Sicherheitsforschung

Qualifiziertes Sicherheitspersonal

Im Forschungsprojekt „AQUS II“ wurden Ausbildungsvorschläge für Sicherheitspersonal in Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und Bewachungsunternehmen erarbeitet.

„AQUS-Sicherheitskonferenz“ – Vortragende: Thomas Goiser (FH Campus Wien), Werner Autericky (Parlament), Martin Sobotka (AMS), Michaela Eisold-Pernthaller (VSÖ), Werner Müllner (APA), Ursula Woditschka (vida), Kurt Misak (APG), Claudia Körmer (FH Campus Wien), Roman Hahslinger (ÖBB), Teresa Allum (VASBÖ), Alexander Herrmann (VASBÖ), Sylvia Mayer BMI).
„AQUS-Sicherheitskonferenz“ – Vortragende: Thomas Goiser (FH Campus Wien), Werner Autericky (Parlament),
Martin Sobotka (AMS), Michaela Eisold-Pernthaller (VSÖ), Werner Müllner (APA), Ursula Woditschka (vida), Kurt Misak (APG),
Claudia Körmer (FH Campus Wien), Roman Hahslinger (ÖBB), Teresa Allum (VASBÖ), Alexander Herrmann (VASBÖ),
Sylvia Mayer BMI). © Ludwig Schedl

Bei der Fachkonferenz zu Sicherheitsausbildungen des KIRAS-Forschungsprojekts „AQUS II“ (Ausbildungs- und Qualitätsstandards für Sicherheitsdienstleister/-innen) am 15. Oktober 2021 an der Fachhochschule Campus Wien präsentierte der Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement die Ergebnisse des Projekts aufbauend auf jenen aus dem Vorprojekt „AQUS I“. Dabei wurden Anforderungen unterschiedlicher Stakeholder sowie Faktoren erforscht, die die Umsetzung einer verpflichtenden Aus- und Weiterbildung und entsprechender Berufsbilder für Sicherheitspersonal hemmen oder fördern. Das Forschungsteam stützte sich dabei unter der Leitung von Claudia Körmer und Thomas Goiser auf die Expertise des Projektkonsortiums, bestehend aus externen Partnerinnen und Partnern von Bundesministerien, Interessenvertretungen und Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen, um Curricula-Vorschläge für Sicherheitspersonal in Einrichtungen der kritischen Infrastruktur sowie bei Bewachungsunternehmen zu konzipieren.

Europäische Richtlinien.

Nach der Begrüßung durch Heimo Sandtner, Vizerektor der FH Campus Wien, gab Heike Buss von der Generaldirektion Migration und Inneres bei der Europäischen Kommission im ersten Teil der Konferenz einen Einblick in aktuelle Entwicklungen auf EU-Ebene, wie etwa laufende Verhandlungen über die Richtlinie zur Resilienz kritischer Infrastruktur-Einrichtungen oder der „NIS II“-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit). Ausgangspunkt für die derzeit noch geltenden Regeln sind die Terroranschläge in Madrid 2004 und London 2005. Diese sind den aktuellen Herausforderungen allerdings nicht mehr gewachsen, daher ist eine Fortentwicklung im Hinblick auf Ziele und Risiken erforderlich.
Die Resilienz steht im Vordergrund: Schutz alleine reicht nicht aus, es geht zunehmend auch um die Bewältigung von Störfällen. Die europaweiten Bedrohungen steigen in Quantität, Qualität und Vernetzung, sie reichen von Drohnenangriffen über IT-Attacken bis hin zur Häufung extremer Wetterereignisse. Der Prozess zur Gestaltung der neuen Mindeststandards in Richtlinienform läuft seit Ende 2020.

Pandemie und Blackout.

Danach diskutierten Sicherheitsverantwortliche von Organisationen und Einrichtungen, die zur kritischen Infrastruktur zählen – Werner Autericky, Parlamentsdirektion, Roman Hahslinger, ÖBB, Kurt Misak, Austrian Power Grid, sowie Werner Müllner, stellvertretender Chefredakteur der APA – über aktuelle Herausforderungen, wie der Bewältigung der Pandemie und Vorbereitungen auf mögliche Blackouts. Zusätzlich zur rechtlichen Ebene wurden auch die Aspekte der steigenden Komplexität und der Vernetzung angesprochen. So gebe es nicht nur steigenden Personalmangel bei Sicherheitspersonal, sondern ebenso auffallend wenige Fachkräfte mit elektrotechnischer Ausbildung am Arbeitsmarkt, was zu Versorgungssicherheitsproblemen führen kann. Danach reflektierte Sylvia Mayer vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (seit 1. Dezember 2021 Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst), Leiterin der Abteilung Strategie-, Grundsatz- und Stabsangelegenheiten, die Ergebnisse sowie die Diskussion. Mayer betonte die gute Zusammenarbeit innerhalb der zur kritischen Infrastruktur zählenden Organisationen und Einrichtungen und die starke Vernetzung mit Hochschulen hinsichtlich Ausbildung und Forschungskooperationen in Österreich.

Sicherheitsbranche.

Der zweite Teil der Konferenz begann mit einem Einblick in die Herausforderungen in der Sicherheitsbranche in Deutschland zu Ausbildung, Arbeitsmarkt und Regulierung durch Berthold Stoppelkamp vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft. Die Branche verzeichnet auch in Deutschland großen Personalbedarf und bildet daher seit nahezu 20 Jahren Fachkräfte in einem Lehrberuf aus. Aktuelle politische Erwartungen liegen in einem Sicherheitsdienstleistungsgesetz, das die vorige Regierung noch geplant hatte. Darauf aufbauend präsentierte Claudia Körmer die im Projekt „AQUS II“ erarbeiteten drei Curricula-Entwürfe, maßgeschneidert für eine zweitägige Schulung für gelegentlich Beschäftigte bei Veranstaltungen, einen potenziellen Lehrgang für Sicherheitspersonal der kritischen Infrastruktur sowie Inputs für einen möglichen „Lehrberuf Sicherheit“.

Perspektiven.

Die Fachkonferenz stand im Zeichen aktueller Sicherheitsherausforderungen. Dabei beleuchteten die Referentinnen und Referenten Vorgehensweisen in Bezug auf künftige Bedrohungsszenarien und Regelungen auf EU-Ebene genauso wie Herausforderungen durch die Pandemie oder Vorbereitungen auf mögliche Blackouts. Die abschließende Diskussion unter dem Titel „Sicherheitsbranche: Anforderungen am Markt und Erwartungen an Qualifikation“ beschäftigte sich mit den Möglichkeiten zur Einführung derartiger Ausbildungen, unter Berücksichtigung der Digitalisierung, verschiedenen Berufsperspektiven bis hin zur notwendigen höheren gesellschaftlichen Wertschätzung für alle, die in diesem Berufsfeld tätig sind. Die Publikation, Details zu sämtlichen Diskussions-Beteiligten sowie die jeweiligen Präsentationen sind verfügbar unter: www.fh-campuswien.ac.at.

Nicole Felicitas Antal


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2022

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