Taktische Kommunikation

Internationaler Austausch

An der Sicherheitsakademie fand erstmals ein internationaler Polizei-Workshop zum Thema „Taktische Kommunikation (TAKKOM) bei Großveranstaltungen“ statt.

Polizistinnen und Polizisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz nahmen am TAKKOM-Workshop teil.
Polizistinnen und Polizisten aus Österreich, Deutschland
und der Schweiz nahmen am TAKKOM-Workshop teil.
© SIAK/Deniz Sarikaya

Die Veranstaltung, die vom 4. bis 8. Juli 2022 in ­Wien abgehalten wurde, stand unter dem Motto „TAKKOM – mehr als nur reden!“ Organisiert wurde der Work­shop vom Zentrum für Fortbildung der Sicherheitsakademie. Neben der österreichischen Bundespolizei nahmen Angehörige von 16 weiteren Polizeibehörden aus Deutschland und der Schweiz teil. Es handelte sich um Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Bundespolizei sowie der Landespolizeien Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Darüber hinaus waren aus der Schweiz die Stadtpolizei Zürich, die Kantonspolizei Bern, die Kantonspolizei Basel-Stadt sowie die Stadtpolizei Winterthur präsent.

Ziel des Workshops war es, Einsatzkonzepte und -philosophien sowie Erfahrungswerte von TAKKOM-Einheiten aus dem deutschsprachigen Raum vorzustellen und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in dieser Woche die Möglichkeit zu bieten, einander kennenzulernen und die Weichen für eine engere Vernetzung der Einheiten zu stellen“, berichtet Chefinspektor Mag. Thomas Greis vom Zentrum für Fortbildung. Er ist Ausbildungsverantwortlicher für den Bereich der „Taktischen Kommunikation“ (TAKKOM) bei der österreichischen Polizei.
Erstmals wurde in Österreich 2015 über einen möglichen Einsatz von TAKKOM-Elementen bei Großveranstaltungen diskutiert. 2016 fiel die Entscheidung, TAKKOM im Probebetrieb zu starten. Ein Projektteam sichtete Beispiele aus dem Ausland, etwa aus Deutschland und der Tschechischen Republik, und formulierte technische und personelle Anforderungen. Mit Beginn der EU-Ratspräsidentschaft 2018 konnte bei der Polizei der Probebetrieb von TAKKOM gestartet werden; erstmals wurden speziell ausgebildete Kommunikatorinnen und Kommunikatoren mit taktischen Kommunikationsfahrzeugen bei polizeilichen Großereignissen und Sonderlagen eingesetzt. Mit 1. Juli 2020 wurden die TAKKOM-Elemente in den Normalbetrieb übernommen.

Internationale Veranstaltung.

Neben der Vorstellung der jeweiligen Strukturen und Einsatzkonzepte im TAKKOM-Bereich in Deutschland, Österreich und der Schweiz widmeten sich zwei themenspezifische Workshops den Bereichen „Taktische Kommunikationsfahrzeuge/Lautsprecherfahrzeuge“ sowie „Dialogpolizei/Kommunikationsteams“. Im Laufe der Woche wurde in Gastvorträgen fachlicher Input und Stoff für weiterführende Diskussion geboten. Prof. Dr. Nils Zurawski von der Akademie der Polizei Hamburg, Forschungsstelle für strategische Polizeiforschung (FOSPOL), präsentierte die Ergebnisse einer deutschen Bund-Länder-Umfrage zu den Kommunikations- bzw. Anti-Konfliktteams. Hierbei zeigte sich, dass der Einsatz polizeilicher „Komm-Teams“ in den deutschen Bundesländern zwar keiner einheitlichen Linie folgt, aber grundsätzlich immer dann erfolgversprechend erscheint, wenn Konflikten mit kommunikativen Mitteln begegnet werden kann. Insofern wird in Deutschland derzeit über weitere Einsatzmöglichkeiten von Komm-Teams diskutiert, etwa bei Durchsuchungen, Festnahmen oder Abschiebungen und in Kooperation mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Polizeidirektor Dr. Bernd Bürger vom Fortbildungsinstitut des Bayerischen Polizei in Ainring referierte zum Thema „Psychologie der Massen“, Polizeirat Bernhard Dusch, Leiter des Untereinsatzabschnittes „Taktische Kommunikation“ beim G7-Gipfel 2022 in Ellmau, berichtete über den Einsatz von Lautsprecherfahrzeugen und Kommunikationsteams im Rahmen des erst kurz davor zu Ende gegangenen Gipfels in Bayern.
Hartmut Moldenhauer, pensionierter Polizeioffizier aus Berlin, beleuchtete einen für alle Workshop-Teilnehmerinnen und -teilnehmer neuen Aspekt der Berliner Polizeigeschichte: die Entstehung und den Einsatz des 1969 bei der (West-) Berliner Polizei gegründeten „Diskussionskommandos“. In diesem polizeilichen Experiment sollten neue Wege beschritten werden, mit Manifes­tationen umzugehen, nachdem seit 1968 die Zusammenstöße zwischen Exekutive und Demonstranten immer gewalttätiger geworden waren.
Das Ziel der Polizisten war es, mit den Demonstrierenden ins Gespräch zu kommen. Dabei stand das heute bei TAKKOM zentrale Motto im Vordergrund: „Deeskalation durch Information“.

Fortsetzung.

Am Ende der Workshop-Woche waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, dass die Veranstaltung in Wien den Beginn einer kontinuierlichen internationalen Zusammenarbeit im Bereich von TAKKOM darstellte. Es wurde vereinbart, die Kooperation und den Austausch durch jährliche Folgetreffen zu beleben. Im Sinne des internationalen Gedankens wird das Folgetreffen im Jahr 2023 voraussichtlich durch die Stadtpolizei Zürich veranstaltet werden.

T. G./G. W.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2022

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