Cybercrime-Bericht 2022

Neuer Höchstwert bei Anzeigen

2022 wurde ein neuer Spitzenwert bei den Anzeigen wegen Cybercrime erfasst: 60.195 Delikte wurden angezeigt – eine Zunahme von 30,4 Prozent. Rund 46 Prozent entfallen dabei auf Internetbetrugsdelikte.

Eine der größten Herausforderungen für die Polizei ist Cybercrime. 2022 setzte sich der negative Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort und markierte mit 60.195 Straftaten den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Zu den Hauptdelikten zählen unter anderem der Internetbetrug und Cybercrime im engeren Sinn. Mit der Kriminaldienstreform soll die Cybercrime-Bekämpfung durch die Polizei gestärkt werden.

Internetbetrug.

NFC-Betrug: Mit einer gestohlenen Debitkarte können auch ohne PIN-Code kleinere Beträge bezahlt werden
NFC-Betrug: Mit einer gestohlenen
Debitkarte können auch ohne PIN-Code
kleinere Beträge bezahlt werden
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2022 entfielen 27.629 aller Cybercrime-Delikte auf den Internetbetrug, was eine Zunahme von 23,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet (2021: 22.440). Bei den Tätern handelt es sich meist um organisierte Tätergruppen, die hinter der Anonymität des Internets agieren, mit geringem Aufwand eine breite Masse erreichen und dabei hohe Geldsummen ergaunern. Das Bundeskriminalamt verstärkt präventive und repressive Maßnahmen in der Bekämpfung des Internetbetrugs, um die Bevölkerung zu sensibilisieren sowie durch eine verstärkte internationale Zusammenarbeit gezielt gegen die Täter vorzugehen.

Hacking, Datenfälschung und NFC-Betrug.

Auch die Zahl der Fälle von Cybercrime im engeren Sinne stieg deutlich um 44,5 Prozent: Vor allem beim betrügerischen Datenverarbeitungsmissbrauch, worunter der NFC-Betrug fällt (2021: 12.701, 2022: 18.441). Mit NFC (Near Field Communication) ist die drahtlose Übertragung von Daten auf kurze Distanz möglich. Diebe können mit gestohlenen Debitkarten mit NFC-Chip geringe Beträge an Terminals bezahlen. Auch die Zahl der Hacking-Angriffe nahm mit 88,7 Prozent massiv zu (2022: 1.796). Ebenso wurde bei Fällen von Datenfälschung eine Zunahme von 73,9 Prozent auf 652 angezeigte Delikte registriert.

Cybercrime als Schwerpunkt.

Im Fokus der Kriminaldienstreform steht vor allem der Cybercrime-Bereich. So werden sowohl auf Landesebene als auch auf regionaler Ebene organisatorische Anpassungen getroffen, die eine verbesserte Bekämpfung von Cybercrime vorsehen. Damit die Beamtinnen und Beamten für ihre spezielle Arbeit geschult werden, sind mehrere Cybercrime-Trainingscenter geplant. Auch das Cybercrime Competence Center (C4) auf Bundesebene wird weiterentwickelt und neue IT-Referate werden auf Landesebene eingerichtet. IT-Expertinnen und -Experten sollen auf regionaler Ebene zusätzlich zur Unterstützung eingesetzt werden. IT-Expertinnen und -Experten sollen auf regionaler Ebene zusätzlich zur Unterstützung eingesetzt werden.

Romana Tofan

Der Cybercrimebericht ist auf der Webseite des Bundeskriminalamts ersichtlich unter https://bundeskriminalamt.at , Rubrik „Grafiken & Statistiken“.

Schlepperei und Menschenhandel

Zahl der Fälle gestiegen

Der Lagebericht Schlepperei, Menschenhandel und illegales Glücksspiel 2022 zeigt eine deutliche Zunahme der Zahl der Fälle von Schlepperei: 2022 wurden 108.913 Personen aufgegriffen, ein Anstieg von über 150 Prozent.
Kriminelle nutzen die Not und Ausweglosigkeit der Betroffenen aus und haben mit den Migrations- und Fluchtbewegungen ein ertragreiches Geschäft eingerichtet. Aufgrund der vielen Schwerpunktaktionen der Polizei und internationalen Kooperationen konnten 712 Schlepper gefasst werden (2021: 441). Die Zahl der geschleppten Personen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht (2021: 15.941, 2022: 73.096). Auch die Anzahl an rechtswidrig Eingereisten bzw. Aufhältigen ist von 25.230 auf 35.105 Personen im Jahr 2022 angestiegen. Die meisten Grenzübertritte nach Österreich erfolgten aus Ungarn (63 Prozent), gefolgt von Italien (4 %) und der Slowakei (2 %).

Zu den Top-Herkunftsländern zählten 2022 Afghanistan (21.017), Indien (19.275), Syrien (14.615), Tunesien (11.351) und Marokko (8.425). Am häufigsten wurden Menschen aufgegriffen im Bezirk Neusiedl am See/Burgenland (38.838), Oberpullendorf/Burgenland (25.898), Bruck an der Leitha/Niederösterreich (4.423) und Wien-Favoriten (4.178).

Menschenhandel.

2022 wurden 49 Verdächtige (41 Männer und acht Frauen) sowie 104 Opfer (71 Männer und 33 Frauen), von denen acht minderjährig waren, ermittelt. Beim grenzüberschreitenden Prostitutionshandel (§ 217 StGB) konnte die Polizei 20 Tatverdächtige, davon 15 männliche und sechs weibliche, sowie 26 weibliche Opfer, darunter eine Minderjährige, identifizieren. Rund 73 Prozent aller Betroffenen stammten aus Drittstaaten, die restlichen 27 Prozent aus EU-Mitgliedsstaaten, wie Rumänien, Ungarn und Österreich.

Der Schlepperbericht ist ersichtlich unter https://bundeskriminalamt.at , Rubrik „Grafiken & Statistiken“. R.T.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2023

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