WEISSER RING

Mit der Kampagne „Verbrechen hinterlassen Spuren“ will der WEISSE RING sensibilisieren und bewusst machen, dass Opfer hier Hilfe erhalten.
Mit der Kampagne „Verbrechen hinterlassen Spuren“ will
der WEISSE RING sensibilisieren und bewusst machen,
dass Opfer hier Hilfe erhalten.
© WEISSER RING

„Verbrechen hinterlassen Spuren“

Der WEISSE RING hat sich neben der Betreuung und Begleitung von Verbrechensopfern zum Ziel gesetzt, über Opferrechte zu informieren und sich für deren Einhaltung sowie deren Weiterentwicklung einzusetzen.

Trotz aller durch die Pandemie bedingten Einschränkungen stand das vergangene Jahr im Zeichen der Opferrechte-Arbeit. Der WEISSE RING setzte zwei Schwerpunkte.

Nur wer seine Rechte kennt, kann sie nutzen.

Es ging immer wieder um die Frage, wie Opfer von Straftaten von den möglichen Hilfestellungen und von den Opferhilfe-Einrichtungen erfahren. Für Opfer häuslicher Gewalt gilt gemäß § 56 Abs. 1 Z 3 SPG, dass die Polizei die Daten an die zuständigen Interventionsstellen bzw. Gewaltschutzzentren weiterleitet. Diese können sofort reagieren und Hilfsmaßnahmen einleiten. Eine analoge Bestimmung für Opfer situativer Gewalt fehlt. „Wir sind fest davon überzeugt, dass Opfer situativer Gewalt genauso behandelt werden sollten wie jene häuslicher Gewalt“, sagt Hon.-Prof. Dr. Udo Jesionek, Präsident des WEISSEN RINGES.

Kampagne.

Andererseits arbeitet der WEISSE RING daran, die Öffentlichkeit zu informieren. Ausgehend von dem grundlegenden Gedanken, dass Verbrechen Unrecht ist und kein Unglück, dass also sowohl die/der Betroffene selbst als auch die Gesellschaft sich gegen Verbrechen wehren kann und soll, entwickelte die international tätige Agentur VLMY & R eine Kampagne für den WEISSEN RING. Die Bildsprache des Künstlers Mahir Jahmal untermauert die Aussage „Verbrechen hinterlassen Spuren.“ Dieser Feststellung steht das Versprechen gegenüber, auf dessen Erfüllung die Arbeit des WEISSEN RINGS abzielt: „Wir helfen den Opfern.“
Mit der Kampagne verfolgte der WEISSE RING ein weiteres Ziel, wie Geschäftsführerin Natascha Smertnig ausführt: „Wir wollen nicht nur die Spuren sichtbar machen, die Verbrechen bei den Opfern hinterlassen, sondern auch zeigen, wie der WEISSE RING hilft. Denn nur wenn wir es schaffen, verständlich zu machen, wie die Unterstützung durch den WEISSEN RING funktioniert, kann es gelingen, Menschen dazu zu motivieren, diese Arbeit zu unterstützen – auch mit Spenden.“ Denn Opferhilfe, wie der WEISSE RING sie anbietet, ist nur mit Hilfe von Spenden möglich.

Opferrechte im Lichte des Terroranschlags von Wien.

Der Terroranschlag von Wien am Abend des 2. November 2020 konfrontierte alle mit einer besonderen Form der Gewalt. Die Experten des WEISSE RINGs wurden auf mehreren Ebenen tätig. Einerseits ging es um die Begleitung und Unterstützung Betroffener und um Wege, diese zu erreichen. Andererseits war eine Klarstellung notwendig, wer im Zusammenhang mit einem Anschlag als Opfer laut Verbrechensopfergesetz (VOG, §1) zu gelten hat. Für Betroffene geht es in diesem Zusammenhang vor allem um die Finanzierung von Leistungen wie Psychotherapie, Pauschalentschädigung für Schmerzensgeld und in weiterer Folge von Verdienst- und Unterhaltsentgang.
Das Sozialministerium schloss sich der Sichtweise des WEISSEN RINGS an. Damit sind alle, die der Bedrohung durch den Attentäter ausgesetzt waren, auch als Opfer von Gewalt nach § 1 VOG einzustufen – nicht nur jene, die körperlich verletzt oder getötet wurden bzw. deren Hinterbliebene. Doch damit war die Diskussion noch nicht zu Ende. Relativ bald nach dem Terroranschlag tauchte die Forderung nach staatlichen Leistungen auf, die über den Rahmen des VOG hinausgehen sollten. Denn gerade im Zusammenhang mit Terror wird eine höhere Verantwortung des Staates für die Sicherheit seiner Staatsbürgerinnen und -bürger und aller, die in diesem Staat leben, wahrgenommen.

Der WEISSE RING und wer seine Hilfe nutzt.

Der WEISSE RING hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffene zu begleiten und zu unterstützen, über Opferrechte zu informieren und sich sowohl für deren Einhaltung als auch für deren Weiterentwicklung einzusetzen. Darüber hinaus wird zu aktuellen Themen der Viktimologie und Opferrechte geforscht und publiziert.
2020 hat der WEISSE RING 1.676 Klientinnen und Klienten intensiv betreut. Die Website www.weisser-ring.at verzeichnete 83.370 Seitenaufrufe. Darüber hinaus betreibt der WEISSE RING im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz den kostenlosen Opfer-Notruf 0800 112 112. Dieser steht 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr als erste, zentrale Anlaufstelle für alle Opfer krimineller Handlungen zur Verfügung. 2020 wurde die Nummer des Opfer-Notrufs 11.751-mal gewählt, die Website www.opfer-notruf.at verzeichnete 55.825 Seitenaufrufe.

Der Jahresbericht 2020

Der Jahresbericht 2020 des WEISSEN RINGS kann unter www.weisser-ring.at abgerufen werden. Er bietet einen Überblick über die Aktivitäten im abgelaufenen Jahr von Österreichs einziger gesetzlich anerkannter allgemeiner Opferschutz-Einrichtung.

Brigitta Pongratz


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2021

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