Telefonbetrug

Falsche Polizisten am Telefon

Beamte des Bundeskriminalamts, der Interpol und der indischen Polizeibehörde CBI (Central Bureau of Investigation) forschten Ende September 2022 ein Call-Center in Indien aus, über das weltweit Telefonbetrug begangen wurde. In Österreich betrug der Schaden 2,7 Millionen Euro.

Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und versuchen ihre Opfer dazu zu bewegen, ihnen Geld oder Wertgegenstände zu übergeben
Betrüger geben sich am Telefon als Polizisten aus und
versuchen ihre Opfer dazu zu bewegen, ihnen Geld oder
Wertgegenstände zu übergeben
© Bacho Foto - stock.adobe.com

Das Telefon klingelt und Frau B. hebt wie gewohnt ab. Am anderen Ende der Leitung meldet sich keine menschliche Stimme, sondern eine Tonbandaufnahme oder ein Deepfake. Der Frau wird in Englisch mitgeteilt, dass ihr Name bei einer Interpol-Ermittlung aufgetaucht sei und sie eine Tastenkombination drücken solle, um weiterverbunden zu werden. Frau B. ist aufgebracht, versteht nicht, warum sie Gegenstand von internationalen Ermittlungen sein soll und wählt die Eins. Eine weitere englischsprachige Stimme ertönt aus dem Telefon, dieses Mal von einem Mann, der sich als Interpol-Polizist vorstellt. Dieser erklärt Frau B. den vermeintlichen Sachverhalt, spricht von Identitätsdiebstahl und warnt vor einer Festnahme, falls sie seinen Anweisungen nicht nachkomme. Eingeschüchtert und in großer Sorge vor möglichen Repressalien möchte Frau B. die Sache aus der Welt schaffen und erfüllt die Forderungen des Mannes. Sie kauft Gutscheine und gibt deren Codes per Telefon durch, aber anschließend wird der Anruf abgebrochen. Nichts ahnend wurde Frau B. Opfer eines Betrugs.
Doch nicht nur Frau B. fiel auf die Betrugsmasche der falschen Polizisten herein, denn so wie ihr erging es vielen Menschen weltweit. Seit der Covid-19-Pandemie hat der Internetbetrug europaweit stark zugenommen, da die Täter Profit aus den Ängsten ihrer Opfer schlagen und Notsituationen ausnutzen wollen. Die Betrüger nehmen oft ältere Personen ins Visier.

Call-Bot-Anrufe.

Beim „falschen Polizisten-Trick“ geben sich Betrüger als Polizisten aus und wollen ihre Opfer dazu bewegen, ihnen Geld und Wertgegenstände zu übergeben. Teilweise geben sich die Täter als örtliche Polizisten aus, es kam jedoch öfter zu Anrufen von falschen Interpol- oder Europol-Polizisten. Potenzielle Opfer werden mit Call-Bots (Computerstimmen) in englischer Sprache angerufen. Sie werden aufgefordert, eine bestimmte Tastenkombination zu drücken, wodurch miss­trauische Personen, die bei solchen Anrufen sofort auflegen oder der englischen Sprache nicht mächtig sind, bereits ausgesondert werden. An­schließend melden sich englischsprachige Täter, die sich als Interpol-Polizisten ausgeben. Dem Opfer teilen sie mit, dass es in strafbare Handlungen, wie Geldwäsche, Betrugs-, Suchtmittel- oder Gewaltdelikte verwickelt wäre. Um sich selbst zu entlasten und wieder ein normales Leben führen zu können, wäre es unbedingt notwendig den geforderten Betrag zu übermitteln. Auf die Nachfrage, warum Englisch gesprochen werde, wird dem Opfer mitgeteilt, dass es ein internationaler Fall sei und Europol-Beamte mithören würden.

Call-Center in Indien ausgeforscht.

Am 16. August 2022 erhielt ein Opfer aus Österreich einen Anruf eines vermeintlichen Interpol-Agenten. Doch anstatt der Geschichte des Betrügers zu glauben, erkannte es den Betrugsversuch und meldete den Vorfall der Polizei. Betrugsermittler des Bundeskriminalamtes nahmen daraufhin die Untersuchungen auf und konnten mithilfe eines Informanten die Spur des Anrufers bis nach Neu-Delhi, Indien zurückverfolgen. Über das Interpol-Netzwerk informierte das Bundeskriminalamt die indischen Behörden. Der indischen Polizei gelang Ende September 2022 der Zugriff, bei dem drei Täter der kriminellen Organisation verhaftet wurden. Seither ist die Zahl der in Österreich registrierten Anzeigen von Interpol-Polizisten vom Höchststand von über 100 Anzeigen pro Woche auf null zurückgegangen.

2,7 Millionen Euro Schaden.

Als es den Ermittlerinnen und Ermittlern des Bundeskriminalamtes im Jänner 2022 gelang, 69.000 Euro an die Opfer zurückzubuchen, veränderten die Täter daraufhin ihre Vorgehensweise und stiegen auf Kryptowährungen um. Ab Juni wurden die Opfer vermehrt angewiesen, Bargeld bei Bitcoin-Automaten einzuzahlen und an die Täter zu überweisen. Insgesamt konnten in Österreich 1.100 Anzeigen auf diesen Fall zurückgeführt werden. Die falschen Polizisten verursachten dabei einen Schaden von rund 2,7 Millionen Euro. Weitere Ermittlungen dauern an.

Präventionstipps der Polizei

  • Gespräch sofort beenden, wenn ein Anrufer nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kontoguthaben fragt. Die Polizei übernimmt und bewahrt kein Bargeld oder Wertgegenstände auf.
  • Den vermeintlich verunfallten oder verhafteten Verwandten unter der bekannten Nummer kontaktieren.
  • Verwandte über diese Betrugsform aufklären.
  • Angehörigen auch alternative Ansprechpartner für die Kontaktaufnahme nennen, falls man nicht sofort erreichbar ist.
  • Nummer der Anruferin oder des Anrufers notieren.
  • Anzeige in der nächsten Polizeidienststelle erstatten.

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2023

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