Tag der Kriminalitätsopfer 2022 „Terror – eine besondere Form der Gewalt und ihre Folgen“

Programm

Begrüßung

Hon.Prof. Dr. Udo Jesionek, Präsident WEISSER RING Verbrechensopferhilfe

Bundesminister Mag. Gerhard Karner, Bundesministerium für Inneres

Statements

Bundesministerin Dr.in Alma Zadić, LL.M., Bundesministerium für Justiz

Bundesminister Dr. Wolfgang Mückstein, Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Fachveranstaltung

Mag.a Natascha Smertnig
© WR / Haumer

Vom Terroranschlag bis zum Terroropfer-Fonds
Mag.a Natascha Smertnig, Geschäftsführerin WEISSER RING

Die Hilfe des WEISSEN RINGS für Opfer des Terroranschlags vom 2.11.2020 ruht auf mehreren Säulen. Von Anfang an verfügbar waren alle Instrumente aus dem Verbrechensopfergesetz (VOG) sowie die allgemeine Opferhilfe. Seit Ende September 2021 stehen auch die Hilfsangebote des Terroropfer-Fonds zur Verfügung. Natascha Smertnig zeigt die Entwicklung und die damit verbundenen Herausforderungen.

Natascha Smertnig ist seit Jänner 2016 beim WEISSEN RING beschäftigt. Sie startete in der Funktion der kaufmännischen Leitung und Projektverantwortlichen für die Heimkinderprojekte, rückte im März 2017 in die Geschäftsführung auf, die sie seit August 2020 allein verantwortet. 

Sie hat das Studium der Handelswissenschaften absolviert und war im Anschluss daran mehr als 20 Jahre in unterschiedlichen Positionen zuerst bei einer Versicherung und dann im Handel tätig. Ihre Erfahrungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Kundenbindungsprogrammen, Sortimentsmanagement, Controlling und Einkauf bringt sie ebenso in die Arbeit beim WEISSEN RING ein wie ihre dort erworbene Führungserfahrung.

Parallel dazu ist Natascha Smertnig seit vielen Jahren ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge aktiv.

Univ.-Prof.in Dr.in Lyane Sautner
© Lyane Sautner

Die Stellung von Terroropfern im Strafprozess
Univ.-Prof.in Dr.in Lyane Sautner, Johannes Kepler Universität Linz, Vizepräsidentin WEISSER RING

Ausgehend von der EU-Richtlinie über Mindeststandards für die Rechte, die Unterstützung und den Schutz von Opfern von Straftaten sowie von der EU-Richtlinie zur Terrorismusbekämpfung wird die Stellung von Terroropfern im österreichischen Strafprozess beleuchtet. Über welche prozessualen Rechte verfügen Terroropfer in Österreich? Wird die Rechtslage den europäischen Vorgaben gerecht?

Lyane Sautner ist seit 2015 Universitätsprofessorin für Strafrecht und Forensik an der Johannes Kepler Universität Linz. Sie habilitierte sich im Jahr 2009 mit dem Thema „Opferinteressen und Strafrechtstheorien. Zugleich ein Beitrag zum restorativen Umgang mit Straftaten“. Ihre venia legendi umfasst das Fach Strafrechtswissenschaften (Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie). Sie ist Vorständin des Instituts für Procedural Justice sowie der Abteilung für Strafrecht und Rechtspsychologie an der Johannes Kepler Universität, wo sie seit 2020 auch als Vizedekanin für Forschung tätig ist. Die Forschungsinteressen von Lyane Sautner liegen im Bereich des Straf- und Strafprozessrechts, der Strafrechtstheorie und Viktimologie. Sie publiziert und hält Vorträge im In- und Ausland und wirkt an nationalen und internationalen Forschungsprojekten mit. Sie ist Vizepräsidentin der Opferhilfeorganisation WEISSER RING.

Prof. Dr. Antony Pemberton
© NSCR

The meaning of victimisation by terrorism
Prof. Dr. Antony Pemberton, Tilburg Law School

“It was a sunny Tuesday afternoon. For the last hour, I had pushed the pram on the paths around our house. 2003 was an exceptionally hot summer across continental Europe. As I walked back. Mattia Selim was slowly coming out of his deep baby sleep. I probably had a few minutes for a quick call to Baghdad before he would be fully awake and in need of my breast. The yellow post-it was on the other side of the PC screen. Jean-Selim’s new mobile number was written on it. He had proudly dictated it to me in our last phone call three The yellow post-it was on the side of the PC screen. Jean-Sélim’s new mobile number was writen on it. He had proudly dictated it to me in our last phone call some three hours earlier, telling me what a fuss he had made that morning – his first day back on duty afer his short paternity leave – to get it issued to him. The UN mission in Iraq had just received a frst batch of mobile phones and he had successfully argued for one in order to reach his wife with a newly born child at home. I grabbed the post-it with one hand; with the other, I took the mouse to have a quick look at my email inbox. In a matter of a mouse click our family life was changed forever”.

This is the opening of the memoir “A victimless crime?  A narrative on victms of terrorism to build a case for support” by Laura Dolci Kanaan, a terrorism survivor and UN human rights expert, in which she masterfully connects her personal experience with a terrorist attack that left her a widow with her (international) legal expertise. The paragraph and the highlighted sentence are probably familiar to those personally impacted by such attacks across the globe, including recently the 2020 Vienna attacks. In this presentation I will trace Laura’s narrative in more detail, and  connect it to other first person accounts of victimisation, as well as recent victimological work that draws on such first person accounts, to sketch a victimological perspective on the reaction to terrorism.  

Antony Pemberton (1975, London, UK) is currently a Professor at the Leuven Institute of Criminology and Senior Researcher at the Netherlands Institute for the Study of Crime and Law Enforcement (NSCR) in Amsterdam. As part of the latter position, he is seconded to Tilburg University as a professor of Victimology. He has a background in political science and criminology. His primary academic interests concern the broad topics of Victims and Society, in particular cultural and narrative victimology and the ethics of victimology and of Humane Responses to Injustice, including the study and implementation of restorative processes. He has published over 100 articles, book chapters and books on these topics, including a book and various articles on victims of terrorism and an edited volume and a number of papers on victims of atrocity crimes. He assisted Laura Dolci Kanaan in writing her memoir, during her research fellowship at the International Victimology Institute Tilburg in 2017.

Prof. Dr. Antony Pemberton 

AbtInsp. Eva Nebesky
© Eva Nebesky

Der Terroranschlag von Wien aus Perspektive einer Polizistin
AbtInsp. Eva Nebesky, Polizeiinspektion 1., Brandstätte

Der Einsatz vor Ort stellte auch für die beteiligten Polizistinnen und Polizisten eine Sondersituation dar. Eva Nebesky war unmittelbar am Anschlagsort über Stunden im Einsatz. Sie berichtet von den Ereignissen und wirft einen Blick auf die Frage, was einen Einsatz aufgrund eines Terroranschlags von anderen Polizei-Einsätzen unterscheidet. Sie bietet einen persönlichen Eindruck, wie sich das Verhalten der Opfer im Zuge eines Terroranschlags von dem der Opfer nach anderen Straftaten unterscheidet.

Eva Nebesky ist seit 1994 bei der LPD-Wien beschäftigt, Dienststelle: SPK 01, PI Brandstätte, 3.Stv. PI Kommandantin.

Dr. Tobias Körtner
© WR / Haumer

Opferarbeit nach dem Terroranschlag von Wien
Mag.a Christine Tinzl und Dr. Tobias Körtner, WEISSER RING

Der Terroranschlag vom 2.11.2020 stellte auch die Opferhilfearbeit vor neue Herausforderungen. Ein Erfahrungsbericht beleuchtet die Fragen und Problemstellungen für Betroffene des Terroranschlags und geht anhand anonymisierter Fallbeispiele auf die Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten des WEISSEN RINGSin der Opferhilfe sowie auf die inhaltlichen Fragestellungen des Terroropfer-Fonds ein.

Dr. Tobias Körtner ist Klinischer und Gesundheitspsychologe. Nach Tätigkeiten in der Forschung und der Gerontopsychologie, begann er 2016 als psychosozialer Berater und Prozessbegleiter beim WEISSEN RING. Zahlreiche Beratungsgespräche und Prozessbegleitungen mit Opfern situativer Gewalt sowie Mitarbeit in Forschungsprojekten zu Opferrechten und Hassverbrechen. Seit Herbst 2020 ist er Fachbereichsleiter für den Bereich Opferhilfe und Opfer-Notruf beim WEISSEN RING. In dieser Funktion vertritt er den WEISSEN RING auch als Vorstandsmitglied bei Victim Support Europe.

Mag.a Christine Tinzl
© primephoto

Mag.a Christine Tinzl hat Sozialarbeit und Rechtswissenschaften studiert und verfügt über einen reichen Schatz an Erfahrung aus mehr als 20 Jahren Tätigkeit im Sozialbereich. Ihr Weg führte sie über ein freiwilliges Soziales Jahr in der Betreuung von Kindern mit Lernschwierigkeiten zur Arbeit für Menschen mit Behinderung. Darauf folgten das Gerichtsjahr, Rechtsberatung für Asylwerberinnen und Asylwerber, eine Referentinnentätigkeit in der Volksanwaltschaft und über sieben Jahre Beratung für Opfer häuslicher Gewalt. Sie hat sich auch immer wieder ehrenamtlich engagiert, international in Projekten in England, Guatemala, Nicaragua sowie in der Rechtsberatung für Asylsuchende in Wien. Seit Mitte 2021 arbeitet sie mit den Schwerpunkten Opferrechte und internationale Projekte in der Opferhilfe des WEISSEN RINGS.

Der Europäische Tag der Kriminalitätsopfer

Der europäische Tag der Kriminalitätsopfer stellt einmal jährlich die Frage in den Mittelpunkt, wie es Opfern von Straftaten psychisch, physisch und finanziell geht.

Die Idee, am 22. Februar den Tag der Kriminalitätsopfer zu begehen, stammt aus Schweden. Und in Stockholm war es auch, dass Victim Support Europe im Jahr 1990 zum ersten Europäischen Tag der Kriminalitätsopfer aufrief. Initiator dieses mittlerweile in zahlreichen Ländern Europas begangenen Tages war der damalige Leiter der schwedischen Opferhilfe Björn Lagerbag, der in Erinnerung an die Ermordung von Ministerpräsident Olof Palme den 22. Februar als Tag der Kriminalitätsopfer vorschlug.

Seit 2011 stellen WEISSER RING und das Bundesministerium für Inneres alljährlich im Rahmen eines Symposiums in den Räumen des Innenministeriums ein aktuelles Thema zur Diskussion. Im Jahr 2022 findet das Symposium aufgrund der Pandemie zum zweiten Mal online statt.