Anlagebetrug

Vermeintlich schnelle Gewinne

Schnelle und hohe Gewinne versprechen oft Werbeanzeigen von Online-Tradingplattformen. Diese werben zunehmend mit Prominenten. Doch das Angebot vom schnellen Geld kann sich als Betrug entpuppen.

Betrügerische Trading-Plattformen werden in Fake-Artikel beworben, die dann in sozialen Netzwerke verbreitet werden
Betrügerische Trading-Plattformen werden in Fake-Artikel beworben, die dann in sozialen Netzwerke verbreitet werden © TWatchlist Internet

Man stolpert immer wieder über Werbeanzeigen mit prominenten Gesichtern auf Trading-Plattformen, die schnelle und hohe Gewinne versprechen. Nach kurzer Recherche stellen sich diese Webseiten oft als betrügerisch heraus. Die Zahl der Fälle von Anlagebetrug (Cybertrading-Fraud) nahm in den vergangenen Jahren immer weiter zu, weshalb Investmentmöglichkeiten einer gründlichen Prüfung unterzogen werden müssen.

„Promi-Schmäh“.

Auf den Plattformen von unseriösen bzw. betrügerischen Anbietern oder in verlinkten Social-Media-Beiträgen wurde in den vergangenen Monaten vermehrt mit Personen des öffentlichen Lebens geworben. Sie hätten entweder selbst auf dieser Handelsplattform investiert oder eine bestimmte Trading-Software genutzt und dadurch hohe Gewinne erzielt. Doch in Wahrheit besteht weder zwischen den dargestellten Personen und den Plattformen eine Kooperation, noch wurde von den Prominenten über diese Plattformen investiert. „Personen, wie beispielsweise Bundeskanzler Karl Nehammer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, diverse ORF-Moderatoren oder österreichische Sänger werden ohne deren Zustimmung als Testimonials eingesetzt, um den vermeintlichen Finanzdienstleistern als Köder zu dienen. Es soll Vertrauen aufgebaut werden, denn wenn eine berühmte Person scheinbar in eine solche Anlage investiert hat und auch noch bewirbt, dann kann das ein gewisses Maß an Sicherheit vermitteln“, erklärt der Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt Manuel Scherscher. Die erfundenen Artikel, die auf Social Media angezeigt werden, berichten über angebliche TV-Auftritte und Interviews der Prominenten in bekannten TV-Formaten oder Medien, wie etwa Willkommen Österreich, Millionenshow oder Im Zentrum, ORF.at, Kronen Zeitung, in denen sie die Investitionsmöglichkeit bewerben und über ihre Erfolge berichten. Doch dahinter steckt ein Betrug.

Cybertrading Fraud.

Speziell in Zeiten von Niedrigzinsen sind viele Menschen auf der Suche nach lukrativen Investmentmöglichkeiten. Mit dem Versprechen, hohe Gewinne erzielen zu können, verleiten die Täter ihre Opfer geschickt zu einer Veranlagung von Geld, wobei das ursprünglich kleine Investment durch aufdringliche Interventionen oder subtile Einflussnahme seitens der Täter immer weiter aufgestockt werden soll. „Zu Beginn wird oft zu einem geringen Investment – meist 250 Euro – mit hohem Gewinnversprechen und gleichzeitig geringem Risiko geraten. Der gefälschte Depotauszug belegt dann den in Aussicht gestellten Gewinn, um die Opfer anschließend zu noch größeren Investitionen zu verleiten“, führt Scherscher aus.
Vereinzelt werden geringfügige Scheingewinne ausgezahlt, um Vertrauen zu erwecken und die Opfer zu weiteren Einzahlungen zu bewegen. „Sollten weitere Überweisungen verweigert werden oder das Opfer auf die Auszahlung der Scheingewinne bestehen, bricht der Kontakt mit den Plattformen ab und die Anleger warten vergeblich auf die Ausschüttung der angeblich erwirtschafteten Gewinne“, unterstreicht Scherscher. Mit der Begründung, Unterstützung beim Onlinehandel zu erhalten, drängen besonders dreiste Täter ihre Opfer sogar dazu, eine Software auf dem Computer zu installieren, der einen Remote-Zugriff auf das Gerät ermöglicht.

43 Bargeldüberweisungen in zehn Monaten.

Wie heimtückisch die Täter vorgehen, zeigt ein Fall aus der Steiermark: Eine 89-Jährige wurde 2023 Opfer eines Cybertrading-Frauds. Sie investierte zwischen Februar und Dezember 2023 eine sehr hohe Geldsumme in Kryptowährungen. Zu diesen Investitionen wurde sie aufgrund eines „Beratungsgespräches“ eines Mitarbeiters einer betrügerischen Investitionsplattform überredet. Die Täter überzeugten die Frau zudem, eine Software zu installieren, die ihnen einen Fernzugriff auf ihren Laptop ermöglichte. Zwischen Februar und Dezember 2023 wurden so insgesamt 43 Bargeldüberweisungen getätigt, bevor der Betrug aufflog und Anzeige erstattet wurde.

Anstieg der Zahl an Fällen.

Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) beobachtete 2023 einen Anstieg von 26,2 Prozent der Zahl an unerlaubt tätigen, angeblichen Finanzdienstleistern (2023: 106, 2022: 84). Auch das Bundeskriminalamt verzeichnete in den vergangenen Jahren einen Aufwärtstrend. „Durch die Digitalisierung und das Internet können die Täter mehr Menschen mit wenig Aufwand in kurzer Zeit erreichen. Je glaubhafter sie wirken, desto mehr fallen auf ihre Masche rein. Dadurch wachsen die Zahl der Opfer und die Schadenssummen kontinuierlich an. Dass sich die Täter zum überwiegenden Teil im Ausland befinden, erschwert zudem die Ermittlungen“, sagt Scherscher.

Wie kann ich mich schützen?

  • Das schnelle Geld und hohe Gewinnchancen gibt es auch im Internet nicht. Wenn Ihnen etwas „zu schön erscheint, um wahr zu sein“, ist es höchstwahrscheinlich ein Betrug.
  • Recherchieren Sie im Internet, ob es Warnungen oder Beschwerden zu diesen Plattformen oder Gesellschaften gibt, beispielsweise von Watchlist Internet.
  • Vergewissern Sie sich, dass im Falle von Trading- oder Handelsplattformen eine Konzession der FMA besteht, und prüfen Sie, ob bereits eine Warnung der FMA zu dieser Plattform oder den Betreibergesellschaften vorliegt.
  • Schauen Sie sich die Trading-Plattform genau an: Ist ein Impressum angegeben? Ist ein Verantwortlicher telefonisch erreichbar? Nimmt man sich Zeit, Ihnen das Geschäftsmodell zu erklären? Wenn diese Punkte nicht zutreffen, lassen Sie die Finger von dem Geschäft.
  • Lesen Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs). Sind diese schlüssig und seriös?
  • Wenn Sie nach der ersten Einzahlung sofort kontaktiert werden und nachdrücklich mehr Geld verlangt wird, zahlen Sie keinesfalls weitere Summen.
  • Wenn Sie bereits einen Schaden erlitten haben, erstatten Sie auf jeden Fall eine Anzeige bei der nächsten Polizeidienststelle. Sie brauchen sich nicht zu schämen – Ihre Mitarbeit kann für Ermittlungstätigkeiten hilfreich sein. Melden Sie den Sachverhalt auch der FMA.

Was mache ich im Schadensfall?

  • Machen Sie Screenshots von der Plattform und den Trading-Verläufen.
  • Wenn auf Ihren Computer zugegriffen wurde, unterbrechen Sie die Internetverbindung sofort und ändern Sie Ihre Passwörter und Zugangsdaten.
  • Wenden Sie sich an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige.

Romana Tofan

FMA

Anlagebetrug erkennen

„Smart & Simple“ – unter diesem Titel bietet die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) auf ihrer Website ein neues, digitales Informationsformat für Verbraucher an. In Erklärvideos erläutern Expertinnen und Experten der FMA Wissenswertes über aktuelle Finanzthemen. Das erste Video ist dem Thema „Anlagebetrug“ gewidmet und legt den Schwerpunkt darauf, wie sich Verbraucher davor mit einfachen Mitteln schützen können. Das Video zum Thema „Anlagebetrug“: www.fma.gv.at/finanzbetrueger-erkennen 


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2024

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