Polizeikommissariat Wien-Donaustadt

Eine Stadt in der Stadt

Zu den Streifengebieten der Polizei in der Donaustadt gehören 17 U-Bahnstationen der Linien U1 und U2.
Zu den Streifengebieten der Polizei in der Donaustadt
gehören 17 U-Bahnstationen der Linien U1 und U2.
© Bernhard Elbe

Der 22. Wiener Bezirk umfasst ein Viertel des Stadtgebietes und zehn Prozent der Wiener Bevölkerung. Geografische Besonderheiten und die städtebauliche und demografische Entwicklung in diesem Bezirk stellen die Polizei vor besondere Herausforderungen.

Wir haben sieben Polizeiinspektionen im Bezirk, der permanent wächst. Die Polizei als Organisation ist ständig gefordert, sich an die rasante städtebauliche und demografische Entwicklung anzupassen“, erklärt Stadtpolizeikommandant Oberst Peter Filipsky, BA MA. „Da ist zum Beispiel die neue PI Quadenstrasse, die man größer geplant hat, weil man jetzt schon weiß, dass es in den kommenden Jahren viele Neubauten im Umfeld geben und die Bevölkerungszahl entsprechend steigen wird“, spricht Filipsky den Ausbau des „Oberen Hausfeldes“ an, wo rund 4.000 neue Wohneinheiten geplant sind. Filipsky ist seit Dezember 2008 Leiter des Stadtpolizeikommandos Donaustadt.
Als eines der nächsten polizeilichen Infrastruktur-Projekte ist die Generalsanierung des Polizeikommissariats Donaustadt in den Jahren 2022/23 geplant. „Durch die Aufhebung der örtlichen Zuständigkeit für die meisten Serviceleistungen der Sicherheitsverwaltung und die besondere Lage des Polizeikommissariats, direkt neben dem größten Einkaufszentrum Wiens und der U-Bahnstation Kagran, gibt es viel ,Laufkundschaft‘, etwa für Strafregisterauskünfte, für die das Haus ,fit gehalten‘ werden muss, um den kontinuierlich starken Parteienandrang bewältigen zu können; geplant ist daher auch ein Service-Zentrum mit großem Wartebereich einzurichten“, schildert Stadthauptmann Hofrat Mag. Klaus Schachner die Situation. Der Jurist ist seit 1. April 2016 Leiter des Polizeikommissariats Donaustadt. Die Nutzung der digitalen Angebote der Behörde wird noch nicht in einem spürbaren Ausmaß angenommen. „Wir haben während der Pandemie die telefonische Terminvergabe auch dazu genützt, um Bürgerinnen und Bürger zu beraten, die digitalen Angebote mit Bürgerkarte bzw. elektronischer Identität zu nützen, da es einfacher, schneller und billiger ist, als persönlich zu kommen“, berichtet Schachner.

Eishockey-Match der Vienna Capitals in der Donaustadt: Peter Filipsky und Klaus Schachner leiten den Polizeieinsatz.
Eishockey-Match der Vienna Capitals in der Donaustadt:
Peter Filipsky und Klaus Schachner leiten den
Polizeieinsatz. © Gerd Pachauer

Viele Großveranstaltungen im Bezirk, wie der Stadlauer Kirtag, die Konzerte und Veranstaltungen in der Metastadt in Stadlau, die Sportevents in der Albert-Schulz-Halle, dem Zuhause der Vienna Capitals und dem Austria Center Vienna mit seinen Bällen und Kongressen, die regelmäßig mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher pro Veranstaltung anziehen, stellen auch eine große Herausforderung für die Polizei im Bezirk dar.
„Man redet immer nur von den großen Fußball-Clubs, aber die Eishockey-Matches der Vienna Capitals haben regelmäßig mehr Besucher – bis zu 7.000 bei den Play-offs, die genauso emotionsgeladen wie Fußballmatches sind“, spricht Klaus Schachner aus Erfahrung. „Unsere Aufgabe und unser Anspruch ist es, sicherzustellen, dass alle Veranstaltungen – sei es ein Kirtag oder ein Eishockey-Match – gefahrlos von einer Familie besucht werden können.“ Der Schlüssel zum Erfolg ist auch hier die Kooperation, verraten Schachner und Filipsky: „Ständiger Kontakt und Austausch mit dem jeweiligen Management, mit den zuständigen Magistratsabteilungen, Behörden, mit Fanbetreuern, den Wiener Linien, der ÖBB – einfach mit allen relevanten Playern. Das bedeutet einen hohen Aufwand im Vorfeld, der sich aber bezahlt macht, wenn die Veranstaltungen reibungslos über die Bühne gehen. Wir sind auch sehr dankbar für die Aktion „Gemeinsam.Sicher“ und den guten Job unserer Grätzel-Polizistinnen und Polizisten im Bezirk, die aufgrund ihrer präventiven Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zum guten Gelingen unser täglichen Polizeiarbeit leisten.“

Gemeinsam.Sicher: Die Polizei ist ein wichtiger Ansprechpartner der Bürgerinnen und Bürger.
Gemeinsam.Sicher: Die Polizei ist ein wichtiger
Ansprechpartner der Bürgerinnen und Bürger.
© Bernhard Elbe

Eine weitere Besonderheit des Bezirks ist die Inhomogenität der Bevölkerung, „denn den Donaustädter gibt es nicht“, stellt Klaus Schachner fest. „Die Donaustadt besteht aus acht unterschiedlichen Stadteilen, von ländlich bis urban, mit ebenso unterschiedlichen Bewohnerinnen und Bewohnern. Das macht gerade die Grätzelpolizei so wertvoll, die mit den Besonderheiten der Grätzel vertraut ist, denn letztlich ist es deren präventive Arbeit, die die Polizeieinsätze reduziert.“
Die Pandemie-Zeit der vergangenen beiden Jahre und die Lock-downs haben viele Veränderungen der letzten Jahre in Kaisermühlen mit der Donauinsel und der Alten Donau, noch spürbarer gemacht. „Für mich war es ein ,Clash of Cultures‘, was sich an der Alten Donau ereignet hat. Auf den vom Magistrat etablierten frei zugänglichen Stegen haben junge Menschen in der Nacht Party gemacht – auch in der Pandemiezeit, es kam zur Konfrontation mit einer konservativen Bevölkerung, die vor allem im Sommer ihre Kleingärten nutzt und die in der Nacht ihre Ruhe haben möchten. Was auch hier mit Gemeinsam.Sicher geleistet wurde und wird, ist enorm“, sagt Schachner.
Die Pandemie brachte auch neue polizeiliche Fragestellungen mit sich, die sich gerade aufgrund der Lage der Donaustadt an der Alten und Neuen Donau ergeben haben, denn es hat Versuche gegeben das Instrument des Versammlungswesens zu missbrauchen, um Raves und Techno-Partys unter dem Deckmantel einer Versammlung zu veranstalten. „Diese vorgeblichen Versammlungen wurden untersagt, als Veranstaltungen behandelt und entsprechende Strafen verhängt“, schildert Klaus Schachner im Rückblick die Ereignisse. Auch hier legt das SPK den Fokus auf Prävention: „Die Donauinsel-Startaktion des SPK ist unser Ansatzpunkt, um Probleme schon im Vorfeld in den Griff zu bekommen. Startschuss dafür ist im Frühjahr, wo wir bekannt geben, dass wir unsere Überwachungstätigkeit wieder verstärkt auf Donauinsel, Neue und Alte Donau fokussieren werden. Als die Probleme in der Pandemie begonnen hatten, haben wir uns mehrmals mit allen Playern zusammengesetzt und kooperative Aktionen zum Thema Sicherheit gesetzt“, erläutert Filipsky.

m Bezirk Donaustadt lebt ein Zehntel der Wiener Bevölkerung auf rund einem Viertel des Wiener Stadtgebietes.
Im Bezirk Donaustadt lebt ein Zehntel der Wiener
Bevölkerung auf rund einem Viertel des Wiener
Stadtgebietes. © Bernhard Elbe

Die große Fläche des Bezirks – rund ein Viertel des Stadtgebietes, das polizeilich abgedeckt werden muss, besteht nicht nur aus Land und Verkehrswegen, denn annähernd die Hälfte der gesamten Gewässerfläche Wiens befindet sich in der Donaustadt. „Das Wasser ist kein rechtsfreier Raum“, sagt Klaus Schachner. „Deshalb setzen wir auf sichtbare Präsenz auch am Wasser und setzen gemeinsame Schwerpunktaktionen mit der Wasserpolizei, einer Organisationseinheit der Landesverkehrsabteilung.“ Am Wasser der Alten Donau gelegen ist auch eine der ältesten Institutionen mit Bezug zur Polizei, die Wiener Polizeisportvereinigung am Dampfschiffhaufen, die 2018 ihr hundertjähriges Bestehen feierte. Hier werden nicht nur Dienstsport betrieben oder Recruiting-Veranstaltungen für den Polizeiberuf abgehalten. „Wir versuchen mit unseren Veranstaltungen und dem Sport die Brücke zwischen Zivilgesellschaft und Exekutive zu sein. Die PSV Wien ist ein Ort, wo Polizei und Gesellschaft zusammenkommen, von unseren rund 10.000 Mitgliedern sind ein Drittel Polizisten und zwei Drittel Privatpersonen“, sagt Schachner, der auch 1. Sport-Leiter der PSV Wien ist. Es gibt eine Initiative mit der der LPD Wien, der Wiener Wasserrettung und Feuerwehr und Bildungsdirektion, um mangelndes Schwimmkönnen bei Kindern und Jugendlichen zu beheben. „Ende Juni 2022 ertranken zwei Kinder und ein Erwachsener in der Seestadt, Alten Donau und beim Baden auf der Donauinsel. Mangelnde Schwimmkenntnisse, schlechte Ausstattung der Boote, Selbstüberschätzung und fehlende Kenntnisse über die Rettungskette sind einige der Gründe dafür,“ sagt Schachner. „Im Sommer wurden mehrere Aktionstage im PSV veranstaltet, an denen Fachkundige unserer Sektion ,Schwimmen/Rettungsschwimmen‘ mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und mit Schulkindern die Rettungskette durchgegangen sind.“

Michaela Jana Löff

Donaustadt

Ein Viertel von Wien

Die Donaustadt besteht als der 22. Wiener Bezirk seit dem Jahr 1954 in seiner heutigen Form. Das Gebiet des Bezirks wird aus den acht Bezirksteilen (ehemalige Anger- und Straßendörfer des Marchfeldes) Kaisermühlen, Kagran, Stadlau, Hirschstetten, Aspern, Süßenbrunn, Breitenlee und Essling gebildet. An der Donau gelegen, umfasst die Donaustadt rund ein Viertel des Wiener Stadtgebietes (102 km2), am 1. Jänner 2022 lebten hier annähernd 204.000 Menschen, was 10,6 % der Wiener Gesamtbevölkerung ausmacht. In den letzten zehn Jahren gab es in der Donaustadt mit einem Plus von fast 26 % das höchste Bevölkerungswachstum aller Bezirke. Im Vergleich mit anderen Wiener Bezirken gibt es besondere geografische Merkmale: Die große Fläche des Bezirks mit weiten Entfernungen, großen zusammenhängenden Wald- und Wiesengürteln, wie der Lobau, als Teil des Nationalparks Donau-Auen und die Wasserflächen der Donau, der Alten und Neuen Donau, bringen auch für die Einsatzräume der Polizei Besonderheiten mit sich. Objekte wie das größte Einkaufszentrum Wiens, einer der drei Amtssitze der Vereinten Nationen, bekannt als UNO-City, und eines der größten Stadterweiterungsgebiete Europas, die Seestadt, sowie 17 U-Bahnstationen der Linien U1 und U2 fordern die Polizei und Sicherheitsverwaltung im Bezirk.

Donaustadt

Polizei in Zahlen

280 Polizistinnen und Polizisten sowie 45 Verwaltungsbedienstete versehen Dienst im Polizeikommissariat Donaustadt im AG Wagramerstraße 89, indem sich auch das Stadtpolizeikommando befindet. Es gibt 7 Polizeiinspektionen (PIs): PI Sonnenallee, PI Puchgasse, PI Langobardenstraße, PI Rudolf Nurejew Promenade, PI Lange Allee, PI Wagramerstraße und die PI Quadenstraße. Das Einsatztrainingszentrum Süßenbrunn wurde am 24. August 2022 eröffnet. Es ist mit modernen Indoor-Schießanlagen und Trainingsbereichen für Einsatztaktik und -technik ausgestattet sowie Sozial- und Schulungsräumen für die rund 8.000 Wiener Polizistinnen und Polizisten. Die Polizeisportvereinigung (PSV) Wien mit rund 10.000 Mitgliedern hat ihren Sitz in Kaisermühlen.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2022

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