IWA 2023

Aufs Ziel gerichtet

Unter dem Leitgedanken Eyes on Target präsentierte sich die IWA OutdoorClassics 2023 in Nürnberg mit neuem Schwung.

IWA Outdour Classics 2023 in Nürnberg: Abwehrsprays; Schießstand für Airsoftwaffen
IWA Outdour Classics 2023 in Nürnberg: Abwehrsprays; Schießstand für Airsoftwaffen © Kurt Hickisch

Die IWA Outdoor Classics 2023 vom 2. bis 5. März 2023 in Nürnberg, bezeichnet als Weltleitmesse für Jagd, Schießsport, Outdoor Equipment und Sicherheit, wurde von der Nürnberg-Messe veranstaltet. Ideelle Träger sind der Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e. V. (VDB) und der Verband der Hersteller von Jagd-, Sportwaffen und Munition (JSM). Die Messe fand in neun Hallen statt. 1.071 Aussteller, um 25 Prozent mehr als im Vorjahr, aus 53 Ländern waren vertreten.
Neu waren Highlight-Flächen. In der Optics Testing Area konnten in einer Dunkelkammer, bei Lichtverhältnissen von Dämmerung bis völliger Dunkelheit, Nachtsicht- und Wärmebildgeräte verschiedener Hersteller getestet werden. Die Blade Demo Area war dem Thema Schneidwerkzeuge, hauptsächlich Messern, gewidmet und es wurden dort einschlägige Fachvorträge gehalten. Referent war unter anderem der Leiter des Deutschen Klingenmuseums Solingen (klingenmuseum.de ), Dr. Sixt Wetzler. Auf der Airsoft Shooting Range konnten auf Schießständen Airsoft-Waffen verschiedener Hersteller unter Aufsicht erprobt werden. Auf der IWA Stage in Halle 7 wurden an allen vier Messetagen Vorträge geboten. Schon in den Eröffnungsreden kam zum Ausdruck, dass sich die IWA verstärkt und länderübergreifend in die Politik einbringen will. An Problemen wurden unter anderem angedachte Verschärfungen des Waffenrechts in Deutschland sowie das mögliche Verbot von Bleigeschoßen auf Schießständen für Sportwaffen genannt.
Graham Downing, Präsident des World Forum on Shooting Activities (WFSA), gab einen Überblick über diese internationale Vereinigung von mehr als 50 nationalen Jagd- und Schießsportverbänden sowie Verbänden der Waffenindustrie, die über 100 Millionen Sportschützen weltweit vertritt. Das WFSA ist bei den Vereinten Nationen als Nichtregierungsorganisation anerkannt.

Waffenrechtliche Diskussion.

Im Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung sind Verschärfungen des Waffenrechts vorgesehen. Die Diskussion dazu, die rechtspolitisch auch für den österreichischen Rechtsbereich von Interesse ist, betrifft das Verbot kriegswaffenähnlicher halbautomatischer Feuerwaffen sowie eine ausnahmslos vorgesehene medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) für die erstmalige Erteilung einer Erlaubnis zum Erwerb oder Besitz einer Schusswaffe (mit Ausnahme jener, die unter die gelbe WBK fallen). Derzeit ist eine solche Untersuchung nur für unter 25-jährige Personen vorgesehen.
Ferner steht ein Verbot des Gastschießens insofern im Raum, als an einem solchen nur Inhaber einer gültigen waffenrechtlichen Erlaubnis teilnehmen dürfen oder dass die Gäste nachweisen, dass gegen sie kein Waffenverbot besteht („Nullbescheinigung“). Neben dem Führen soll nach den in Diskussion stehenden Regelungen auch der Erwerb und der Besitz von Schreckschuss-, Reizstoff oder Signalwaffen (SRS-Waffen) sowie von Armbrüsten an das Innehaben des Kleinen Waffenscheins geknüpft werden. Hierzu wäre eine 16-stündige Ausbildung in der Handhabung und zu Fertigkeiten im Umgang mit diesen Waffen erforderlich. Zudem sollen die Gesundheitsämter der Wohnorte der letzten fünf Jahre in die waffenrechtlichen Verfahren eingebunden werden.
Der VDB schätzt, dass (Dopplungen inbegriffen) etwa 400.000 Jäger, 590.000 Sportschützen, 16 Millionen Besitzer von SRS-Waffen und etwa 1 Million Besitzer von Armbrüsten von den in Rede stehenden Änderungen betroffen sein würden. Der Verband hat mit der Initiative Fight4Right.de unter anderem mit einer Briefgeneratoraktion (briefgenerator.de ) eine breit angelegte Kampagne gegen den vorliegenden Referentenentwurf gestartet mit dem Ziel, das deutsche Waffengesetz zu modernisieren und zugleich das Sicherheitsniveau zu heben.

Airsoftwaffen.

Im Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat über die Anwendung der Richtlinie (EU) 2021/555 über die Kontrolle des Erwerbs und des Besitzes von Waffen, COM(2021)647 final vom 27.10.2021, wird unter Abschnitt 3.1.1. ausgeführt, die Strafverfolgungsbehörden würden einen steilen Anstieg der Zahl an Beschlagnahmen von umgebauten, munitionsabfeuernden Softairwaffen (mit Druckgas angetriebene Kunststoff-Pellets) bemerken. Obgleich Waffen dieser Art in mehreren EU-Mitgliedstaaten unter die Vorschriften für Feuerwaffen fielen, seien sie derzeit noch vom Anwendungsbereich der Richtlinie ausgenommen.
Dem in Diskussion stehenden Verbot kriegswaffenähnlicher Halbautomaten stellt der VdB entgegen, dass zwischen Airsoft und Druckluftwaffen unterschieden werden sollte. Diese dienten dem Schießsport. Es gehe dabei um Wettkämpfe und Präzision. Verwendet wird bei diesen blei(freie) Munition. Bei Airsoftwaffen würden in freundschaftlichem Spiel biologisch abbaubare BBs Kal. 6 mm verschossen. Paintball, bei dem mit Farbe gefüllte, ebenfalls biologisch abbaubare 17 mm Kugeln verschossen werden, habe sich vom Extremsport zum Freizeitspaß gewandelt. Dem Gedanken, Airsoftwaffen beispielsweise in Signalfarben herzustellen, um unnötige Polizeieinsätze zu vermeiden, scheinen Marktinteressen (Faszination der „Black Rifle“) entgegen zu stehen. Vielmehr solle die Aufklärung verstärkt werden.
Bei den Airsoft-Schießständen wurde durchwegs nur mit kriegswaffenähnlichen Langwaffen geschossen. Auch wurden von den Herstellern auf den Ständen kaum noch Airsoft-Kurzwaffen präsentiert.
Der Gesamtumsatz des Waffenfachhandels in Deutschland betrug 2022 840 Millionen Euro, erwirtschaftet von 1.450 Geschäften. Interessant war eine Gegenüberstellung der Häufigkeit von Kontrollen der Aufbewahrung von Schusswaffen durch die jeweiligen Waffenbehörden in Deutschland und Österreich. Als Tortendiagramme aufgeschlüsselt, hat in Deutschland zu 66 % noch keine derartige Kontrolle stattgefunden, in Österreich zu bloß 12 %. Selbst in den Jahren der Pandemie (2021/2022) wurde in Österreich mit 48 % wesentlich häufiger kontrolliert als in Deutschland mit 13 %. Vor der Pandemie (Zeitraum 2016 – 2020) war die Kontrolldichte in Österreich mit 39 % ebenfalls wesentlich höher als in Deutschland mit 16 %.

Nachtsichttechnik.

Aus Gesichtspunkten des jagdlichen Einsatzes wurden in einem Vortrag Nachtsichtgeräte und Wärmebildgeräte einander gegenübergestellt. Erstere sind Restlichtverstärker. Bei völliger Dunkelheit können sie kein Bild liefern. Wärmebildgeräte hingegen machen unsichtbare Wärmestrahlung (Infrarot im Bereich von 3,5 bis 14 µm) sichtbar und sind die derzeit führende Technik. Man sieht also ausschließlich Temperaturdifferenzen, wobei die Erkennungsreichweite wesentlich größer als bei Nachtsichtgeräten ist. Eine Bilddarstellung in Falschfarben erleichtert es, Unterschiede zu erkennen.
Die Entwicklung im jagdlichen Bereich schreitet immer weiter voran und ist bereits bei einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln angelangt. Entfernungsmesser und optischer Zoom werden ebenfalls angeboten. Erörtert wurde auch der Einsatz von Schalldämpfern im jagdlichen Bereich. Signaturdämpfer schwächen nicht nur den Schall, sondern auch das Mündungsfeuer ab.
Zu Bestrebungen in der EU, den Einsatz von Blei in Munition einzuschränken, berichtete Giovanni Ghini, Generalsekretär der Association of European Manufacturers of Sporting Ammunition (AFEMS; afems.org ), dass seit 15. Februar 2023 die REACH-Verordnung zum Verbot von Bleischrot innerhalb von Feuchtgebieten in allen Ländern des EWR in Kraft getreten ist. Im EU-Bereich besteht diesbezüglich bereits die Verordnung (EU) 2021/57. Ein Antrag von REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) an die Europäische Kommission zur Ausdehnung des Verbots von Bleimunition auf die gesamte Umwelt ist für 2024 zu erwarten.

Produkte.

Produktpräsentationen bei der IWA 2023 in Nürnberg: Luftpistolen und Wärmebildkamera
Produktpräsentationen bei der IWA 2023 in Nürnberg: Luftpistolen und Wärmebildkamera © Kurt Hickisch

Steyr Arms GmbH (steyr-arms.com ) hat als Neuentwicklung das SSG SX vorgestellt. Das im Monobloc-Verfahren hergestellte Gewehr hat einen Schaft aus Polymer und weist ein Zweibein auf. Der Lauf ist in Aluminium gelagert, die Backe ist verstellbar.
Die Glock GmbH (eu.glock.com ) präsentierte die erst knapp vor Messebeginn auf den Markt gekommene Glock 47. Mit Luftgewehren und -pistolen für sportliches Schießen war unter anderem die Steyr Sport GmbH (steyr-sport.com ) vertreten.
Der Steambow Stinger des österreichischen Herstellers Steambow (steambow.com) ist eine Armbrust mit Pistolengriff und Magazin. Die Pfeile werden über eine Art Ladestreifen von oben in die Waffe eingeführt. Weitere Modelle weisen unter anderem einen Schulterschaft auf.
Das spanische Unternehmen Bio-Ammo (bioammo.sp ) stellt für Flinten biologisch abbaubare Hülsen her, deren Grundstoff Mais ist. Es wird Stahlschrot angeboten oder Schrot aus einer Legierung, die nach Herstellerangaben in ihrer Weichheit an Blei herankommt und wie dieses nicht abprallt. Die Flintenlauf-Geschoße des Unternehmens sind bleifrei.
Die Wildkamera RM4 eines österreichischen Unternehmens (reviermanager.at ) liefert bewegungsgesteuert bei Tageslicht Weißlichtfotos, bei Nacht Infrarotbilder, diese aufgehellt durch einen das Wild nicht verstörenden IR-Blitz. Die aufgenommenen Fotos werden sofort komprimiert über das Mobilfunknetz auf ein Smartphone übertragen. Die Stromversorgung erfolgt über Akkus, die über Solarpanele aufgeladen werden können.

Alarmierung und Abwehr.

Guardian Angel: Zweischüssige Pfefferspraywaffe
Guardian Angel: Zweischüssige Pfefferspraywaffe
© Kurt Hickisch

Mehr als ein bloßer Pfefferspray ist der Plegium-Smart-Pfefferspray des schwedischen Unternehmens Plegium (plegium.com). Er verfügt über ein integriertes Blitzlicht sowie eine Sirene. Weiters kann das Gerät über eine auf das Smartphone des Inhabers geladene App automatisch Notfallalarme an bis zu fünf ausgewählte Kontakte versenden. Dazu wird eine SMS mit den Standortdaten versendet, unter Anzeige des Ortes, von dem aus der Anruf erfolgt, auf einer Lagekarte.
Die Plegium-Notfallknöpfe, die etwa die Größe einer Münze haben und an der Kleidung getragen werden können, ermöglichen, in Verbindung mit dem Smartphone des Trägers, bei Aktivierung die Abgabe stiller Alarme an zuvor bestimmte Notfallkontakte. Neben Textnachrichten werden auch die Standortdaten übermittelt.
Am Hosenbund, etwa beim Joggen, mitgeführt werden kann der zweischüssige Pfefferspray Guardian Angel von Piexon (guardian-angel.com ).
Abwehrsprays auf Basis von CN und CS werden, wie auch Pfeffersprays und akustische Alarmgeräte, u. a. von TW 1000 angeboten (abwehr.de ). Pfeffersprays sind in Deutschland nur zur Tierabwehr erlaubt. Munition für SRS-Waffen (Knall-, Gas-, Reizstoff-, Pfeffer- und Effektpatronen) wird auch von Wadie (wadie-munition.de ) vertrieben.
Safeguard Medical (safeguardmedical.com ) präsentierte körpergetreue Nachbildungen von Menschen (Manikins), an denen Unfall- oder sonstige Verletzungen zu Studien- und Übungszwecken realitätsnah dargestellt werden können.
Bei der IWA wurden rund 34.000 Fachbesucher aus 119 Ländern gezählt. Die IWA 2024 wird vom 29. Februar bis 3. März 2024 wiederum im Messezentrum Nürnberg stattfinden und dabei auch ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

iwa.info 

Kurt Hickisch


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 5-6/2023

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