Gedenkstätten für Exekutivbeamte (22)

Gendarmenmorde in Kindberg

Im Dezember 1978 erschoss ein gesuchter Krimineller in Kindberg zwei Gendarmeriebeamte. Ein Gedenkstein beim Tatort erinnert an die beiden Mordopfer.

Gedenkstein für die ermordeten Gendarmen Johann Stauber und Johann Müllner in Kindberg
Gedenkstein für die ermordeten
Gendarmen Johann Stauber und Johann
Müllner in Kindberg © Werner Sabitzer

Gendarmen des Postens Kindberg in der Steiermark erhielten am 30. Dezember 1978 einen Hinweis, dass sich in einem kleinen Bauernhaus am Herzogberg in Kindberg ein Betrüger aufhalten solle. Er solle vorbestraft sein und Schusswaffen besitzen. Die Gendarmen stellten fest, dass im bezeichneten Haus ein Mieter wohnte, der sich als „Anton Bilina“ ausgab und als Maronibrater im Zentrum Kindbergs arbeitete. Der Hinweis kam von einem konkurrierenden Maronibrater. Die Exekutivbeamten beschlossen, den Mann im Bauernhaus aufzusuchen, um ihn zu den Betrugsvorwürfen zu befragen.
Der 54-jährige Postenkommandant Johann Stauber, sein Stellvertreter Jakob Eggenreich sowie die eingeteilten Gendarmen Johann Müllner, Konrad Steringer und Franz Steiner fuhren gegen 15 Uhr zum Bauernhaus. Der 24-jährige Johann Müllner hatte an diesem Tag dienstfrei und besuchte den Gendarmerieposten, um seinen Kollegen zum neuen Jahr Glück zu wünschen. Er stellte sich in den Dienst und begleitete seine Kollegen zum Bauerhaus am Herzogberg.
Während zwei Gendarmen vor dem Haus Aufstellung nahmen, betraten Stauber, Eggenreich und Müllner das Gebäude – ohne die Dienstpistolen im Anschlag. In einem Wohnraum lag ein Mann in Unterhosen auf einem Bett und sah fern. Als Eggenreich an der Wand ein Gewehr sah, nahm er es ab und wollte es aus dem Raum bringen. In diesem Moment griff der Mieter in die Tischlade, entnahm eine Faustfeuerwaffe und schoss aus kurzer Distanz auf die drei Gendarmen. Eggenreich wurde durch Schüsse lebensgefährlich verletzt, konnte aber durch die Hintertür flüchten. Vor dem Haus brach er zusammen. Stauber und Müllner wurden durch je zwei Schüsse in den Oberkörper getroffen. Als die beiden Gendarmen auf dem Boden lagen, schoss der Gewalttäter ihnen in den Hinterkopf. Was die Gendarmen nicht wussten: Der Täter hieß in Wirklichkeit Rupert Trojacek. Er hatte einen gefälschten Führerschein auf den Namen „Anton Bilina“ und unter diesem Namen das Bauernhaus gemietet. Dort wohnte er mit seinem Vater und seiner Lebensgefährtin.

Mord in München.

Tatort: Bauernhaus am Herzogberg in Kindberg
Tatort: Bauernhaus am Herzogberg in Kindberg © Werner
Sabitzer

1977 war Rupert Trojacek in München an einem Tötungsdelikt beteiligt. Mit zwei Komplizen hatte er einen Mann niedergeschlagen und das Opfer in einen Fluss geworfen. Die bayrischen Ermittler konnten die Täter nicht ausforschen. Als die Gendarmen Trojacek ein Jahr nach der Bluttat aufsuchten, glaubte Trojacek, sie würden ihn wegen des Mordes in München verhaften. Er legte den toten Johann Müllner vor die Haustür und verschanzte sich im Gebäude. Als ein Rettungswagen sich dem Haus näherte, schoss der Mörder mit einer Winchester und einem Schrotgewehr aus dem Giebelfenster. Der Rettungswagen wurde von über 50 Projektilen getroffen. Ein Sanitäter wurde durch Splitter im Gesicht verletzt.
Beim Schusswechsel wurde Rupert Trojacek in die Schulter getroffen. Nachdem Verstärkung der Gendarmerie eingetroffen war, ergab er sich. Als er auf einer Trage zum Rettungswagen gebracht wurde, machte ihm ein Kriminalbeamter Vorwürfe. Als Reaktion bespuckte Trojacek den Ermittler. Aber kurz darauf ersuchte der Täter den Kriminalbeamten, er möge im Rettungsauto mitfahren. Während der Fahrt ins Krankenhaus gestand Trojacek dem Kriminalbeamten den Mord in München.

Tod in der Zelle.

Die Verhandlung vor dem Geschworenengericht dauerte nur einen Nachmittag. Der Angeklagte Rupert Trojacek wurde wegen zweifachen Mordes und Mordversuchs zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Einige Jahre später erhängte er sich in seiner Zelle.

Gedenkstein.

Im Jahr 2003 wurde 70 Meter vom Tatort in Herzogberg entfernt am Wegrand ein Naturstein mit einer Metalltafel aufgestellt. Die Inschrift lautet: „Im Gedenken / an die am 30.12.1978 / unweit von hier in Erfüllung ihrer / Pflicht ums Leben gekommenen / Gendarmen / GrInsp. Johann STAUBER / und / Insp. Johann MÜLLNER“.

Werner Sabitzer


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2024

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