Fachkonferenz

Gefahren und Risiken erkennen

Bei der „Fachkonferenz Unternehmenssicherheit und Personenschutz“ in der Burg Deutschlandsberg sprachen Expertinnen und Experten u. a. über die Themen Profiling, Drohnen, Propaganda, Bandenkriminalität und Krisenkommunikation.

Vortragende bei der Fachkonferenz: Herbert Unger, David Zieger, Bernhard Otupal, Markus Schimpl, Michael Fleischhacker, Peter Andress; Demonstration der Erstversorgung bei Stich- und Schussverletzungen
Vortragende bei der Fachkonferenz: Herbert Unger, David Zieger, Bernhard Otupal, Markus Schimpl, Michael Fleischhacker, Peter Andress; Demonstration der Erstversorgung bei Stich- und Schussverletzungen © Cloesprotection.at

Ziel dieser jährlichen Veranstaltung ist neben Wissenserweiterung der Auf- und Ausbau der Netzwerke in dieser Community. Inhaltliches Ziel ist das vorzeitige Erkennen von Gefahren und Risiken. Es sollen die höchstmöglichen Sicherheitsstandards nach Etablierung der Maßnahmen erreicht und mit professionellem Security-Management-Training sowie Controlling und Active Monitoring erhalten und erweitert werden. Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland gaben ihr Wissen in der Veranstaltung vom 12. bis 13. September 2023 mit Praxisbeispielen weiter.

Profiling-Expertin Susana Caballero gab als frühere Intelligence-Beamtin und danach Mitarbeiterin einer sicherheitsbezogenen Analyseeinheit der Vereinten Nationen ihr Wissen im Bereich Profiling weiter. Anhand von praktischen Beispielen, beginnend mit „Jack the Ripper“ und aktuellen Fällen trug sie die Grundregeln von gutem Täter-Profiling vor.

Datenschutz.

Herbert Unger, Bundesministerium für Landesverteidigung, Datenschutzbeauftragter und Journalist in den Bereichen Big Data, IKT-Sicherheit und Datenschutz, sprach über die Konsequenzen der ständig anwachsenden Datensammlung und deren Auswertung für jeden Bürger. Er gab einen Ausblick auf die Technologieentwicklung der kommenden Jahre und die rechtlichen und sozialen Auswirkungen auf jeden Einzelnen und der Gesellschaft.

Bandenkriminalität.

Der Experte für Analyse von territorialen Banden und organisierter Kriminalität Berndt Grabner sprach in seinem Beitrag „Intelligence Based Security-Risk-Assessment“ über die Analyse von aktuellen Bombenanschlägen und Ermittlungen im Bandenmilieu, was man daraus lernen konnte und welche Konsequenzen gezogen werden sollten.

Alarm- und Notfallprozesse.

Peter Endress von der Firma EVALARM referierte über den Einsatz von Digitalisierung der Alarm- und Notfallprozesse. Wie stellt ein Konzern seine Unternehmenssicherheit in Zeiten auf, in denen eine Krise auf die nächste folgt? In dem Vortrag präsentierte er Brand- und Einbruchmeldeanlagen, Gebäudeleittechnik, Produktionsanlagen, Kamerasysteme und integrierte digitale Wächterkontrollsysteme. Weiters zeigte er Möglichkeiten auf, Betriebe bestmöglich vor bestehenden und kommenden Herausforderungen zu sichern.

Krisenkommunikation.

Journalist Michael Fleischhacker unterrichtete die Teilnehmer über den Umgang mit Journalisten als Teil jeder Sicherheitsstrategie. Mit Hilfe des Grundgerüstes der „7 W-Fragen“ präsentierte er Präventions- und Krisenkommunikation und deren Nachbearbeitung.

Sicherheitsfaktor Mensch.

Bernhard Otupal: „Zu den Unsicherheitsfaktoren in der IT-Sicherheit zählt oft Fehlverhalten von Mitarbeitern.“
Bernhard Otupal: „Zu den Unsicherheits-
faktoren in der IT-Sicherheit zählt oft
Fehlverhalten von Mitarbeitern.“
© Cloesprotection.at

Der ehemalige Interpol Bereichsleiter Bernhard Otupal, ein Sicherheitsexperte beim österreichischen IT-Sicherheitsunternehmen RISE und früherer Kriminalist in den Bereichen IT-Kriminalität, CSAM, Terrorismusbekämpfung und technisch-wissenschaftlicher Polizeiarbeit sprach über den menschlichen „Unsicherheitsfaktor“ im Sicherheitssystem mit Schwerpunkt auf sensible Computersysteme. Er beschrieb den Kreislauf von Strategien von der Analyse des Ist-Zustandes über die praktische Umsetzung und Evaluierung bis hin zur laufenden Prüfung von Sicherheitssystemen. Otupal legte seinen Schwerpunkt auf mögliches Fehlverhalten von Mitarbeitern und externen Dienstleistern.

Drohnen.

In einer Außendemonstration zeigte David Ziegler, Geschäftsführer der SPS-West – Artus Security Systems, als Vertriebspartner für Atlas UAS, wie Drohnen in Sicherheitssysteme eingebunden werden können. Er beschrieb deren Nutzung zur Informationsgewinnung. Weiters sprach er über effektive Abwehr und Schutz vor Drohnen. In einer rechtlichen Zusammenfassung unterrichtete er das Publikum über die derzeitige Lage in Österreich.

Blockchain.

Der Gründer von A/Q Forensics und Intelligence Spezialist in den Bereichen HUMINT, OSINT und SOCMINT, Albert Quehenberger, sprach unter dem Titel „Wie die Blockchain bei der Strafverfolgung hilft“. Er hob die Bedeutung von Aufklärung, Technologie und präventiven Maßnahmen hervor, um eine starke Verteidigung gegen digitale Bedrohungen aufzubauen. Ein zentraler Schwerpunkt der Präsentation war die Untersuchung des sogenannten „Pig-Butcherings“, einer weitverbreiteten Form von Online-Betrug.

Propaganda.

Markus Schimpl, der Organisator dieser Fachkonferenz, Sachbuchautor, Sicherheitsberater und Personenschutzexperte, sprach über Propaganda als Versuch der gezielten Beeinflussung des Denkens, Handelns und Fühlens von Menschen. Er deckte dabei die Bereiche Wirtschaft, Religion und Politik ebenso ab, wie Public Diplomacy, eine Methode, mit der die Bevölkerung eines anderen Staates erreicht werden soll. Schwerpunkt in diesem Vortrag war die Erkennung von Propaganda durch Hausverstand kombiniert mit verlässlichen Informationen.

Erstversorgung bei Stich- und Schussverletzungen.

Georg Prattes, Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notarzt und Gründer von „Patientensicherheit.at“ und seine Kollegen sprachen über „Wundbild und Erstversorgung bei Stich- und Schussverletzungen“. Anhand der ABCDE-Methode, einer Strategie zur Untersuchung und Versorgung kritisch kranker oder verletzter Personen auf der Basis einer Prioritätenliste, und dem Einsatz von Teamwork, Aufgabenmanagement, Situationsbewusstsein und Entscheidungsfindung präsentierten sie die erforderlichen Erstmaßnahmen und die Einleitung der Rettungskette – auch in Krisensituationen.
Im Vortrag wurde simuliert, wie ein „Attentäter“ den vortragenden Arzt „niederschoss“. Neben einem Verhaltenstest der Konferenzteilnehmer in einer Schocksituation wurde das Opfer gegen eine hochtechnische medizinische Puppe ersetzt, an der die erforderlichen Maßnahmen in solchen Situationen mit Anleitung gezeigt wurden.

Die nächste Fachkonferenz „Unternehmenssicherheit und Personenschutz“ wird zum Thema „Schutz kritische Infrastruktur“ am 9. und 10. April 2024 wieder in der Burg Deutschlandsberg stattfinden.

Infos:www.closeprotection.at .

B. O.


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2024

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