Katastrophenforschung

Mobiles Forschungslabor

Bei der Fachtagung Katastrophenforschung des Disaster-Competence-Network-Austria (DCNA) wurde ein mobiles Forschungslabor vorgestellt. Es soll u. a. in Katastrophen- und Risikogebieten eingesetzt werden.

Wie können Wissenschaft und Praxis im Katastrophenschutz am besten zusammenarbeiten? Diese Frage stand bei der Fachtagung Katastrophenforschung des Disaster Competence Network Austria (DCNA) an der Montanuniversität Leoben am 11. und 12. September 2023 im Fokus.

Präsentation des mobilen Forschungslabors: Es soll in Katastrophen- und Risikogebieten, bei Übungen und Forschungsprojekten eingesetzt werden
Präsentation des mobilen Forschungslabors: Es soll in
Katastrophen- und Risikogebieten, bei Übungen und
Forschungsprojekten eingesetzt werden © Foto Freisinger

Die Fachtagung versammelte rund 130 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft sowie von Behörden, Einsatzorganisationen und der Wirtschaft, mit dabei war auch Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. In 30 Präsentationen und zwei Podiumsdiskussionen wurden die neuesten Erkenntnisse und Herausforderungen diskutiert und Projekte in der Sicherheits- und Katastrophenforschung vorgestellt – mit dem Ziel, Ergebnisse daraus umzusetzen.

Zusammenarbeit.

Wolfgang Nicham, Leiter der Abteilung II/ORK/10 (Krisenmanagement, Lageinformation und Leitstellenangelegenheiten) im Bundesministerium für Inneres hält diesen direkten Austausch von Wissenschaft und Praxis im Katas­trophenmanagement für enorm wichtig: „Die präsentierten Forschungsergebnisse zeigen deutlich, wie weit wir im Bereich der Katastrophenforschung gekommen sind. Die Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Praxis ist unerlässlich, um innovative Lösungen zu entwickeln. Diese Erkenntnisse ermöglichen es uns, flexibler auf Katastrophen zu reagieren und unsere Gesellschaft besser zu schützen.“ Die vorgestellten Forschungsergebnisse seien entscheidend, um die Gesellschaft weniger anfällig zu machen und um gegen Katastrophen vorzusorgen bzw. sie zu verhindern.

Mobiles Forschungslabor.

Das mobile Forschungslabor ermöglicht die Überwachung von Hangrutschungen in Siedlungsgebieten
Das mobile Forschungslabor ermöglicht die Überwachung
von Hangrutschungen in Siedlungsgebieten © Paylessimages
- stock.adobe.com

Unter anderem wurde ein mobiles Forschungslabor vorgestellt, bei dessen Entwicklung die Technische Universität Graz (TU Graz) und die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) zusammenarbeiteten, um Expertenwissen im Katastrophenfall effektiver nutzbar zu machen.
Das Labor soll als Schlüsselwerkzeug zur Vorbeugung und Bewältigung von Katastrophen sowie zur Minimierung von Risiken dienen. Es besteht aus einer Reihe aus hochtechnischer Mess-Sensorik, mit der es möglich ist, lokale Einflussgrößen auf Ereignisse festzustellen. Mit einem mobilen Wetterradar können zum Beispiel Langzeitmessreihen für besondere Gebiete durchgeführt werden.
Für den Transport der Mess- und Analysegeräte stehen ein Pick-up mit Anhänger sowie ein Laborbus zur Verfügung. Dieser verfügt über Bildschirmarbeitsplätze, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler energieautark und vor Witterung geschützt Auswertungen und Analysen anstellen können. Außerdem bietet das mobile Forschungslabor eine umfangreiche technische Ausstattung, die für effizientes Arbeiten im Feld unerlässlich ist. Hierzu zählt ein Roboter mit Kameras und Brandsensoren, der autonom navigieren kann, sowie eine Drohne mit Laserscanner und Kameras.

Die Anwendungsbereiche des mobilen Forschungslabors sind vielfältig: Es soll künftig direkt in Katastrophen- und Risikogebieten sowie bei Übungen und Forschungsprojekten zum Einsatz kommen. So ermöglicht es beispielsweise die Überwachung von Hangrutschungen in Siedlungsgebieten sowie die Einschätzung von Gefahren bei Bahn- und Autobahnstrecken.

Kooperationsplattform.

Das Disaster-Competence-Network- Austria (DCNA) wurde 2017 als Kooperationsplattform von der TU Graz und der Universität für Bodenkultur Wien ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen und so einen Beitrag zur Bewältigung von Katastrophen zu leisten. Dies erfolgt durch gemeinsame Forschungs- und Bildungsaktivitäten sowie die Bereitstellung von entscheidungsrelevanten Informationen im Katastrophenfall.

Anna Strohdorfer


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 1-2/2024

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