Gedenkstätten für Exekutivbeamte (19)

Ermordet im Streifendienst

Der Gendarmeriebeamte Johann Habres wurde am 2. März 1989 in Maria Lanzendorf von einem Schwerkriminellen erschossen. Ein Metallkreuz am Tatort erinnert an den Exekutivbeamten.

Gedenkkreuz für den ermordeten Gendarmeriebeamten Johann Habres in Maria Lanzendorf, Niederösterreich
Gedenkkreuz für den ermordeten
Gendarmeriebeamten Johann Habres
in Maria Lanzendorf, Niederösterreich
© Werner Sabitzer

Revierinspektor Johann Habres vom Gendarmeriposten Maria Lanzendorf in Niederösterreich befand sich am 2. März 1989 am Abend in Maria Lanzendorf auf Streife. In der Gegend waren vermehrt Einbruchsdiebstähle verübt worden und die Gendarmerie hatte Sonderstreifen angeordnet. In der Parkgasse sah Habres zwei Männer, die Plastiksäcke trugen und sich verdächtig verhielten. Er forderte die Männer auf, sich auszuweisen. In diesem Moment schoss einer der Angehaltenen den 33-jährigen Gendarmen zweimal in den Kopf. Habres starb unmittelbar darauf. Die Täter versteckten die Leiche bei einem Glascontainer, nahmen die Dienstwaffe des Gendarmen mit und flüchteten. Habres hinterließ seine Frau und zwei kleine Kinder.
Die Ermordung des Gendarmeriebeamten nahm das Bundesministerium für Inneres zum Anlass, die Patrouillen neu zu regeln und Doppelstreifen anzuordnen. Der Gendarmerieposten Maria Lanzendorf wurde am 1. Jänner 1995 geschlossen.
Ein knappes Jahr nach dem Gendarmenmord, im Februar 1990, wurden die Täter festgenommen. Es handelte sich um Amyn Radwan G., einen 23-jährigen Österreicher mit libanesischen Wurzeln. Sein Komplize, der 22-jährige Emile E.-K., wurde in Schweden ausgeforscht und verhaftet. Er wurde nach Österreich ausgeliefert. Die beiden Männer hatten am 2. März 1989 bei einem dubiosen Waffensammler in Niederösterreich Schusswaffen gekauft und in Plastiksäcken transportiert. Als sie von Habres kontrolliert worden waren, hatte ihn Amyn G. mit einer Pistole erschossen.
Nach Amyn Gs. Festnahme beschlagnahmten die Ermittler rund 160 Gewehre, Faustfeuerwaffen, Panzerabwehrrohre, Handgranaten und Maschinenpistolen sowie Sprengstoff. Den Festgenommenen wurden weitere schwere Straftaten nachgewiesen. Sie überfielen am 6. Oktober 1987 in Wien ein Waffengeschäft und erbeuteten 27 Faustfeuerwaffen und etwa 300 Schuss Munition. Am 17. November 1987 lockten sie einen 30-jährigen Bekannten in einen Wald bei Hagenbrunn im Bezirk Korneuburg. Dort erschoss ihn Amyn G. hinterrücks. Die beiden Männer vergruben die Leiche im Wald. Es ging um ein Geschäft mit illegalen Drogen. Am 19. Juni 1988 überfiel Amyn G. mit einem anderen Komplizen ein Wiener Ehepaar und raubte Bargeld, Schmuck und andere Wertgegenstände.
Amyn G. wurde im März 1992 von einem Wiener Schwurgericht wegen zweifachen Mordes, Raubüberfällen und schwerer Nötigung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Auch sein Komplize E.-K. erhielt lebenslang.

Revierinspektor Johann Habres
Revierinspektor Johann Habres © Archiv

Vorzeitige Entlassung.

Amyn G. wurde 2009 von der Justizanstalt Stein in die Justizanstalt Garsten überstellt und im November 2014 nach 24 Jahren Haft vorzeitig entlassen. Gerichtspsychologen hatten „keine Bedenken“ zur bedingten Entlassung geäußert. Drei Monate später, am 23. Februar 2015, brach Amyn G. mit einem vielfach vorbestraften, 63-jährigen Komplizen, den er in der Justizanstalt Stein kennengelernt hatte, in eine Apotheke in einem Shopping-Center in Wien-Floridsdorf ein. Als Polizisten am Tatort eintrafen, flüchtete G. Sein Komplize konnte festgenommen werden. Auf der Flucht schoss Amyn G. bei einer Reihenhaussiedlung mit einer Pistole auf die Polizisten. Diese schossen zurück. Der Gewalttäter wurde von drei Projektilen getroffen und schwer verletzt. Kurz bevor er überwältigt wurde, hatte er versucht, eine Handgranate zu zünden. Am 25. April 2016 hätte im Straflandesgericht Wien das Gerichtsverfahren wegen versuchten Mordes und Einbruchs beginnen sollen. Vier Tage davor, in der Nacht auf den 21. April 2016, beging Amyn G. in seiner Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt Suizid. Er war auf seinem Wunsch hin in einer Einzelzelle untergebracht worden.

Gedenkkreuz.

Ein Jahr nach der Ermordung Johann Habres stellte die Gemeinde Maria Lanzendorf neben der Wohnhausanlage Parkstraße 4 ein Holzkreuz auf, an der Stelle, an der die Leiche des Gendarmeriebeamten gefunden worden war. Auf dem Metallkreuz mit einer goldfarbenen Jesus-Figur steht auf einer runden Metallplatte in weißer Schrift: „Zum Gedenken an Johann Habres“ und das Todesdatum. Darüber wurde später eine rechteckige Metallplatte mit der Aufschrift „Zum Gedenken an Johann Habres 1989“ angebracht.

Werner Sabitzer

Quellen:
Chronik des Gendarmeriepostens Maria Lanzendorf
Gendarmenmord: Fluchtauto. In: Neue Kronen Zeitung, 5. März 1989, S. 8-9
Gendarmenmörder beging Suizid. In: Die Presse, 22. April 2016
Hinrichtungen gestanden. In: Kurier, 14. Juni 1990
Mord an RevInsp Johann Habres. In: Polizei Niederösterreich. Das Infomagazin der Landespolizeidirektion, Nr. 4/2016, S. 25-26


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 7-8/2023

Druckversion des Artikels (PDF 219kB)