Katastrophenschutzübung Formatex 23

Krisen gemeinsam bewältigen

Bei der internationalen Katastrophenschutzübung „Formatex 23“ vom 14. bis 16. September 2023 in Oberösterreich stand die Bewältigung schwerer Unfälle im Fokus, ausgelöst durch Naturgefahren.

Übung Formatex 23: Aufgrund der Aktivierung des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union werden Katastrophenschutzteams in das betroffene Land entsandt und die nationalen Behörden unterstützt
Übung Formatex 23: Aufgrund der Aktivierung des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union werden Katastrophenschutzteams in das betroffene Land entsandt und die nationalen Behörden unterstützt © Formatex 23

Das Formatex-23-Szenario begann mit intensiven Regenfällen über einen Zeitraum von mehr als zehn Tagen im Bereich der Donau im Grenzgebiet zwischen Österreich und Deutschland. Die österreichischen Einsatzorganisationen und Katastrophenschutzbehörden waren mit dem Hochwassermanagement und der Katastrophenhilfe beschäftigt. Die Unwetter führten zur Überflutung von Industrie- und Hafengebieten entlang der Donau in Linz. Einer der Übungsschauplätze war der Ennshafen. Die Verseuchung der Gewässer mit gefährlichen Stoffen und die möglichen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt führten zu einer nahezu vollständigen Auslastung der Einsatzkräfte und Behörden vor Ort.

Die Bundesregierung bat daher um die Unterstützung der Europäischen Union durch die Aktivierung des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union (UCPM). Das Bundesministerium für Inneres (BMI), als nationale Kontaktstelle, hat den Unionsmechanismus der EU aktiviert und die hereinkommenden Einheiten aus den beteiligten Ländern unterstützt und koordiniert. Maßgeblich verantwortlich dafür waren Christian Krol und Siegfried Jachs vom Referat II/ORK/10/b (Krisensicherheit, Katastrophenhilfe und Bevölkerungsschutz) im BMI. Auch die Übungsvorbereitung wurde von Vertretern des BMI maßgeblich unterstützt. Referatsleiter Siegfried Jachs wies bei der Übung auf die Bedeutung des Unionsverfahrens für die internationale Katastrophenhilfe Österreichs, die aktive Rolle Österreichs im Unionsverfahrens und die Notwendigkeit hin, auch die Annahme von internationaler Hilfe zu üben.

Zum Übungsszenario gehörte die Kontamination von Gewässern mit gefährlichen Stoffen und deren Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt
Zum Übungsszenario gehörte die Kontamination von
Gewässern mit gefährlichen Stoffen und deren Auswirkung
auf Gesundheit und Umwelt © Formatex 23

Katastrophen kennen keine Grenzen und Hilfsmaßnahmen erfordern koordinierte Anstrengungen auf europäischer Ebene, um eine wirksame Hilfe zu gewährleisten und Doppelgleisigkeiten in den betroffenen Gebieten zu vermeiden. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat die Europäische Union 2001 das Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union eingerichtet. Auf Ersuchen des von einer Katastrophe betroffenen Landes wird der UCPM aktiviert, um die Entsendung von Katastrophenschutzteams in das betroffene Land zu koordinieren und die nationalen Behörden zu unterstützen. Zusätzlich zu den österreichischen Katastrophenschutzorganisationen nahmen an der Übung „Formatex 23“ internationale Teams aus Estland, Frankreich, Deutschland, Lettland, Litauen, Rumänien und den Niederlanden teil, mit mehr als 300 Übungsteilnehmern, über 20 Organisationen, einem Katastrophenschutzteam der Europäischen Union sowie hochrangigen Besuchern, Beobachtern und Evaluatoren.

Die Katastrophenschutzübung zielte darauf ab, die internationale Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Naturgefahren, die zu technologischen Unfällen führen (NATECH), im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Union zu verbessern
Die Katastrophenschutzübung zielte darauf ab, die internationale Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Naturgefahren, die zu technologischen Unfällen führen (NATECH), im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Union zu verbessern © Formatex 23

Die Übung zielte darauf ab, die internationale Zusammenarbeit bei der Bewältigung von Naturkatastrophen, die zu technologischen Unfällen führen (NATECH), im Katastrophenschutzverfahren der Union zu verbessern. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Bewältigung von Katastrophen mit den Schwerpunkten Überschwemmungen, chemisch-biologisch-radiologisch-nukleare Unfälle (CBRN) und Umweltverschmutzung. Die Übung fand an verschiedenen Orten rund um Linz statt.
Dieses zweijährige Projekt wird vom Oberösterreichischen Landesfeuerwehrverband geleitet und von der Generaldirektion für den Europäischen Zivilschutz und für humanitäre Hilfe im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union (UCPM) finanziert.
Die Übung „Formatex 23“ zeigte, wie entscheidend die Anwendung von Katastrophenhilfsmechanismen auf internationaler Ebene ist. Die Freisetzung gefährlicher Stoffe in der Donau – dem zweitlängsten Fluss Europas – kann sich im schlimmsten Fall auf bis zu zehn europäische Länder auswirken. Durch die Erprobung der Aktivierung und Durchführung des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union haben die für Zivil- und Katastrophenschutz zuständigen Einsatzkräfte der Länder die Möglichkeit zu trainieren, wie sie in Krisenzeiten zusammenarbeiten können. Die Abhaltung solcher grenzüberschreitenden Übungen trägt dazu bei, dass die europäischen Einsatzkräfte in der Lage sind, mit Katastrophen umzugehen und die Bevölkerung zu unterstützen. „Durch die gezielte Zusammenarbeit werden die verschiedenen EU-Module kennengelernt und die gegenseitige Akzeptanz wird geschärft“, sagt Formatex-23-Übungsleiter Gottfried Kerschbaummayr, Leiter der oberösterreichischen Landesfeuerwehrschule.
„Das Thema unserer Übung ist von höchster Aktualität und Relevanz: Ein extremes Hochwasser, das Industrie, Menschen und die Natur rund um den Wirtschaftsstandort Linz akut gefährdet. Dies ist eine Herausforderung, der sich nicht nur wir, sondern viele andere Regionen weltweit zunehmend stellen müssen. In einer Zeit, in der Naturkatastrophen immer extremer auftreten, wird die internationale Zusammenarbeit zunehmend unverzichtbar. Als Einsatzorganisation ist es unsere Pflicht, für derartige Ereignisse gut vorbereitet zu sein und effizient darauf zu reagieren. Dabei kommt der wirksamen Zusammenarbeit mit internationalen Einsatzkräften eine entscheidende Bedeutung zu – und genau darauf liegt der Fokus dieser Übung“, sagt Robert Mayer, Präsident des österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes und Landesfeuerwehrkommandant von Oberösterreich.

Zivilschutz

Mehr Geld für Helfer

Nach Unwettern und anderen Katas­trophen ist das Zusammenspiel von Einsatzkräften, Rettungsorganisationen und Zivilschutz unverzichtbar. Die Bundesregierung beschloss am 6. September 2023, dass den Rettungsorganisationen jährlich 20 Millionen Euro für Investitionen zur Verfügung stehen sollen. Kärnten, die Steiermark und Tirol wurden im Sommer 2023 Schauplatz heftiger Unwetter. Die Situation in diesen Bundesländern zeigt, wie wichtig die professionelle Ausrüstung von Rettungsorganisationen in Katastrophenfällen ist. Ab 2024 werden über Zweckzuschüsse an die Bundesländer je 18 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung gestellt. Diese fließen in Investitionen für Einsatzfahrzeuge, Einsatzmittel und Ausrüstungen der anerkannten Rettungsorganisationen. Zwei Millionen Euro werden in die bundesweit agierenden Dachverbände der Rettungsorganisationen investiert, um die bundesländerübergreifende Arbeit zu stärken. Weitere zwei Millionen sollen dem Zivilschutzverband und somit der Eigenvorsorge der Bevölkerung zu Gute kommen. In Summe werden bis 2028 110 Millionen Euro in österreichische Rettungsorganisationen und den Zivilschutz investiert. Dann soll das Gesetz evaluiert werden. Die Abwicklung erfolgt Großteils über die Bundesländer. Durch eine Verwendungsrichtlinie wird die Vereinheitlichung der zusätzlich angeschafften Ausstattung sichergestellt, damit die Ausrüstungen in den Bundesländern im Krisen- und Katastrophenfall möglichst kompatibel sind.

Innenministerium

Hilfe für Libyen

Nach dem Bruch zweier Staudämme in der Stadt Darna in Libyen leistet das österreichische Innenministerium im Rahmen der internationalen Katastrophenhilfe Unterstützung für die Betroffenen vor Ort. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz, dem Arbeiter-Samariterbund sowie aus eigenen Beständen des Innenminis­teriums bzw. der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen wurde ein Hilfspaket im Wert von etwa 100.000 Euro bereitgestellt. Bei den Hilfsgütern handelt es sich um 100 Familienzelte, 800 Feldbetten, 2.400 Decken und 2.112 Hygienepakete, von denen eines den Monatsbedarf einer fünfköpfigen Familie abdeckt.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 11-12/2023

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