Polizeikommissariat Wien-Ottakring

Gegensätze und Miteinander

Das Polizeikommissariat Ottakring ist für die Bezirke Ottakring und Hernals zuständig. Für die Polizei gibt es Herausforderungen, die vom Drogenhandel bis zu illegalen Straßenrennen reichen.

Verkehrsschwerpunkt in Ottakring: Anhaltung eines Fahrzeuglenkers wegen Schnellfahren
Verkehrsschwerpunkt in Ottakring: Anhaltung eines Fahrzeuglenkers wegen Schnellfahren © Gerd Pachauer

Donnerstag, 6. Dezember 2022: In der Polizeiinspektion Wattgasse findet die Einsatzbesprechung für das um 19 Uhr geplante Planquadrat im Bereich Gablenzgasse/Spetterbrücke statt. Einsatzleiter ist der stellvertretende Stadtpolizeikommandant, Oberstleutnant Thomas Schuh, der gleichzeitig Leiter des Einsatzreferates im Stadtpolizeikommando ist. Das Polizeikommissariat Ottakring ist für die Bezirke Ottakring und Hernals zuständig. „In Ottakring leben rund 100.000 und in Hernals etwa 56.000 Menschen, für die wir zuständig sind. Ottakring ist ein multikultureller Stadtteil und als Wohnbezirk beliebt, aber es gibt regelmäßig polizeiliche Herausforderungen“, berichtet Thomas Schuh, BA. Er absolvierte von 1983 bis 1986 die Polizeipraktikantenausbildung in Wien. Nach mehreren Jahren Dienst in einem Wachzimmer absolvierte er die Ausbildung zum dienstführen, später die Ausbildung zum leitenden Beamten (Offizier). Seit 2018 versieht der Wiener Dienst im Stadtpolizeikommando Ottakring.

Ein Schnellrichter (Polizeijurist) kann bei Schwerpunktkontrollen an Ort und Stelle Strafverfügungen ausstellen
Ein Schnellrichter (Polizeijurist) kann bei Schwerpunkt-
kontrollen an Ort und Stelle Strafverfügungen ausstellen
© Gerd Pachauer

Die Schwerpunktaktionen Geschwindigkeitsüberwachung und Verkehrskontrollen am 6. Dezember 2022 finden nach der Kreuzung Gablenzgasse/Minciostraße von 19.30 Uhr bis etwa 22 Uhr statt. An dem Einsatz nehmen 13 Beamtinnen und Beamte der Polizeiinspektionen Wattgasse in Ottakring und Halirschgasse in Hernals teil. Die Gablenzgasse ist eine ins Stadtzentrum führende Bundesstraße, auf der die im Stadtgebiet vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 50 Km/h gilt. Viele meist junge Fahrer beschleunigen ihre in der Regel PS-starken Fahrzeuge nach der Kreuzung Wernhardt/Gutraterplatz in Ottakring Richtung Spetterbrücke. Nachdem die Straße über zwei Fahrstreifen in jeder Fahrtrichtung verfügt, wird diese Verkehrsfläche immer wieder für illegale Straßenrennen missbraucht.
Auch am Abend des Polizeieinsatzes gehen den kontrollierenden Beamten einige Autofahrer „ins Netz“, die oft mit einer höheren als der zulässigen Höchstgeschwindigkeit über die Brücke fuhren. „Wir haben heute ein normales Verkehrsplanquadrat, es ist auch ein Schnellrichter dabei, das ist ein Polizeijurist, der an Ort und Stelle Strafverfügungen ausstellen kann“, erklärt Chefinspektor Siegfried Lachner. „Auf dieser Ausfallstraße passiert nicht oft etwas, aber wenn, dann sind es eklatante Geschwindigkeitsübertretungen. Wir hatten da schon Straßenrennen mit 100 Km/h aufwärts“, informiert Lachner, der in der Polizeiinspektion Halirschgasse seinen Dienst versieht.

Planquadrate wie dieses, müssen so organisiert sein, dass weder für die kontrollierenden Beamten, noch für die angehaltenen Fahrzeuglenker eine Unfallgefahr besteht. Die Kreuzung Gablenzgasse/Minciostraße ist breit genug, damit die Beamten sichere Geschwindigkeitsmessungen vornehmen können. „Wir haben genug Platz, um im Bedarfsfall auch auf die Seite springen zu können und verfügen auch über ein Einsatzfahrzeug, mit dem wir Raser schnell folgen können“, führt der Chefinspektor aus.
Bis etwa 20.15 Uhr wurden in diesem Verkehrsbereich etwa 30 Fahrzeuglenker angehalten. Geschwindigkeitsmessungen an Straßen und Kreuzungen werden oft im Radio durchgegeben. Damit werden viele Autofahrer gewarnt und sie halten sich meistens daran. Doch dieser Umstand schützt sie nicht vor einer Verkehrskontrolle, bei der nicht nur die vorschriftsmäßige Ausstattung wie Pannendreieck, Verbandspaket oder die Warnweste überprüft wird, sondern in der Regel auch ein Alko- und bei Verdacht auch ein Drogentest vollzogen wird. Jenen Lenkern, denen an Hand der Lasermessung eine Geschwindigkeitsübertretung nachgewiesen wurde, erhalten einen Strafbescheid, auf dem die Höhe der Geldstrafe vermerkt ist. „Jetzt hat der Autofahrer theoretisch zwei Wochen Zeit gegen den Bescheid zu berufen, so er das nicht macht, muss er den angegebenen Geldbetrag bezahlen. Das ist die effektivste Art, wie man bei der Verkehrspolizei arbeiten kann“, berichtet Schnellrichter Rat Mag. Christian Grasmuk, der im Polizeikommissariat Ottakring tätig ist.
Beim Planquadrat am 6. Dezember 2022 wurden unter anderem 20 Alkovortests vorgenommen, es erfolgten mehrere Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen und andere Übertretungen im Straßenverkehr. Die Beamten führten mehrere Identitätsfeststellungen angehaltener Personen durch und hoben Sicherheitsleistungen nach dem Verwaltungsstrafgesetz ein.

Gegensätze.

Der dicht besiedelte Osten und die bürgerlichen Wohngegenden um den Wilhelminenberg machen Ottakring zu einem Bezirk, der Gegensätze vereint. Das Viertel um den Yppenplatz hat sich in den letzten Jahren zu einem Szeneviertel entwickelt. Es finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt. Am Brunnenmarkt im Yppenviertel, dem längsten Straßenmarkt der Stadt, bieten über 100 Stände frische Lebensmittel an. „Es gibt kaum Gründe für Polizeieinsätze, obwohl hier die verschiedensten Ethnien vertreten sind.

Der Yppenplatz ist auch Sammel- oder Endpunkt zahlreicher Demonstrationen“, berichtet der stellvertretende Stadtpolizeikommandant. Bis vor ein paar Jahren hätte an diesem Ort in Ottakring nie eine Demonstration begonnen. Die Polizeikräfte müssen die Demonstrantionen begleiten und nach Beedigung den Versammlungsort weiter sichern. „Das beschäftigt uns im Einsatzreferat stark. Was seit der baulichen Umgestaltung der Ottakringer Straße noch hinzukommt, sind, entsprechend der Dichte an kroatischen, serbischen und albanischen Lokalen, die exzessiven Feiern bei und nach Fußballspielen, bei denen die ganze Straße in Beschlag genommen wird.

Fußball-Weltmeisterschaft.

Polizeieinsatz auf der Ottakringer Straße nach einem Fußball-WM-Spiel
Polizeieinsatz auf der Ottakringer Straße nach einem
Fußball-WM-Spiel © Gerd Pachauer

Ein Beispiel dafür war das Spiel Schweiz gegen Serbien, bei der letzten Fußballweltmeisterschaft in Katar am 3. Dezember 2022. Serbien hatte diese Begegnung mit 3:2 verloren. Die Niederlage gegen die Schweiz bedeutete nicht nur das WM-Aus für das serbische Nationalteam, sondern hatte 4.000 Kilometer Luftlinie vom Austragungsort Katar entfernt einen Polizeigroßeinsatz zur Folge.
Auf der als „Balkanmeile“ bekannten Ottakringer Straße versammelten sich 150 Fußballfans und blockierten die Fahrbahn. Außerdem wurden Böller und Bengalen gezündet. Die umliegenden Straßen mussten kurzzeitig abgesperrt werden, der Verkehr kam zum Erliegen.
Die eintreffenden Polizistinnen und Polizisten, die mit Flaschen beworfen wurden, konnten die Situation durch das Einkesseln der Gruppe unter Kontrolle bringen. Die Polizisten nahmen Identitätsfeststellungen vor, die nach und nach zu einer Auflösung der Menschenmenge führte. Gegen 1 Uhr nachts, am 4. Dezember 2022 konnte der Polizeieinsatz beendet werden. Keiner von den Demonstranten musste festgenommen werden und Verletzte gab es glücklicherweise auch keine.
„Die Ottakringer Straße ist generell einer der Schwerpunkte unseres Bezirks“, sagt Stadthauptfrau Mag. Karin Marhold, Leiterin des Polizeikommissariats Ottakring. „Vor allem in den Sommermonaten gibt es sehr viele Anrainerbeschwerden, hauptsächlich Lärmbelästigungen aufgrund der hohen Lokaldichte und durch Fahrzeuglenker, die laut Musik spielen, den Motor aufheulen oder die Antriebsräder durchdrehen lassen.“

Miteinander.

Führungsteam der Polizei in Ottakring: Stadtpolizeikommandant Bernhard Stiedry, Stadthauptfrau Karin Marhold, Kripochef Klaus Mair, Stadtpolizeikommandant-Stellvertreter Thomas Schuh
Führungsteam der Polizei in Ottakring:
Stadtpolizeikommandant Bernhard Stiedry, Stadthauptfrau
Karin Marhold, Kripochef Klaus Mair,
Stadtpolizeikommandant-Stellvertreter Thomas Schuh
© Gerd Pachauer

„Was Ottakring als Einsatzgebiet spannend macht, sind die vielen Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen, die hier zusammenleben. Von mehr als 100.000 Bewohnerinnen und Bewohnern haben über 48 Prozent eine ausländische Herkunft die meisten stammen aus Serbien und Montenegro. Mittlerweile haben wir viele Polizistinnen und Polizisten mit Migrationshintergrund, die ihre Erfahrungen einbringen können und über die entsprechenden Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Es gibt regelmäßigen Austausch mit den verschiedenen Communities, insbesondere durch unsere Sicherheitskoordinatorin und die Grätzlpolizisten in den Polizeiinspektionen im Rahmen von Gemeinsam.Sicher“, berichtet Stadthauptfrau Marhold.

Gemeinsam.Sicher ist eine Initiative, die in Ottakring und in Hernals einen hohen Stellenwert hat. Die Polizei tritt mit Privatpersonen, Vereinen, Bildungseinrichtungen und einem breiten Spektrum nichtstaatlicher Organisationen regelmäßig in den Dialog, um regionale Sicherheitsanliegen und -probleme gemeinsam zu lösen.
„Wir sind diesbezüglich auch eng verknüpft mit den Bezirksvorstehungen, wo es immer wieder einen Jour fixe gibt, ebenso wie es Treffen mit den Repräsentanten von NGOs, wie dem ,Obdach Josi‘ gibt. Dazu gehören auch die Parkraumüberwachung und die ,Waste Watchers‘ der MA 48“, führt Thomas Schuh aus. Alle Organisationen, die bei „Gemeinsam.Sicher“ in den Dialog eingebunden sind, werden auch in die Arbeit bei der Lösung von örtlichen Sicherheitsproblemen eingebunden.
Ein weiterer wesentlicher Bereich im Stadtpolizeikommando Ottakring ist der „Koordinierte Fremdenpolizeiliche Dienst“ (KFD), dessen Mitarbeiter regelmäßig an polizeilichen Schwerpunktaktionen teilnehmen. „Bei einer fremdenpolizeilichen Amtshandlung übernehmen die Kollegen diese gleich“, sagt Thomas Schuh.

Drogenhandel.

„Gemeinsam.Sicher“: Kontakt der Polizei zur Bevölkerung
„Gemeinsam.Sicher“: Kontakt der Polizei zur
Bevölkerung © Gerd Pachauer

„Viele Amtshandlungen konzentrieren sich auf den Bereich der U-Bahnstation Josefstädter Straße, der als Treffpunkt von Angehörigen der Suchtmittelszene und Obdachlosen gilt. Es kommt häufig zu tätlichen Auseinandersetzungen, Übertretungen nach dem Suchtmittelgesetz sowie Anzeigen wegen Ordnungsstörungen und aggressiven Verhaltens“, sagt Marhold. Bei der U-Bahnstation Josefstädter Straße besteht das „Obdach Josi“, eine Institution für Menschen ohne festen Wohnsitz, wo sie der Körperhygiene nachkommen können, eine warme Mahlzeit und bei Bedarf auch frische Kleidung erhalten. „Leider wird diese Einrichtung auch öfters von suchtmittelkranken Menschen aufgesucht. Deshalb absolvieren wir regelmäßig gemeinsame Streifen mit der Außenstelle West des Landeskriminalamtes, das sich auch hier im Polizeikommissariat Ottakring befindet“, sagt Oberstleutnant Schuh.

Jugendbanden.

Schwarzenbergpark in Hernals: Kontrolle der Beißkorb- und Leinenpflicht.
Schwarzenbergpark in Hernals: Kontrolle der
Beißkorb- und Leinenpflicht. © Gerd Pachauer

Im Umfeld der Schnellbahnlinie S 45 in Ottakring und Hernals hatten Jugendbanden die Sicherheit der Passanten bedroht. „Chefinspektor Manfred Kammerer von der Polizeiinspektion Maroltingergasse nahm sich dieses Problems an. Rund 110 Delikte, die von schwerer Körperverletzung bis zu Einbrüchen in Wohnungen reichen, konnten aufgeklärt und einige Festnahmen vollzogen werden. Er wird für seine Erfolge hoffentlich mit dem 133 Award ausgezeichnet“, sagt Oberstleutnant Schuh und ergänzt, dass die Einsatzhäufigkeit wegen der Jugendbanden im Sommer und Frühherbst 2022 im Umfeld der Schnellbahnlinie S 45, ebenso wie im Bereich der U-Bahnlinie U3 und in Parkanlagen in beiden Bezirken, besonders hoch war. 65 unmündige minderjährige Täter wurden bei der Staatsanwalt Wien angezeigt. Den jugendlichen Gesetzesbrechern konnten außerdem drei Raubüberfälle und Missbrauch von Unmündigen nachgewiesen werden.
Auch der Schwarzenbergpark am Rande des 17. Bezirkes wird regelmäßig kontrolliert, vor allem wegen unverantwortlicher Hundehalter, die Beißkorb- und Leinenpflicht missachten. In der warmen Jahreszeit werden die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bei der Benützung der Grillplätze im Schwarzenbergpark und der Jubiläumwarte in Ottakring überwacht. „Wir haben in Ottakring vier Polizeiinspektionen und in Hernals leider nur mehr zwei. Nicht zu vergessen ist die Klinik Ottakring, das ehemalige Wilhelminenspital, ein sehr großes Krankenhaus, die immer wieder Einsätze wegen Diebstählen und bei der Erstaufnahme alkoholisierter Patienten bedingen.“ Seit Juni 2022 gibt es den uniformierten Fahrraddienst. Mit sechs Dienstfahrrädern versehen die Beamtinnen und Beamten ihren Dienst und sind vor allem auf den Fahrradstraßen wie der Hasnerstraße aktiv. „In diesem Bereich haben wir die meisten Anzeigen und Organmandate im gesamten Stadtgebiet. Die Fahrradstreifen sind aber auch in der Schwarzenbergallee in Hernals unterwegs, um uneinsichtige Radfahrer zu stellen“, schildert der stellvertretende Stadtpolizeikommandant Thomas Schuh.

Der Brunnenmarkt in Ottakring ist auch Sammel- oder Endpunkt von Demonstrationen
Der Brunnenmarkt in Ottakring ist auch Sammel- oder Endpunkt von Demonstrationen © Gerd Pachauer

Hernals.

„Da Hernals auch an den Gürtel grenzt, ziehen sich die Delikte, die in Ottakring ihren Ausgang nehmen, entlang des Verkehrsweges auch in den Nachbarbezirk. Spezifisch für Hernals ist der Sportklubplatz, dort kommt es immer wieder zu Spielpaarungen zu denen bis zu 6.000 Besucher kommen. „Es gibt glücklicherweise fast ausschließlich ein friedliches Aufeinandertreffen der Fußballfans. Die Polizei hat in der Regel nur verkehrspolizeiliche Einsätze nach der sportlichen Begegnung. Innerhalb des Stadions werden Sicherheitsstreifen abgehalten“, berichtet Thomas Schuh. Der Elterleinplatz, wo sich das Bezirksamt und ein Einkaufszentrum befindet, wird nach der Fertigstellung der U-Bahnlinie U5, wo mit den Bauarbeiten begonnen wurde, von der Sicherheitslage her in den Vordergrund rücken.

Gewalt in der Privatsphäre.

Im Zuständigkeitsgebiet des Polizeikommissariats Ottakring werden monatlich rund 30 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. „In Anbetracht der Häufung der Frauenmorde ist es mir ein großes Anliegen gefährdeten Personen, zumeist Frauen, entsprechenden Schutz zu bieten, Hochrisikofälle bereits in einem frühen Stadium zu erkennen und geeignete Maßnahmen zur Verhinderung schwerer Straftaten im Bereich häuslicher Gewalt zu ergreifen“, betont Marhold. Hierbei sei auch eine gute Vernetzung unabdingbar, einerseits mit Opferschutzeinrichtungen, Männerberatungsstellen und Jugendämtern, andererseits mit der Staatsanwaltschaft und den Gerichten.

Maßnahmen.

Polizeistreife am Brunnenmarkt, dem längsten Straßenmarkt Wiens
Polizeistreife am Brunnenmarkt, dem längsten
Straßenmarkt Wiens © Gerd Pachauer

„Wir setzen auf Polizeipräsenz im Straßenbild und gezielte Schwerpunktaktionen, bei denen Schnellrichter anwesend sind, so dass unmittelbar nach der Verwaltungsübertretung eine Strafverfügung möglich ist. Dadurch kann auch eine präventive Wirkung erzielt werden“, sagt Stadthauptfrau Marhold. „Unsere Aufgabe ist es, dass sich die Menschen in Ottakring sicher fühlen können. Leider gibt es eine zunehmende Tendenz in der Bevölkerung dies nicht als positiv, sondern als Provokation anzusehen. Es gibt immer mehr Menschen, die nicht akzeptieren wollen, dass sie für ihr Fehlverhalten ermahnt, zur Kasse gebeten oder gar strafrechtlich verfolgt werden. Die Polizei wird immer öfter zum Feindbild, Aggressionen bis hin zu körperlicher Gewalt gehören mittlerweile zum Berufsalltag.“ So wie der Bezirk selbst, ist auch das Einsatzspektrum vielfältig. „Für den Polizeidienst in Ottakring sollte man offen und unvoreingenommen sein und sich in die Situation des Gegenübers hineinversetzen können, um eine auf den ersten Blick vielleicht irrational wirkende Reaktion nachvollziehen zu können. Kommunikationsfähigkeit und ein sicheres Auftreten sind sehr wichtig, um einen gewissen Respekt zu erzeugen. Es müssen sehr oft Entscheidungen getroffen und Anweisungen gegeben und durchgesetzt werden“, sagt Marhold.

Karin Marhold hat Rechtswissenschaften in Graz studiert. Ihr besonderes Interesse galt dem Strafrecht, im Rahmen ihrer Diplomarbeit hat sie sich mit den Themen Jugendkriminalität, Entwicklung des Jugendstrafrechts und den Problemen im Strafvollzug bei Jugendlichen auseinandergesetzt. 1993 trat die Kärntnerin ihren Dienst als Polizeijuristin im Bezirkspolizeikommando Neubau an. Nach Zwischenstationen in anderen Kommissariaten wurde sie 2007 zur Sicherheitshauptreferentin im Polizeikommissariat Ottakring bestellt, 2012 wurde sie mit der Funktion der stellvertretenden und 2017 mit der Leitung des Polizeikommissariats Ottakring betraut: „Ich möchte, dass das Polizeikommissariat Ottakring eine professionelle, kompetente, bürger- und serviceorientiert arbeitende Dienststelle ist. Derzeitige Herausforderungen sind die in den letzten Jahren immer mehr gewachsenen Aufgaben im Bereich der Verwaltung und der Personalmangel. Ich bin stolz auf die Leistung meines Teams – vor allem im Rahmen des Parteienverkehrs, bei dem das Personenaufkommen enorm ist. Auch die gute Zusammenarbeit, insbesondere mit dem Stadtpolizeikommando Ottakring und dem Landeskriminalamt Außenstelle West, ist mir sehr wichtig. Unser aller Ziel ist die Kriminalitätsbekämpfung, wobei wir nur gemeinsam erfolgreich und effizient sein können.“

LKA Außenstelle West.

„Während wir es in den Randbezirken Penzing, Währing und Döbling häufig mit Einbrüchen mit teilweise sehr hohen Schadenssummen zu tun haben, gibt es in Ottakring sowie Fünfhaus und Hernals einen großen Anteil an Straßenkriminalität, wie Raub, Gewaltdelikte und Delikte nach dem Suchtmittelgesetz“, schildert Oberstleutnant Klaus Mair, BA MA, Leiter der LKA-Außenstelle West. „Was für viele Deliktsbereiche mittlerweile zutrifft, ist die Verlagerung weg von Einzeltätern hin zu organisierten Tätergruppen.“ Sobald ein Sachverhalt vorliegt, verständigen die uniformierten Ersteinschreiter den Single Point of Contact (SPOC) oder gleich direkt den zuständigen Ermittlungsbereich der Außenstelle (Ast) West und die Kriminalbeamtinnen und -beamten übernehmen bei Zuständigkeit die Amtshandlung. Darunter fallen neben Straßenkriminalität, hier vor allem Raubdelikte und Einbrüchen, auch Betrugsamtshandlungen mit hohen Schadenssummen, Sittlichkeitsdelikte und Amtshandlungen nach dem Suchtmittelgesetz.
Die Mitglieder der Tatortgruppen der Ast West unterstützen die Kolleginnen und Kollegen der Stadtpolizeikommanden 15, 16 und 19 bei der Sicherung allfällig verwertbarer Spuren einer strafbaren Handlung. In der Ast West wurden aus der Notwendigkeit heraus zusätzlich Sonderermittlungsgruppen gebildet, wie die Kfz-Gruppe, eine Intensivtätergruppe für Einbruchskriminalität und die Arbeitsgruppen für west- und nordafrikanische Tätergruppen im Suchtmittelbereich, kurz als AG Nigeria und AG Maghreb bezeichnet.
„Besonders im Bereich der Suchtmittel- und Einbruchskriminalität sowie der internationalen Kfz-Verschiebung konnten eine Vielzahl von Delikten geklärt und Tätergruppen festgenommen werden. Die Kolleginnen und Kollegen der Sonderermittlungsgruppen fungieren auch als Ansprechpartner für andere Dienststellen“, sagt Mair.

Klaus Mair begann seine Polizeiausbildung im Jahr 1982. Anfang der 1990er-Jahre absolvierte der Kärntner den Kriminalbeamtenkurs und arbeitete anschließend in den Bezirken Margareten und Währing. 1996 schloss er den Offizierskurs ab und war danach Leitender Kriminalbeamter im damaligen Kriminalbeamteninspektorat, anschließend bei der Staatspolizei und danach stellvertretender Leiter der Kriminalbeamtenabteilung im BPK Favoriten. 2008 wurde Mair zum Leiter-Stellvertreter der Außenstelle West und übernahm nach der Pensionierung von Oberst Georg Rabensteiner mit 1. Juli 2020 die Leitung der Außenstelle West.

Personal.

192 Beamtinnen und Beamten versehen in den 6 Polizeiinspektionen in Ottakring und Hernals ihren Dienst, davon 40 dienstführende und 152 eingeteilte Beamte. Der Gesamtpersonalstand im Stadtpolizeikommando, einschließlich koordinierter fremdenrechtlicher Dienst, Kriminal- und Verkehrsreferat, beträgt 227 Polizistinnen und Polizisten.

Die häufigsten Delikte 2022 in Ottakring und Hernals waren Taschendiebstähle, Einbrüche, vor allem in Kellerabteile, sowie Gesetzesübertretungen nach dem Suchtmittelgesetz.

Michael Ellenbogen/Anna Strohdorfer/Herbert Zwickl


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2023

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