Sicherheitsexpo 2023

Gefahrenmeldesysteme

Bei der Sicherheits-Expo in München wurden Lösungen im Sicherheitsbereich vorgestellt, darunter Schließsysteme, Gebäudeschutz und Videotechnik.

Sicherheitsexpo: Panikstange von GfS für Fluchttüren; Zutrittsschleuse von Cambaum
Sicherheitsexpo: Panikstange von GfS für Fluchttüren; Zutrittsschleuse von Cambaum © Kurt Hickisch

Bei der Sicherheits-Expo (sicherheitsexpo.de ) Ende Juni 2023 in München präsentierten rund 100 Aussteller Entwicklungen, Produkte und Lösungen zu Zutrittskontrolle, Schutz kritischer Infrastruktur, IT-Sicherheit, Perimeter Protection, Brandschutz, Gefahrenmelde- und Drohnentechnik. Eröffnet wurde die Messe vom Bayerischen Staatsminister des Inneren, für Sport und Integration Joachim Herrmann, der auch die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte. Der Minister hob den steigenden Anteil der Cyber-Kriminalität an der Gesamtkriminalität hervor. Durch Cybercrime sei im Jahr 2022 in Bayern ein Schaden von 18 Millionen Euro entstanden. Ungenügender Schutz der Informationssysteme könne Unternehmen lahmlegen. Zwar gebe es keine konkreten Anhaltspunkte für gezielte Angriffe etwa im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, doch seien Vergeltungsschläge oder Kollateralschäden nicht auszuschließen. Wirksame Prävention sei der beste Schutz vor Straftaten. Zumeist versage der Mensch vor dem Bildschirm durch unbedachtes Surfen oder sorgloses Öffnen des Anhangs einer E-Mail. Bayern habe eine schlagkräftige Infrastruktur entwickelt, die eine schnelle Reaktion auf Cyber-Angriffe ermögliche. Mit der Schaffung der „Zentralen Ansprechstelle Cyberkriminalität“ sei das Präventionsangebot ausgebaut worden. Seit Juli 2021 bestünden bei jedem Polizeipräsidium in Bayern und beim LKA Quick-Reaction-Teams. Bei Angriffen mit mutmaßlich nachrichtendienstlichem Hintergrund sei das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz für Unternehmen ein vertraulicher und kompetenter Ansprechpartner.
Sicherheit sei für die Wirtschaft ein entscheidender Standortfaktor. Mit 4.260 Straftaten (ohne ausländerrechtliche Verstöße) pro 100.000 Einwohnern (Häufigkeitszahl – HZ) sei Bayern nach der Kriminalstatistik 2022 nach wie vor das sicherste deutsche Bundesland. Für Deutschland insgesamt betrage die HZ 6.491, Berlin sei mit einer HZ von 13.568 am meisten belastet. „In Bayern leben, heißt sicherer leben“, meinte Herrmann. Während die Straftaten in Bayern seit 2013 ständig gesunken seien und sich das auch nach den Pandemiejahren fortgesetzt habe, steigen sie in Deutschland seit 2019 wieder an. Insbesondere sei in Bayern die Zahl der Einbruchsdiebstähle zurückgegangen.
Herrmann verwies darauf, dass in den letzten 15 Jahren in Bayern die Polizei um 8.000 Stellen aufgestockt wurde. Derzeit liege der Personalstand der bayerischen Polizei bei mehr als 45.000. Der Personal- und Sachaufwand belaufe sich im Jahr 2023 auf 600 Millionen Euro. Bis Mitte 2025 sollen der Polizei acht neue Hubschrauber der 4-Tonnen-Klasse (H165) zur Verfügung stehen. Die ersten beiden davon wurden am 20. April 2023 für den Trainingsbetrieb übernommen. „Wir stehen für einen starken Staat, der seine Bürgerinnen und Bürger schützen kann, mit Kontrolle darüber, wer ins Land kommt“, stellte Herrmann fest. Der Minister besuchte auch den Ausstellungsstand des Bayerischen Landeskriminalamtes, bei dem sich Messebesucher über Möglichkeiten des Einbruchsschutzes informieren konnten. Nach einer von diesem Amt durchgeführten Sonderauswertung konnten in Bayern 2022 1.131 Einbrüche durch spezielle Sicherheitstechnik verhindert werden. 117 Einbrüche konnten auf Grund von Hinweisen aufmerksamer Bürger, die die Polizei von verdächtigen Wahrnehmungen verständigt hatten, geklärt werden. Durch derartige Hinweise und auf Grund von Alarmanlagen konnten 46 Einbrecher in Tatortnähe festgenommen werden. Der Umstand, dass in Bayern die Zahl der Einbrüche entgegen dem Bundestrend zurückgegangen ist, könnte auch damit zusammenhängen, dass mehrere Einbrecherbanden zerschlagen und die Täter inhaftiert wurden. „Es lohnt sich, nach Einbrüchen die Polizei zu verständigen“, wurde dazu am Stand erklärt. „Jede Anzeige hilft, den Tätern weitere Delikte nachweisen zu können.“

Vorträge.

Elektronisches Schlüsselsystem CLIQ von Assa Abloy
Elektronisches Schlüsselsystem CLIQ von Assa Abloy
© Kurt Hickisch

Georg Fekete, Leiter Produktmanagement Mechanik des österreichischen Unternehmens EVVA (evva.com ), behandelte am Beispiel eines fiktiven Schulgebäudes die Frage, inwieweit man mit preisgünstigen mechanischen Schließzylindern das Auslangen finden kann bzw. ab welcher Sicherheitsstufe elektronische Schließzylinder geboten erscheinen. Dies wird der Fall sein, wenn die Nutzer wechseln, es wichtig ist zu wissen, wer wann wo Aufsperrvorgänge durchgeführt hat; wo eine Kontrolle notwendig und Flexibilität erwünscht ist. Bei Dachböden, Betriebsräumen, Lehrer-WCs, Schränken, werden (billigere) mechanische Schließzylinder ausreichend sein. EVVA stellt pro Jahr 2 Millionen Schließzylinder her, die in über 50 Länder exportiert werden. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit 830 Mitarbeiter.
Merla Frank, Geschäftsführer der JANS Sicherheitssysteme GmbH (jans-group.com ) befasste sich mit der Zusammenführung verschiedenster Gefahrenmeldesysteme in einer Leitstelle, unter besonderer Bedachtnahme auf Unternehmen der kritischen Infrastruktur. Durch das Integrierte Sicherheitssystem IVMS wird im Kontrollzentrum nur das Wesentliche aufgeschaltet.

KI-unterstütztes autonomes Arrowtec-Drohnendetectionssystem; Luftaufnahme (Ausschnitt)
KI-unterstütztes autonomes Arrowtec-Drohnendetectionssystem; Luftaufnahme (Ausschnitt) © Kurt Hickisch

Schließsysteme.

EVVA hat ihre mechanischen Schließzylinder vorgestellt sowie den über einen Motor verriegelnden Zylinder EMZY. Beim Airkey erfolgt die Schlüsselverwaltung in der eigenen EVVA-Cloud, über die Berechtigungen vergeben werden. Diese können weltweit auf ein Smartphone übermittelt werden, das seinerseits entweder über Bluetooth oder NFC das jeweilige Schloss freischaltet. Anwendungsfälle ergeben sich dann, wenn Schließberechtigungen ohne physische Übergabe eines Schlüssels vergeben werden sollen, also etwa für die Freigabe von Ferienwohnungen, bei kleinen Filialgeschäften oder für Pflegedienste.
Wenngleich die Lebensdauer der Batterie im Schlüssel des elektronischen Schließsystems CLIQ von Assa Abloy (assaabloy.com ) mit zehn Jahren angegeben wird, gibt es eine Schlüsselvariante, bei der die Energie für die Aktivierung der Elektronik im Zylinder durch das bloße Einstecken des Schlüssels erzeugt wird. Bewirkt wird dies durch das Verschieben eines im Schlüssel in einer Rinne gleitenden Stiftes. Die Programmierung der untereinander nicht verkabelten Schlösser erfolgt durch das Einstecken eines zuvor über ein Programmiergerät mit den jeweiligen Informationen versorgten Programmierschlüssels.
Dormakaba (dormakaba.de ), ein auf eine 160-jährige Tradition zurückblickendes Unternehmen mit Produktionsstätten in Herzogenburg und Eggenburg (NÖ), hat als Neuheit für Unternehmen der kritischen Infrastruktur und für Standorte, die sich über größere geografische Flächen erstrecken, die cloudbasierte Zutrittslösung Skyra vorgestellt. Zylinder und Schlüssel sind batterielos und für den Einsatz in rauer Umgebung ausgelegt. Mechanische Schlösser können umgerüstet werden, indem der Kern des Schließzylinders durch einen in den Abmessungen genau gleichen Teil ersetzt wird, der die Elektronik enthält.
Südmetall (suedmetall.com ) präsentierte als Weltneuheit ein über die Falle selbstverriegelndes elektronisches Schloss, dessen Stromversorgung induktiv über das Schließblech im Türstock erfolgt. Dadurch ist keine Verkabelung in die Tür hinein erforderlich.
Das Unternehmen Elock-2-Sicherheitstechnik (elock2.de ) bietet ein alarmgesichertes elektronisches Schloss für einen Notausgang sowie ein Automatikschloss mit Panik- und Amokfunktion an. Durch Drücken eines Knopfes auf der Innenseite der Tür, etwa der eines Klassenzimmers, kann diese Tür von außen nur mehr mit einem speziellen elektronischen Schlüssel geöffnet werden. Der Knopf ist mit einer Klappe abgedeckt und durch einen Aufkleber gekennzeichnet. Missbräuche liegen, wie am Stand zu erfahren war, zahlenmäßig etwa im Bereich des mutwilligen Auslösens von Brandmeldern, sind also eher gering.

Idemia-Zutrittskontrollsystem; kabelloses Videosicherheitssystem von Reconeyez für den Innen- und Außenbereich
Idemia-Zutrittskontrollsystem; kabelloses Videosicherheitssystem von Reconeyez für den Innen- und Außenbereich © Kurt Hickisch

Sicherheitsprodukte.

Am Stand der Gesellschaft für Sicherheitstechnik – GfS (gfs-online.de ) wurde das Problem aufgezeigt, dass das Überwinden der Sicherung von Fluchttüren im Notfall bei manchen Fabrikaten eine zweihändige Bedienung, etwa durch zusätzliches Umlegen eines Hebels, erfordert. GfS stellte Lösungen vor, die das Öffnen der Fluchttür durch einfaches Betätigen des Türdrückers/der Panikstange ermöglichen.
Eine Neuentwicklung ist das druckbetankte Sicherheitssystem Drussy der Drussy PRS-Tec GmbH (drussy.de ), das am Beispiel eines Fahrrad-Bügelschlosses vorgeführt wurde. Der Bügel des Schlosses besteht aus einem Rohr, das mit einem unter Druck stehenden Gas gefüllt ist. Dem Gas sind ein Farbstoff, ein übelriechender Geruchsstoff und eine DNA-ähnliche Substanz beigemengt. Durch Warnhinweise wird auf die Sicherung aufmerksam gemacht. Wird versucht, den Bügel zu durchtrennen, treten diese Inhaltsstoffe aus, färben Fahrrad und Täter gleichermaßen ein, wobei diesem ein langanhaltender intensiver Geruch nach Fisch sowie die Markierungssubstanz anhaften. Durch die Farbmarkierung ist das Fahrrad zumindest nicht auf die Schnelle an Hehler veräußerbar. Das System kann im Prinzip auf röhrenförmig gestaltete Gitterelemente ausgedehnt werden.
Die Firma Heydebreck (heydebreck.com ) stellt Rollläden her, die der Widerstandsklasse RC 3 (Angriff mit einem Geißfuß) entsprechen. Selbst wenn die im Unterteil des Rahmens einrastende Sicherung überwunden werden sollte, wird durch das geringe Spiel der Lamellen untereinander ein weiteres Hochheben verhindert. Durch die Füllung der Stahlelemente mit Kunstharz nützen sich Schleifscheiben rasch ab, sodass mit Einschränkungen auch eine Widerstandsfähigkeit nach RC4 gegeben ist.
Bei Morphowave von Idemia (idemia.com ) genügt zur Verifikation einer Zutrittsberechtigung, die Finger einer Hand durch den Leser zu bewegen, Das Unternehmen bietet auch eine Zutrittskontrolle durch Gesichtserkennung an.
Beim Zutrittskontrollsystem von Suprema (supremainc.com ) sind Finger­scan und Gesichtserkennung in einem Gerät kombiniert. Damit kann auch eine Arbeitszeiterfassung verbunden werden.
Die lettische Firma Reconeyez präsentierte ein kabelloses Videosicherheitssystem für den Innen- und Außenbereich. Tag- und Nachtkameras nehmen während einer Detektion Bilder/Clips auf, die über Mobilfunk zu einer Cloud-Plattform weitergeleitet werden. Auf dieser erfolgt eine KI-gestützte Analyse und Filterung nach zuvor festgelegten Kriterien (Personen, Fahrzeuge, Tiere). Als Alarm wird nur weitergeleitet, was den Kriterien entspricht.
Ein ähnliches, sich auf KI stützendes System zum Ausblenden nicht relevanter Geschehnisse wird auch bei Videoüberwachungsanlagen des dänischen Unternehmens Milestone (milestone.dk ) eingesetzt sowie, bei Luftbildaufnahmen durch ein autonomes Drohnensystem, von Arrowtec (arrowtec.de ). Die Drohnen können autonom den Perimeter abfliegen, aber auch zur Überprüfung von Alarmmeldungen eingesetzt werden oder mit einer Thermalkamera frühzeitig Brände erkennen.
Bei der Objektverwaltung der Ecos-Systems-GmbH (ecos-systems.com ) werden, beispielsweise bei der Entnahme von Fahrzeugschlüsseln, Daten zu dem entsprechenden Fahrzeug mitgeliefert, etwa über den Füllstand des Tanks oder Wartungen. Bei der Entnahme von Schusswaffen wird die komplette Historie über bisherige Entnahmen bzw. Rückgaben aufgelistet. Bei der Einlagerung von Verbrauchsgütern wird das Gewicht vor bzw. nach der Entnahme aus dem Fach und damit die verbrauchte Menge angezeigt
Die Firma Datenmühle (datenmuehle.de ) bietet die datenschutzkonforme Vernichtung von Akten an und stellt dafür, neben einer im Einzelfall erfolgenden Schredderung der Datenträger an Ort und Stelle, für eine regelmäßige Entsorgung bis auf die Einwurfsöffnung verschlossene, von außen nicht einsehbare Sicherheitscontainer zur Verfügung. Mit der Neuentwicklung einer Füllstandsanzeige können die Abholtermine optimiert werden.
Swissbit (swissbit.com ) bietet mit dem i-Shield-Key Pro in Form eines Dongles mit USB-Anschluss eine hardwarebasierte Authentifizierungsmöglichkeit für die Benutzung von IT-Systemen an. Das System muss auf 2-Faktor-Authentifizierung umgestellt werden, wobei der Dongle den zweiten Faktor bildet. Allein schon durch die fortlaufende Seriennummer unterscheiden sich die Dongles voneinander, wozu noch zusätzliche Features kommen.

Rund 2.500 Besucher wurden bei der Messe gezählt. Die nächste Sicherheits-Expo wird am 26. und 27. Juni 2024 wiederum in München stattfinden.

Kurt Hickisch

sicherheitsexpo.de


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 9-10/2023

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