Verkehrsunfallbilanz

Ablenkung und Schnellfahren

Zu den Hauptursachen der tödlichen Verkehrsunfälle 2023 zählten Rasen, Unachtsamkeit und Vorrangverletzung
Zu den Hauptursachen der tödlichen Verkehrsunfälle
2023 zählten Rasen, Unachtsamkeit und
Vorrangverletzung © Egon Weissheimer

Die Zahl der Verkehrstoten bleibt auf niedrigem Niveau: 369 Menschen verunglückten im Jahr 2022 auf Österreichs Straßen tödlich – das ist die drittniedrigste Zahl an Verkehrstoten seit 1950.

Die Zahl von 369 Verkehrstoten ist mit Ausnahme der beiden „Coronajahre“ 2020 und 2021 die geringste Zahl an Verkehrstoten und die dritt-niedrigs­te Opferzahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Innenministerium im Jahr 1950. Nur 2020 (344) und 2021 (362) kamen um 6,8 Prozent bzw. 1,9 Prozent weniger Menschen im Straßenverkehr ums Leben.

Eine Vielzahl an Maßnahmen tragen dazu bei, die Verkehrssicherheit zu erhöhen: Von der Verkehrserziehung bei Kindern über die Verkehrssicherheitsberatung in den Schulen bis hin zur Verkehrsüberwachung durch die Polizei. „Bei der Verkehrssicherheit sind sowohl die Überwachung als auch die Prävention wichtig. Die Polizei hat im Jahr 2022 in beiden Bereichen gute Arbeit geleistet. Der überwiegende Teil der Lenkerinnen und Lenker, die sich an die Regeln halten, soll nicht durch unbelehrbare Raser gefährdet werden.“
Die Polizei wird weiter an unfallträchtigen oder gefährlichen Stellen präsent sein. Ein neues „Raserpaket“ wird derzeit im Nationalrat behandelt. „Dieses Raserpaket ist ein wichtiger Schritt gegen die Roadrunnerszene“, sagt Gerhard Karner. „Im heurigen Jahr werden wir außerdem einen Schwerpunkt bei der Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger setzen. Gerade der Radfahrverkehr und andere Mobilitätsformen wie E-Scooter haben in den letzten Jahren stark zugenommen und bedürfen daher besonderer Aufmerksamkeit.“

Bundesländer.

Eine Zunahme der Zahl an Verkehrstoten gab es im Burgenland, Niederösterreich, Steiermark, Vorarlberg und Wien. In Kärnten, Oberösterreich und in Salzburg wurden Rückgänge registriert, in Kärnten und Salzburg wurden 2022 überdies die bisher geringsten Zahlen an Verkehrstoten seit 60 Jahren verzeichnet.
Im Burgenland gab es 2022 19 Verkehrstote (2021: 8), in Kärnten 21 (38), in Niederösterreich 97 (92), in Ober­österreich 80 (92), in Salzburg 19 (24), in der Steiermark 70 (50), in Tirol 29 (29), in Vorarlberg 16 (13) und in Wien 18 (16).

Verkehrsbeteiligung.

Bei Verkehrsunfällen verloren 2022 179 Pkw-Insassen ihr Leben, 55 Motorradfahrer (davon 10 mit Leicht-Motorrädern), 49 Fußgänger, 40 Radfahrer (davon 20 mit Elektro-Fahrrädern), 21 Lkw-Insassen (davon 18 im Klein-Lkw), acht Mopedfahrer, sechs Beteiligte mit Seniorenmobilen, vier Lenker von E-Scootern, drei Microcar-Lenker, drei Traktor-Lenker und ein Bus-Lenker. Angestiegen gegenüber 2021 ist die Zahl der getöteten Pkw-Insassen, der Fußgänger und der Lkw-Insassen. Zurückgegangen ist die Zahl der getöteten Motorrad- und Leichtmotorradlenker, Radfahrer und Moped-Lenker.

Hauptunfallursachen.

Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten Unachtsamkeit bzw. Ablenkung (25,6 %), nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (22,7 %), Vorrangverletzungen (19,8 %), Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer (7,8 %), Fehlverhalten von Fußgängern (5,1 %), Überholen (4,9 %), Missachtung von Geboten/Verboten (4 %), mangelnder Sicherheitsabstand (2,6 %) und Übermüdung (2,6 %). Alkoholisierung war bei 18 oder 5,2 Prozent der tödlichen Unfälle gegeben. Gegenüber 2021 wurden weniger Unfälle durch Alkohol, Missachtung von Geboten/Verboten, nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit und Übermüdung regis­triert. Bei Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer, mangelnder Sicherheitsabstand, Unachtsamkeit/Ablenkung und Vorrangverletzung gab es Anstiege.

Straßenarten.

34 Verkehrstote gab es auf Autobahnen und Schnellstraßen – um drei weniger gegenüber 2021 (37). Der Großteil der tödlichen Unfälle ereignet sich auf den ehemaligen Bundesstraßen (130 Getötete), Landesstraßen (114) und sonstigen Straßen (91).

Kinderunfälle.

13 Kinder im Alter bis 14 Jahre kamen im Straßenverkehr 2022 ums Leben, davon 6 als Pkw-Insassen, 4 als Fußgänger, 1 als Lenker eines E-Scooters, 1 als Mopedlenker und 1 als Radfahrer. 2021 verunglückten 6 und 2020 2 Kinder tödlich. Ein Kind im Alter von 6 bis 15 Jahre kam 2022 bei einem Schulwegunfall ums Leben.

Getötete auf Schutzwegen, Bahnübergängen und in Tunnelanlagen.

14 Fußgänger kamen auf einem Schutzweg ums Leben, 2021 waren es vier. Auf Bahnübergängen bei Eisenbahnkreuzungsanlagen verunglückten 17 Menschen tödlich (2021: 12). Drei Tote gab es in Straßentunneln (2021: 2). 146 aller tödlichen Unfälle sind Alleinunfälle, das heißt, es ist nur ein Fahrzeug am Unfall beteiligt. Von den 179 tödlich verunglückten Pkw-Insassen verwendeten 123 den Sicherheitsgurt, 56 waren nicht angegurtet. Mehr als ein Drittel aller Verkehrstoten waren zum Unfallzeitpunkt 60 Jahre oder älter, 52 davon älter als 80 Jahre. In der Altersgruppe der 17- bis 29-Jährigen kamen 62 Personen bei Verkehrsunfällen ums Leben.

Otmar Bruckner


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2023

Druckversion des Artikels (PDF 193 kB)