Flugpolizei

Retterin aus der Luft

Alpinpolizistin Tanja Pachner von der Polizeiinspektion Niklasdorf in der Steiermark ist die erste Flightoperatorin für Polizeihubschrauber.

Tanja Pachner, Alpinpolizistin und Flightoperatorin
Tanja Pachner, Alpinpolizistin und
Flightoperatorin
© Heimo Kohlbacher

Tanja Pachner absolvierte als erste Frau die Ausbildung zur Flightoperatorin bei der Flugpolizei. Ihre Aufgabe ist es, die Piloten während ihrer Kontrollflüge und bei sonstigen Aufgaben zu unterstützen. Diese Zusatzausbildung können nur ausgebildete Polizeibergführer/-innen absolvieren. Anfang August 2022 startete Pachner mit drei Kollegen aus Oberösterreich und Vorarlberg mit einem einwöchigen Modul, in dem die Grundlagen der Hubschrauberfliegerei, rechtliche Bestimmungen, die Sicherheitsunterweisungen samt Evakuierungsmaßnahmen und die gesamte Zusatzausrüstung am Hubschrauber der Flugpolizei behandelt wurden. Die ersten Flugerfahrungen und der Umgang mit den Bergeseilgarnituren sowie die Bedienung der Sprechfunkgarnitur in Verbindung mit dem Fliegerhelm wurden auf einem Hallenkran in der Holzfachschule in Absam in Tirol gemacht.

Die Ausbildung ist laut Pachner zeitintensiv und erfordert viel Selbstdisziplin. Anfang September 2022 wurde das zweite Modul der Ausbildung in Bad Vöslau und Wiener Neustadt absolviert. Am Programm standen praktische Übungen im leichten Gelände, Ein- und Aussteigen im schwebenden und angestützten Hubschrauber und die Verbringung von Passagieren in und aus dem abgestützten Hubschrauber. Danach begannen die ersten Bergeseilflüge. Das Ausbildungsteam unter der Leitung von Chefinspektor Michael Korvas, Leiter der Flugschule des BMI, und Kontrollinspektor Stefan Jungmann, Groundmanager der Flugpolizei, achteten dabei auf das richtige Timing und Handling der Teilnehmer.
Ende September 2022 absolvierte Pachner das dritte Ausbildungsmodul im schwierigen alpinen Gelände in Tirol. Es wurden die in den ersten Modulen erlernten Techniken perfektioniert und die Grundausbildung mit dem sogenannten Szenarien-Training auf den beiden Hubschraubertypen EC 135 und AS 350 abgeschlossen. Dabei werden den Teilnehmern per Funk im Anflug Aufgaben gestellt, die sie gemeinsam mit dem Einsatzpiloten besprechen und anschließend lösen müssen. Das Hauptaugenmerk der Ausbildung liegt auf einer zügigen, sicheren Abarbeitung der Aufgaben.
Tanja Pachner und ihre Kollegen Bezirksinspektor Thomas Hubner und die Revierinspektoren Roland Buch­roithner und Markus Maass schlossen ihre Ausbildung zum Flightoperator mit dem vierten Modul in fünf Supervisionstagen bei den Flugeinsatzstellen in ihren Bundesländern ab. Nach Ausstellung der Crew-ID durch den Leiter der Flugschule, erlangte Tanja Pachner mit 1. November 2022 als erste Frau in der Polizei die Einsatzberechtigung als Flightoperatorin. Besonders in Erinnerung bleibt Pachner ihr erster Echteinsatz, den sie damals noch in ihrer Supervisionsausbildung (unterstützt durch einen zweiten Flugbegleiter) in der Nähe des Etrachsees in der Steiermark vollzog. Dabei handelte es sich um Bergung der Leiche eines abgestürzten Alpinisten. „Dadurch, dass der Beruf der Flightoperatorin ein Höchstmaß an Konzentration erfordert und ich bereits davor in meiner Tätigkeit als Polizistin beruflich mit Leichen zu tun hatte, kann ich mit solchen Situationen relativ gut umgehen.“ In der Regel absolviert sie zwei bis vier Dienste als Flightoperatorin pro Monat.

Pachners Arbeitsalltag als Flightoperatorin beginnt mit einer Teamsitzung am frühen Morgen. Dabei wird beispielsweise besprochen, ob an dem Tag geplante Flüge oder Übungen auf dem Programm stehen. Ab 7 Uhr muss der Hubschrauber einsatzbereit und das Team für Notfälle jeglicher Art gewappnet sein. „Am Morgen überprüfe ich das Material, kontrolliere, ob für eine Bergung alles vollständig ist, überprüfe Seile und Karabiner“, sagt Pachner.
„Ausschlaggebend für meine Bewerbung bei der Polizei waren die vielen Ausbildungsmöglichleiten“, sagt die 39-jährige Steirerin, die 2010 in die Bundespolizei eintrat und ihren Dienst in der Polizeiinspektion Niklasdorf in der Steiermark verrichtet. „Mein Ziel ist es gewesen, Teil der Alpinpolizei zu sein“, sagt sie. Mit dem Bergsport ist sie dank ihren Eltern seit frühester Kindheit an verbunden. 2014 Begann sie die Ausbildung in der Alpinen Einsatzgruppe Hochsteiermark. 2019 startete sie die Ausbildung zur Polizeibergführerin, die sie 2021 abschloss.
Warum es so lange gedauert hat, bis auch Frauen ihre Fähigkeiten in diesem Bereich unter Beweis stellen? „Ich denke, dass es einerseits an einer sehr intensiven Ausbildungszeit liegt. Es gibt leider immer noch wenige Frauen, die Bergführerinnen sind – eine Voraussetzung für die Bewerbung zur Flightoperatorin. Andererseits gibt es nur wenige Ausbildungsplätze.“

Martin Loitlesberger/Sophie Stummer


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2023

Druckversion des Artikels (PDF 242 kB)