Gedenkstätten

Gedenkreise nach Polen

Eine Delegation des Innenministeriums besuchte im November 2022 mehrere polnische KZ-Gedenk­stätten und traf Holocaust-Überlebende.

Österreichische Botschaft in Warschau: Michaela Pacher (ÖB Warschau), Barbara Glück (Mauthausen Memorial), Holocaust-Überlebender Stanislaw Zalewski, Sektionschef Mathias Vogl, Abteilungsleiter Stephan Mlczoch
Österreichische Botschaft in Warschau: Michaela
Pacher (ÖB Warschau), Barbara Glück (Mauthausen
Memorial), Holocaust-Überlebender Stanislaw Zalewski,
Sektionschef Mathias Vogl, Abteilungsleiter Stephan
Mlczoch © Österreichische Botschaft Warschau

Kaum ein europäisches Land war vom Zweiten Weltkrieg stärker betroffen als Polen. Die Konzentrationslager (KZ) und Vernichtungslager sind Synonyme für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – den Holocaust. Millionen Polinnen und Polen fielen der NS-Vernichtungsmaschinerie zum Opfer, Zehntausende von ihnen im KZ Mauthausen und seinem größten Nebenlager, dem KZ Gusen.

Das gemeinsame Erbe dieser Zeit besteht in Polen und Österreich in der Form von verschiedenen KZ-Gedenkstätten, die durch die immer geringer werdende Zahl an Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eine zunehmend wichtige Rolle in der Erinnerungs- und Gedenkarbeit einnehmen.
Aus Anlass des laufenden Prozesses der Neugestaltung und Weiterentwicklung der bestehenden KZ-Gedenkstätte Gusen besuchte von 8. bis 10. November 2022 eine Delegation des Innenministeriums Polen, um sich mit hochrangigen polnischen Gesprächspartnerinnen und -partnern aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft auszutauschen. In Vertretung des kurzfristig verhinderten Bundesministers Mag. Gerhard Karner war das Innenministerium durch Sektionschef Dr. Mathias Vogl, die Direktorin der Bundesanstalt Mauthausen Memorial, DDr. Barbara Glück, sowie durch den Leiter der historischen Abteilung des BMI, Stephan Mlczoch, BA BA MSc vertreten.
Seit Inkrafttreten der neuen Geschäftseinteilung am 1. Juli 2022 ist die Rechtssektion des BMI für die Agenden der Bundesanstalt Mauthausen Memorial sowie für die Kriegs- und Opfergräberfürsorge zuständig.

Sektionschef Mathias Vogl bei der Kranzniederlegung in Sobibor
Sektionschef Mathias Vogl bei der Kranzniederlegung
in Sobibor © Stephan Mlczoch

Im Zentrum der Reise standen Treffen mit polnischen Holocaust-Überlebenden. Besonders beindruckend waren etwa die Ausführungen des 97-jährigen Stanisław Zalewski, der unter anderem in den Konzentrationslagern Auschwitz, Mauthausen und Gusen inhaftiert war. Seine positive Lebenseinstellung, aber auch sein persönlicher Appell zur Errichtung einer würdigen Gedenkstätte in Gusen machten Eindruck. In diesem Zusammenhang wurde die polnische Seite über die Fortschritte des Gestaltungsprozesses in Gusen und die Möglichkeiten der inhaltlichen Einbindung informiert. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Österreich und Polen im Bereich der Kriegs- und Opferfürsorge wurde vereinbart.

Die österreichische Delegation besuchte auch zwei Gedenkstätten im südöstlichen Teil des Landes. Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Sobibór an der ukrainischen Grenze entstand in den letzten Jahren in internationaler Zusammenarbeit eine modern gestaltete Gedenkstätte. In Würdigung der und im Gedenken an die rund 200.000 dort ermordeten Menschen legten Mitglieder der österreichischen Delegation einen Kranz nieder. Auch die nahe der polnischen Provinzhauptstadt Lublin gelegene Gedenkstätte des ehemaligen KZs Majdanek wurde besucht. Bei einem Austausch mit dem Direktor beider Gedenkstätten sowie dem Bürgermeister von Lublin wurden Möglichkeiten zur Stärkung der Erinnerungspolitik besprochen sowie die Leistungen und Herausforderungen Polens bei der Versorgung und Unterbringung von rund 1,4 Millionen ukrainischen Vertriebenen im Land.

S. M.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2023

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