Gemeinde Wien

Im Einsatz für die Sauberkeit

Waste-Watcher sorgen in Wien dafür, dass die Sauberkeitsregeln in der Stadt eingehalten werden. Es gibt regelmäßig gemeinsame Aktionen mit der Polizei.

Die Zigarette weggeschnippt, das Hundehäufchen liegenlassen – es schaut gerade keiner. Ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich einzelne Handlungen summieren und einem sauberen Stadtbild entgegenwirken, ist das Ziel der Waste-Watcher der Magistratsabteilung (MA) 48. Zu ihren Schwerpunkten zählen neben dem Kampf gegen das Wegwerfen von Kleinmüll das Vorgehen gegen die illegale Ablagerung von Sperrmüll sowie die Verunreinigung von Gewässern und Brunnen.
„Wir haben die Möglichkeit, Organstrafen zu verhängen, wenn wir die Person auf frischer Tat ertappen“, erklärt Alexander Sauer, Leiter des Referates Waste-Watcher. „Idealerweise beginnt unsere Tätigkeit aber schon davor, nämlich in der beratenden Funktion bei der Aufklärungsarbeit.“ Derzeit gibt es 40 hauptberufliche Waste-Watcher in Wien, die in Dienstkleidung und in Zivil unterwegs sind. Seit deren Gründung 2008 konnte ein deutlicher Rückgang an Sauberkeitsvergehen festgestellt werden.

Zusammenarbeit mit der Polizei.

Waste-Watcher haben das Recht, einen Ausweis zu verlangen und den Auftrag zur Beseitigung der Verunreinigung zu erteilen
Waste-Watcher haben das Recht, einen Ausweis zu
verlangen und den Auftrag zur Beseitigung der
Verunreinigung zu erteilen © Gerd Pachauer

Es gibt regelmäßig gemeinsam mit der Polizei Aktionen, bei denen insbesondere Hundebesitzerinnen und -besitzer zur Leinen- und Maulkorbpflicht sowie der Verpflichtung zur Beseitigung von Hundekot informiert werden. Vier derartige Veranstaltungen finden jede Woche statt – organisiert werden sie von der Magistratsdirektion und dem Stadtservice. „Uns ist wichtig, dass wir nicht nur strafen, sondern auch positiv bestärken. Die Waste-Watcher sind mit Goodies ausgestattet, die an Personen ausgeteilt werden, die sich an die Regeln halten“, sagt Sauer. In der Bevölkerung kommt das gut an: „Natürlich ist die zu strafende Person nicht besonders erfreut – das ist bei der Polizei nicht anders. Wir arbeiten aber mit der Bevölkerung und bekommen oft Hinweise, an denen sich unsere Kontrollrouten orientieren. Die Mehrheit der Menschen will, dass es die Sauberkeitsspielregeln gibt und die Einhaltung auch kontrolliert wird, daher bekommen wir viel positives Feedback.“ Für den Ausnahmefall sind die Waste-Watcher geschult: Sie absolvieren in der Grundausbildung neben dem rechtlichen Theorieteil und einem Praxisteil Deeskalationsschulungen, bei denen vermittelt wird, wie man mit dem Gegenüber umgeht, um eine Situation zu entspannen.

Die rechtliche Grundlage für die Tätigkeit der Waste-Watcher bietet das Wiener Reinhaltegesetz, das am 1. Februar 2008 in Kraft trat und auf § 92 der Straßenverkehrsordnung (StVO) basiert. Es sieht ein ausdrückliches Verbot von Verunreinigen im öffentlichen Raum vor und ermöglicht der Kontrollgruppe das Verhängen von Organstrafen in der Höhe von 50 Euro – in besonderen Fällen kann es zu Anzeigen bei der zuständigen Behörde kommen, die Strafen bis zu 2.000 Euro nach sich ziehen können. Die Waste-Watcher haben außerdem das Recht, einen Ausweis zu verlangen und den Auftrag zur Beseitigung der Verunreinigung zu erteilen. „Wien hat zusätzlich zur Straßenverkehrsordnung als Bundesgesetz, ein Landesgesetz gemacht, sodass die Vollziehung durch den Magistrat möglich ist. Ziel war es auch, die Polizei zu entlasten“, sagt Sauer. „Wir haben bei unserer täglichen Arbeit viele Berührungspunkte, etwa mit der Grätzlpolizei im Rahmen von GEMEINSAM.SICHER. Zum Beispiel gab es einen beliebten Treffpunkt für Jugendliche, wo es vermehrt zu Anrainerbeschwerden kam. Dorthin sind wir dann gemeinsam ausgerückt, die Polizisten sind wegen der Lärmerregung eingeschritten und wir wegen der entstandenen Verunreinigungen. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut und ist uns eine große Stütze.“
Bei der Gründung im Jahr 2008 waren die Waste-Watcher in der Abschleppgruppe eingegliedert, seit 2017 sind sie der Straßenreinigung der MA 48 zugeordnet. Seitdem fahren sie nicht mehr zentral von einem Stützpunkt weg, sondern sind dezentral auf die Stützpunkte der Straßenreinigung in ganz Wien aufgeteilt, woraus sich die jeweiligen Bezirke als Einsatzgebiete ergeben. „Es gibt ein Rotationsprinzip, man bleibt nicht durchgehend auf einem Stützpunkt. Das hat den Vorteil, dass die einzelnen Waste-Watcher in Zivil im Bezirk nicht sofort erkannt werden. Außerdem hat jeder eine andere Sichtweise und schaut auf andere Dinge. Deshalb ist es gut, wenn man da viel Abwechslung reinbringt.“

Anna Strohdorfer


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2023

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