Gedenkstätten für Exekutivbeamte (17)

Gedenkstätten am Millstätter See

In Millstatt, Seeboden und Lieseregg in Kärnten erinnern Gedenkstätten an Gendarmeriebeamte, die in Ausübung des Dienstes ermordet wurden oder tödlich verunglückt sind.

Gendarmerieplatz mit Gedenkstein in Seeboden am Millstätter See: Erinnerung an das Gendarmeriekorps in Kärnten und auch jener Gendarmen, die in Ausübung des Dienstes ihr Leben verloren haben
Gendarmerieplatz mit Gedenkstein in Seeboden am Millstätter See: Erinnerung an das Gendarmeriekorps in Kärnten und auch jener Gendarmen, die in Ausübung des Dienstes ihr Leben verloren haben © Werner Sabitzer

Hermann Zeni versah am 27. Februar 1935 allein auf dem Gendarmerieposten Seeboden am Millstätter See Dienst. Am späten Vormittag kam ein Bauer aus Treffling in die Dienststelle und zeigte den Diebstahl von 50 Schilling an. Ein junger Mann habe sie ihm gestohlen. Der Betrag entsprach damals dem Wochenlohn eines Hilfsarbeiters. Der Bestohlene gab an, den Dieb bis Gritschach verfolgt zu haben. Dieser sei dann mit einem Bekannten Richtung Millstatt geflüchtet.

Gedenktafel für den 1935 ermordeten Gendarmen Hermann Zeni in Millstatt
Gedenktafel für den 1935
ermordeten Gendarmen Hermann
Zeni in Millstatt
© Werner Sabitzer

Hermann Zeni fuhr mit seinem Dienstrad nach Millstatt und sah bei der Ortseinfahrt zwischen der Villa Geyer und der Villa Postillion die beiden Verdächtigen, zwei herumziehende Handwerker. Er forderte sie auf, sich auszuweisen. Der Begleiter des Diebes zog eine Steyr-Pistole im Kaliber 7.35 und schoss mehrmals auf den Gendarmen. Zeni wurde zweimal in den Hals und einmal in die rechte Brustseite getroffen. Der Gendarm schoss zurück und traf den Schützen zweimal. Zeni lief noch etwa 100 Meter Richtung Millstatt, brach zusammen und starb auf der Straße. Auch der Angreifer starb noch am Tatort. Es handelte sich um Franz Bomberger, geboren am 29. November 1911 in Innsbruck. Bei der Leiche Bombergers wurde Diebsgut gefunden, darunter zwei Damenuhren.
Der zweite Mann, Johann Preißler aus Niederösterreich, flüchtete. Ein Großaufgebot an Gendarmen und Bundesheer-Soldaten fahndete nach ihm. Preißler stellte sich am 3. März 1935 im Gendarmerieposten Tamsweg im Lungau. Er sagte aus, er habe dem Gendarmen gerade seinen Ausweis gegeben, als Bomberger auf den Gendarmen geschossen hätte. Daraufhin sei er über Gmünd, Katschberg und St. Michael nach Tamsweg geflüchtet.
Hermann Zeni wurde im Familiengrab in seiner Heimatstadt Gmünd in Oberkärnten bestattet. Er wurde nur 26 Jahre alt. Der Bundespräsident verlieh ihm posthum die Goldene Medaille für Verdienste um die Republik Österreich. Einige Wochen vor seiner Ermordung hatte Zeni eine belobende Anerkennung des Generalinspektors der Bundesgendarmerie erhalten, weil er mit einem Kollegen einen Sprengstoffanschlag an einer verkehrswichtigen Brücke rasch aufgeklärt hatte.
Johann Preißler wurde wegen des Diebstahls zu einer dreimonatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Eine Beteiligung an der Ermordung Hermann Zenis durch seinen Begleiter wurde ihm vom Gericht nicht zur Last gelegt.

Gedenktafel.

In Erinnerung an Hermann Zeni wurde am 10. November 1935 in der Schürpfer Allee in Millstatt eine Gedenktafel enthüllt. Die Bronzeplakette auf einer Marmortafel wurde von Prof. Emil Thurner von der Bundes-Gewerbeschule Klagenfurt angefertigt. Die Inschrift lautet: „Hier fiel am 27. Februar 1935 Gendarm Hermann Zeni in treuer Pflichterfüllung“. 2015 wurde die Tafel über Initiative des Lokalhistorikers Axel Huber († 2019) aus Seeboden freigelegt und die Inschrift nachgezogen.
Die Grabstätte Zenis befindet sich im Stadtfriedhof Gmünd in Kärnten. Auch hier erinnert die Inschrift auf dem Grabstein an den Mord: „Hermann ZENI, Gendarmeriebeamter, fiel in Ausübung seiner Pflicht am 27.2.1935 im Alter von 26 Jahren – Erschossen im Gebiet der PI Millstatt“.
Hermann Zeni ist auch auf einer Gedenktafel für im Dienst verstorbene Gendarmeriebeamte im Hof der Krumpendorfer Polizeikaserne angeführt.

Tödlicher Einsatz.

Grabstein in Lieseregg für den bei einer Lebensrettungsaktion tödlich verunglückten Gendarmeriebeamten Reinhold Lang vom Gendarmerieposten Seeboden
Grabstein in Lieseregg für den bei einer
Lebensrettungsaktion tödlich verunglückten
Gendarmeriebeamten Reinhold Lang vom
Gendarmerieposten Seeboden © Werner Sabitzer

Im Friedhof Lieseregg bei Seeboden am Millstätter See erinnert ein Marmorgrabstein an den Gendarmeriebeamten Reinhold Lang, der auf tragische Weise bei einem Einsatz tödlich verunglückte. Am 15. Jänner 1993 wollte ein 27-jähriger Mann von der Autobahnbrücke Seebach in die Lieserschlucht springen. Über eine Notrufsäule kündigte er sein Vorhaben an. Der 26-jährige Revierinspektor Reinhold Lang vom Gendarmerieposten Seeboden fuhr mit einem Kollegen zur Autobahnbrücke, um den Lebensmüden zu retten. In der Dunkelheit stürzte Reinhold Lang ca. 40 Meter in die Tiefe und starb.

Gendarmeriegedenkstein.

In Seeboden am Millstätter See, Ortsteil Wirlsdorf, erinnert der „Gendarmerieplatz“ mit einem Gedenkstein an die Geschichte des traditionsreichen Wachkörpers und seine Angehörigen. Der Gedenkstein soll auch an Gendarmeriebeamte erinnern, die in Ausübung des Dienstes ermordet worden oder tödlich verunglückt sind. Die Erinnerungsstätte wurde 2008, drei Jahre nach Auflösung der Gendarmerie, von der „Gesellschaft der Gendarmerie- und Polizeifreunde Kärnten“ aufgestellt. Die „flammende Granate“ aus Bronze wurde nach einem Acrylmodell gegossen, das 2006 vom Klagenfurter Metallkünstler Herwig Romauch für die Gendarmeriedenkmäler Krumpendorf und Maria Saal hergestellt worden war. Fachlehrer Franz Juwan von der HTL Lastenstraße in Klagenfurt goss mit Schülern am 24. April 2008 die „flammende Granate“ für das Gendarmeriedenkmal in Seeboden. Im Juni 2011 wurde auf dem blumengeschmückten Platz eine Sitzecke aufgestellt.
Die „flammende Granate“, das Korpsabzeichen der Gendarmerie, geht auf die ab dem 17. Jahrhundert gebräuchlichen, mit Schwarzpulver gefüllten Eisen- und Glaskugeln der Grenadiere zurück. Da das Werfen einer solchen Granate sehr gefährlich war, mussten die Grenadiere besonderes mutig sein und wurden besser bezahlt als andere Soldaten. Als Zeichen für ihren Sonderstatus trugen die Grenadiere auf ihrer Uniform eine aus Messing geprägte stilisierte flammende Granate, ein später auch für andere militärische Eliteeinheiten verwendetes Abzeichen, das von der Gendarmerie übernommen wurde. Die flammende Granate wird heute noch von den italienischen Carabinieri und der französischen Gendarmerie National getragen.

Werner Sabitzer

Quellen/Literatur:

  • Gedenktafel von Gendarmen Hermann Zeni wurde wieder freigelegt. In: Kleine Zeitung (Online-Ausgabe), 27. Februar 2015, https://www.kleinezeitung.at/kaernten/oberkaernten/4672704/Millstatt_Gedenktafel-des-Hermann-Zeni-freigelegt 
  • Ein Gendarmenmord bei Millstatt. In: Freie Stimmen, 5. März 1935, S. 6.
  • Ein Gendarmenmord bei Millstatt. In: Kleine Volks-Zeitung, 2. März 1935, S. 3.
  • Der Gendarmenmörder agnosziert. In: Freie Stimmen, 3. März 1935, S. 3.
  • Ein Revolvergefecht bei Millstatt. In: Freie Stimmen, 1. März 1935, S. 3.
  • Gedenksteinenthüllung. In: Freie Stimmen, 26. November 1935, S. 4.
  • Gendarmenmörder stellt sich selbst. In: Der Tag, 4. März 1935, S. 2.

Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2023

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