom 2. November 2020 ideologisch beeinflusst und bestärkt hatten. Die LVT-Ermittler konnten 2021 nicht nur zahlreiche Straftaten aufklären, sondern auch weitere politisch und religiös motivierte Taten verhindern. Die Sicherheitsverdienstpreise für die Beamt/-innen wurden stellvertretend von Mag. Roland Scherscher, Leiter des LVT NÖ, übernommen.

Lebensrettung nach Motorradunfall.

Im Juli 2021 wurde in Bad Vöslau ein Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall mit einem Pkw schwer verletzt. Dem Verunfallten wurde das linke Bein ab der Hälfte des Oberschenkels fast zur Gänze abgetrennt. Aufgrund der Ersthilfe eines vorbeikommenden Mannes und durch den beherzten Einsatz von Bezirksinspektor Mario Koger (Bezirkspolizeikommando Baden) konnte die Blutung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte gestillt und somit das Leben des Mannes gerettet werden.

Diebstahl im Wert von 900.000 Euro verhindert.

Aufgrund ihrer Aufmerksamkeit konnten die Zivilpersonen Slav­ko Lampret und Theresia Eisenkirchen einen Diebstahl an ihrer 93-jährigen Nachbarin verhindern. Die Pflegerin der Pensionistin wollte mithilfe zweier Komplizen Goldbarren und Wertgegenstände im Wert von 900.000 Euro stehlen.
Durch das Eingreifen von Lampret und Eisenkirchen konnten die Einsatzkräfte rechtzeitig eintreffen, wodurch der Diebstahl verhindert werden konnte. Eisenkirchen konnte sich Kennzahlenfragmente des Fluchtautos der Komplizen merken, wodurch diese später ausgeforscht werden konnten.

Rettung aus brennendem Auto.

Eine Frau war im Dezember 2021 in der Gemeinde Hoheneich von der Fahrbahn abgekommen und mit der Frontseite des Autos gegen das Brückengeländer einer Überführung geprallt. Der vorbeikommende Fabian Fränzen sah das Unfallfahrzeug und konnte die bewegungslose Verunfallte rechtzeitig befreien, ehe das Auto in Brand geriet.

Mutter und Kind vor Hundeangriff gerettet.

Im November 2021 wurde eine Mutter in Rodingersdorf, die mit ihrem eineinhalbjährigen Sohn im Kinderwagen spazieren ging, von einem Hund angegriffen. Die Frau stellte sich schützend vor den Kinderwagen und erlitt schwere Bisswunden in beiden Unterarmen. Robert Schinnerl sah das Geschehen zufällig von seinem Lkw aus und eilte der Mutter zu Hilfe. Ihm gelang es, den Hund zu vertreiben sowie beide Personen in Sicherheit zu bringen und die Rettungskräfte zu kontaktieren.

Bestellbetrüger festgenommen.

Unter der Angabe von 66 falschen Identitäten gelang es einem Niederösterreicher seit Jahren, Bücher, Fernlernkurse, Fernsehabonnements und sonstige Waren im Gesamtwert von 140.000 Euro zu bestellen, ohne dafür zu bezahlen. Da sowohl die Lieferadresse in Korneuburg als auch der dort wohnhafte Täter den Polizeibediensteten Thomas Pühringer und Marion Maisser von der Polizeiinspektion Korneuburg bekannt war, konnten sie nach einer Hausdurchsuchung den Täter festnehmen. Ein Großteil der bestellten Artikel konnte mittlerweile an die Verlagshäuser und sonstige Lieferanten retourniert werden.

Stichopfer gerettet.

Im August 2021 wurde in Breitenfurt eine Frau von einem Stallburschen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Ihr gelang die Flucht im Pkw, allerdings musste sie aufgrund ihrer Verletzungen das Auto am Straßenrand abstellen. Der zufällig vorbeikommende Arzt Dr. Peter Klar bemerkte das abgestellte Auto und leistete lebensrettende Hilfe. Ohne Klars Einschreiten hätte das Opfer wohl nicht überlebt. Die Einsatzkräfte konnten einen 17-Jährigen am Gelände des Reitstalls aufgrund des dringenden Tatverdachts festnehmen.

Auftragsmord verhindert.

Im Februar 2021 erstattete Markus P. dem Landeskriminalamt Burgenland die Anzeige, dass er von einem Mittelsmann, Christian F., zu einem Mord an Christian R. beauftragt worden sei. Für den Mord wurde ihm ein Geldbetrag von 5.000 Euro geboten. Der Mordauftrag ließ sich auf Renate K., Schwiegermutter von Christian R., zurückführen. Diese entwickelte nach mehrfachen „Love-Scamming“-Betrügereien eine starke Abneigung gegenüber ihrem Schwiegersohn. Dieser hatte sie mehrfach vor den betrügerischen „Liebhabern“ gewarnt. Die beiden Beschuldigten wurden von Beamten der Kriminaldienstgruppe Perchtoldsdorf mit Unterstützung des Landeskriminalamtes NÖ festgenommen. F. und K. wurden bei der Hauptverhandlung im November 2021 zu elf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Für ihre engagierte Ermittlungsarbeit erhielten Bezirksinspektorin Katharina Wolf (Polizeiinspektion Perchtoldsdorf) und Inspektor Dominik Swojanovsky (Schnelle Interventionsgruppe St. Pölten) den Sicherheitsverdienstpreis.
Raub in Teamarbeit aufgeklärt. Bedienstete der Polizeiinspektionen Vösendorf und St. Valentin sowie Mitglieder der Einsatzgruppe „Schnelle Reaktionskräfte“ (SRK) Traiskirchen konnten nach einem schweren Raubüberfall in einem Nachtlokal eine neunköpfige Tätergruppe ausforschen. Sieben der neun Täter wurden bereits gefasst und in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert.
Von der PI Vösendorf wurden zehn Beamt/-innen geehrt: Martin Heimberger, Natalie Mausser, Benjamin Steiner, Manuel Kefer, Stefan Dobler, Julian Piringer, Stephanie Tomanek, Michael Hochleitner, Antonia Hochetlinter, Raphaela Gyöngyösi. Weiters wurden Sebastian Trabauer (Schnelle Reaktionskräfte Traiskirchen) und Kathrin Brandstätter (Polizeiinspektion St. Valentin) ausgezeichnet.

Frau aus brennendem Haus gerettet.

Im Oktober 2021 bemerkten Sefa Pembe und Filip Iagar-Rotar einen Hausbrand in Ternitz-Pottschach, woraufhin sie die Einsatzkräfte verständigten. Hannes Rabe und Michael Hofer von der Polizeiinspektion Ternitz trafen kurze Zeit später ein und stellten fest, dass im hinteren Teil des Hauses eine 69-jährige Frau im Rollstuhl in den Flammen eingeschlossen war. Trotz der hohen Rauchbildung rannten die vier Männer unter akuter Gefahr für sie selbst in das Haus und konnten die Frau rechtzeitig befreien, ehe Teile des Dachstuhles einbrachen. Durch ihr unverzügliches Handeln konnten die Männer das Leben der 69-Jährigen retten.

Erbschaftsbetrug aufgeklärt.

Eine Reihe dubioser Geldabhebungen, der Abschluss einer Lebensversicherung und die Übergabe eines Hauses an Nichtangehörige führten im Zuge einer Erbschaftsklärung der Hinterlassenschaften eines 79-jährigen Mannes in Wagram zu Ermittlungen von Bediens­teten des Stadtpolizeikommandos St. Pölten unter der Leitung von Leopold Stiefsohn.
Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Mann kurz vor seinem Ableben ein Ehepaar kennengelernt hatte, das kurz darauf bei ihm einzog und ihn gepflegt haben soll. Das „pflegende“ Ehepaar setzte alles daran, ein ärztliches Gutachten zu erhalten, das die volle Geschäftsfähigkeit des Mannes bekunden sollte. Dr. Franz Sumetsberger, Hausarzt des Mannes, verweigerte aber die Ausstellung eines solchen Gutachtens und übermittelte seinerseits ein Schreiben an das Bezirksgericht, um eine Erwachsenenvertretung des Mannes zu beantragen, wodurch der Fall ins Rollen kam.
Dem Ehepaar gelang es allerdings, die volle Zeichnungsberechtigung über das Konto des Mannes zu erlangen, woraufhin sie 260.000 Euro in bar behoben. Außerdem konnten sie auch erreichen, dass die Liegenschaft des Mannes an sie übergeben wurde.
Durch monatelange Ermittlungen konnte außerdem die Verstrickung des Sohnes des pflegenden Ehepaares bewiesen werden. Dieser war der Bankberater des Mannes und hatte den Kontakt zwischen dem Mann und dem Ehepaar hergestellt. Der Arbeit von Stiefsohn und der Umsicht von Sumetsberger ist es zu verdanken, dass dieser Betrugsfall aufgeklärt werden konnte.

Erfolgreich beim Kampf gegen Gewalt.

Vor 25 Jahren trat in Österreich das erste Gewaltschutzgesetz in Kraft. Damit soll gezielt gegen Gewalt gegen Frauen vorgegangen werden. Der Gewaltschutz umfasst die Präventionsarbeit, das Einschreiten in Notfällen sowie Opferschutz und Täterarbeit. Um all diese Bereiche abdecken zu können und allen Betroffenen gerecht zu werden, bedarf es gezielter, organisations­übergreifender Zusammenarbeit und regelmäßiger Weiterbildungen.
Derzeit gibt es rund 150 besonders geschulte Polizistinnen und Polizisten in Nieder­österreich, die gegen Gewalttaten und Femizide vorgehen. Das Landestrainerteam bildet auch im Jahr 2022 weitere 50 Polizeibedienstete zu Gewaltschutzbeamtinnen und -beamten aus.
Für ihre besonderen Verdienste um die Sicherheit von Frauen geehrt wurden Michaela Egger (Gewaltschutzzentrum Niederösterreich), Alexander Grohs (Beratungsstelle Gewaltprävention) und das Landestrainerteam der Landespolizeidirektion Niederösterreich, bestehend aus der Leiterin der Personalabteilung Mag. Sonja Stamminger, Oberstleutnant Birgit Geitzenauer, Oberstleutnant Horst Schmutzer, Oberstleutnant Johann Neumüller, Chef­inspektor Andreas Bandion, Chef­inspektor Andreas Dürauer und Abteilungsinspektor Thomas Schneeweiss.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2022

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