Suchtmittelbericht 2022

Mehr Vergehen, weniger Verbrechen

Die Polizei registrierte 2022 eine leichte Zunahme der Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz. Cannabisprodukte dominieren nach wie vor den Drogenmarkt, vermehrt sichergestellt wurde auch Kokain.

Die Zahl der Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz ist 2022 im Vergleich zu 2021 um rund 0,3 Prozent auf 34.928 gestiegen (2021: 34.837). Bei den Vergehen, also jenen, die eine Strafe von bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe vorsehen, wurde eine Steigerung von 443 Fällen im Vergleich zum Vorjahr festgestellt (2021: 31.623, 2022: 32.066). Bei Verbrechen wurde ein Rückgang der Zahl um elf Prozent verzeichnet (2021: 3.214, 2022: 2.862). Der Anstieg ist unter anderem auf Ermittlungen in der schweren Suchtmittelkriminalität zurückzuführen, die im Vorjahr begonnen oder seit 2021 geführt wurden und wegen ihres Umfangs noch weiterhin andauern.

Cannabisprodukte auf Platz 1.

Cannabisprodukte sind die am meisten konsumierten illegalen Suchtmittel
Cannabisprodukte sind die am meisten konsumierten
illegalen Suchtmittel © Nokturnal - stock.adobe.com

Wenngleich eine Abnahme der Zahl der Sicherstellungen von Cannabisprodukten seit 2020 bemerkt wurde, dominieren diese nach wie vor den österreichischen Drogenmarkt.
2022 stellte die österreichische Polizei 1,8 Tonnen Cannabisprodukte sicher (2021: 2,1 Tonnen). Im Berichtsjahr wurde ein Rückgang bei der Zahl an Cannabisplantagen festgestellt: 2022 waren es 722 (2021: 1.028). Weiters wurden rund 119 kg Kokain, 102 Kg Heroin, 21.000 Stück Ecstasy-Tabletten (XTC), 29 kg Amphetamin, 9,7 kg Methamphetamin und 419 kg Khat sichergestellt.
Die Zunahme an Kokainsicherstellungen ist nicht nur in Österreich, sondern in Gesamteuropa erkennbar, wie auch der Europol-Bericht „Serious Crime and Threat Assesment“ (SOCTA) für 2022 unterstreicht und dies auf einen Höchststand der weltweiten Kokainproduktion zurückführt.

Tatverdächtige.

Die größte Gruppe der Tatverdächtigen bilden die 25- bis 39-Jährigen (2022: 13.021). Bei den unter 18-Jährigen wurde im Vergleich mit 2021 ein leichter Zuwachs der Zahl an Anzeigen (+ 1,8 %) registriert. Am häufigsten wurden 2022 Personen aus Serbien angezeigt, gefolgt von Afghanistan und Deutschland.

Drogenopfer.

Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) setzt sich in ihren jährlich erscheinenden Berichten: „Bericht zur Drogensituation“ und „Epidemiologiebericht Sucht“ mit dem Missbrauch von illegalen Substanzen und den damit im Zusammenhang stehenden Todesfällen in Österreich auseinander.
Laut „Epidemiologiebericht Sucht 2022“ kam es 2021 zu 235 drogenbezogenen Todesfällen – ein leichter Anstieg im Vergleich mit 2020. In 188 Obduktionsbefunden wurde eine tödliche Überdosis bestätigt. In 85 Prozent der Fälle waren die Todesopfer männlich, das Durchschnittsalter lag bei 34 Jahren. Die meisten drogenbezogenen Todesfälle sind auf Mischintoxikationen zurückzuführen, wobei Opioide am häufigsten vorkamen.

Online-Suchtmittelhandel.

2022 wurden von den deutschen Behörden Sendungen mit rund 45 Kilogramm Suchtmittel mit Empfangsadressen in Österreich sichergestellt. Der Ursprung dieser Postsendungen war hauptsächlich in den Niederlanden, wobei die Täter großteils mit den Sendungen über die Grenze nach Deutschland oder Belgien fuhren, um diese dort zu versenden, da sie so Kontrollen umgehen und die Herkunft verschleiern.
Auch in Österreich finden Schwerpunktaktionen wie in Deutschland statt: Von Jänner 2016 bis Ende 2022 wurden 17.000 Postsendungen sichergestellt, mit 2.000 kg Suchtmitteln, neuen psychoaktive Substanzen und anderen psychotropen Stoffe, 122.000 Stück XCT-Tabletten sowie 1.061 kg Khat werden. Das Referat im Bundeskriminalamt zur Bekämpfung des Versands von Suchtmitteln via Darknet und Post führt unter anderem schwerpunktmäßige Ermittlungen gegen Suchtmittelverkäufer in Österreich durch und koordiniert österreichweite Maßnahmen gegen Abnehmerinnen und Abnehmer.
So gelang es den Ermittlerinnen und Ermittlern 2022 eine Tätergruppe auszuforschen, die über den Postweg Suchtmittel aus Spanien importierte und diese in Österreich zu suchtgifthaltigen Süßigkeiten weiterverarbeitete und anschließend über das Darknet verkaufte. 178 Kilogramm Suchtmittel und rund 10.000 Stück der hergestellten Süßigkeiten konnten letztendlich von der Polizei sichergestellt werden.

Romana Tofan


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2023

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