Holocaust-Gedenktag

Zeichen der Erinnerung

Am 27. Jänner 2023 wurde der Opfer des Holocaust gedacht. In der Nacht wurden Lichter in den Fenstern des Innenministeriums zur Erinnerung an die Opfer der Shoah aufgestellt.

Im Gedenken an die Opfer des Holocaust: Zeremonie am ehemaligen Aspangbahnhof in Wien; Innenminister Gerhard Karner stellte Kerzen in den Fenstern des Innenministeriums in der Herrengasse auf
Im Gedenken an die Opfer des Holocaust: Zeremonie am ehemaligen Aspangbahnhof in Wien; Innenminister Gerhard Karner stellte Kerzen in den Fenstern des Innenministeriums in der Herrengasse auf © Karl Schober, Jürgen Markowecz

Am 27. Jännern 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von Soldaten der Roten Armee befreit. Jahrzehnte später hat sich dieses Datum als „Internationaler Holocaust-Gedenktag“ weltweit etabliert, um an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Holocausts zu erinnern. Mit dem 5. Mai, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, wird dieses Datum auch in Österreich zum Anlass genommen, der Shoah zu gedenken. Innenminister Gerhard Karner hielt anlässlich dieses Gedenktages fest: „Menschen aus Österreich wurden im Holocaust nicht nur zu Opfern, sondern auch zu Tätern. Diese historische Verantwortung gegenüber unserer Geschichte mahnt uns zur Erinnerung, aber auch zu konkreten Taten im Hier und Heute, um Antisemitismus und Extremismus aller Art entschieden zu bekämpfen.“ Als sichtbares Zeichen der Erinnerung wurden daher ausgehend vom Büro des Innenministers in der Nacht des 27. Jänners Lichter in die Fenster des Innenministeriums in der Herrengasse gestellt.

NS-Forschungsprojekt.

Mahnung und Erinnerung: Platz der Opfer der Deportation in Wien
Mahnung und Erinnerung:
Platz der Opfer der
Deportation in Wien
© Werner Sabitzer

Das Bundesministerium für Inneres nimmt in Österreich im Zusammenhang mit der Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus eine besondere Rolle ein. Dies erklärt sich nicht nur durch seine Zuständigkeit für die KZ-Gedenkstätte Mauthausen, sondern auch durch den aktiven Beitrag von vormals österreichischen Polizisten bei der Unterstützung und Durchführung des nationalsozialistischen Massenmords. Aus diesem Grund wird aktuell ein Forschungsprojekt „Polizei 1938 – 1945“ zur Untersuchung der Rolle der vormalig österreichischen Polizei während der NS-Zeit, sowie zu Brüchen und Kontinuitäten nach Kriegsende durchgeführt.
Die historische Abteilung des Innenministeriums (III/S/3) hat diesen Gedenktag auch zum Anlass genommen, um der österreichischen Opfer der Shoah an dem Ort zu gedenken, der den ersten Schritt auf dem Weg der Vernichtung darstellte.
Zwischen 1939 und 1942 wurden am Wiener Aspangbahnhof 47 Bahntransporte mit jeweils rund 1.000 deportierten Personen abgefertigt. Zielorte waren nach Zwischenstopps in verschiedenen kleineren Lagern zumeist Vernichtungslager wie Auschwitz und Treblinka oder die Vernichtungsstätte Maly Trostinez im heutigen Belarus. Von den rund 47.000 primär aus Wien stammenden Jüdinnen und Juden überlebten nur etwa 1.000 Menschen den Holocaust.
„Die Transporte der Jüdinnen und Juden zum Bahnhof sowie ihre Deportationen wurden auch von Wiener Polizisten gesichert. In manchen ihrer Vernichtungsorte wie etwa Treblinka führte auch ein ehemaliger österreichischer Polizist das Kommando über das Lager. Daran gilt es zu erinnern und Ableitungen für die Gegenwart zu ziehen“, betont Stephan Mlczoch, BA BA MSc, Leiter der historischen Abteilung des BMI. In Erinnerung an die Opfer und an die Mitverantwortung der damaligen Polizei am Holocaust, aber auch in Betonung der heutigen Rolle des Innenministeriums im Kampf gegen das Vergessen wurden daher Blumen und Kerzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der historischen Abteilung am Mahnmal Aspangbahnhof niedergelegt.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2023

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