BMI Spitzensport

Comeback an die Spitze

Polizeispitzensportlerin Katrin Beierl gelang nach einem Schlaganfall im Sommer 2022 das Comeback im Bobsport. Sie erreichte mehrere Podestplätze und bereitet sich auf die Olympischen Spiele 2026 vor.

Bobrennfahrerin Katrin Beierl (re.) mit ihren Co-Pilotinnen Anna Schrenk in Lillehammer und Isabela Indruchova in Innsbruck
Bobrennfahrerin Katrin Beierl (re.) mit ihren Co-Pilotinnen Anna Schrenk in Lillehammer und Isabela Indruchova in Innsbruck © GEPA Pictures/Daniel Schoenherr

Die Polizistin Katrin Beierl (30) ist eine der besten Bob-Fahrerinnen in Europa und ein Aushängeschild des Polizeispitzensports. Sie stammt aus Himberg in Niederösterreich, lebt in Tirol und kommt aus einer Sportlerfamilie. Ursprünglich betrieb sie Leichtathletik, war Hürdenläuferin, ihr Vater war Militärweltmeister im Hammerwurf. Ihre Mutter war Weitspringerin und nahm an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul teil.

Katrin Beierl ging 2012 nach lnnsbruck, um Jus zu studieren. In Tirol startete sie mit dem Bobsport. lhre ers­te Bronze-Medaille gewann sie 2019 bei der EM. In der Saison 2020/21 wurde sie als erste Österreicherin Gesamtweltcupsiegerin im Zweierbob 2020/21. Die EM-Bronzemedaillen 2019 und 2021, der 4. Platz bei der WM 2019 und der 2. Platz beim Weltcup in Sigulda in Lettland zählen zu ihren bisher größten Erfolge. Am 1. September 2020 trat sie in die Polizei ein und durchläuft seither die Polizeigrundausbildung. Beierl ist Mitglied des Polizeispitzensportkaders. Sie ist Angehörige der Landespolizeidirektion Tirol. 2021 wurde sie zur besten Sportlerin des Spitzensportkaders der Polizei gewählt. Beierls Vater hat vor einigen Jahren den ASKÖ Bob- und Skeletonsportclub in Himberg gegründet, dessen Mitglied sie ist. In Österreich gibt es Bob-Landesverbände in Tirol und Niederösterreich.

Katrin Beierl ist seit 2020 Polizistin
Katrin Beierl ist seit 2020 Polizistin
© Privat

Im Urlaub in Peru im August 2022 erlitt Beierl in den Bergen einen Schlaganfall. „Ich habe zuerst gedacht, das ist ein starker Migräneanfall.“ Sie kämpfte sich zurück ins Tal und machte sich auf die Heimreise. „Das dauerte 40 Stunden.“ In Wien ging es sofort ins AKH. Katrin Beierl hatte Schwierigkeiten mit dem linken Auge. Die Sehschwäche ist beseitigt und der sportliche Erfolg ist auch zurück. Ihre Co-Pilotin und „Anschieberin“ Jennifer Onasanya ist schwanger geworden. „Bei einer Anschieberin kommt es darauf an, dass sie schnell und stark ist. Ein gutes Indiz dafür ist, wie gut man springen kann oder wenn man einfach schnell läuft“, erklärt Beierl die Voraussetzungen. Derzeit hat sie vier neue Teamkolleginnen, die mit ihr Zweierbob-Rennen bestreiten.

Zurück an die Spitze.

Den Schlaganfall sehe ich nicht mehr als Schicksalsschlag“, sagte Beierl. Sie triumphierte dreimal Ende 2023 beim Europacup in Lillehammer in Norwegen auf der alten Olympiabahn. Im Monobob ist sie Dritte geworden. Mit Co-Pilotin Anna Schenk gewann sie zwei Zweierbobrennen, mit Co-Pilotin Nicola Pichler, einer Polizistin, fuhr sie auf den zweiten Rang. Beim Weltcup in Igls landete die Polizeischülerin mit Co-Pilotin Isabel Indruchova auf Platz 14.
Das war Beierl zu wenig. Sie will wieder dorthin, wo sie war. Weiter geht es nun mit den Weltcups in St. Moritz, Lillehammer und der EM in Sigulda. „Die EM-Bahn dreht extrem, da hat es schon schwere Stürze gegeben“, sagt Beierl. Als Krönung steht die WM in Winterberg 2024 auf dem Programm. „Bis dahin will ich den Anschluss an die Weltspitze geschafft haben.“
Die größte Motivation ist und bleibt für Katrin Beierl Olympia 2026 in Italien: „Das ist der einzige Grund, warum ich das mache.“ Beierl bemitleidet sich nicht, „ich habe im Spital gesehen, wie schlecht es anderen geht“. Warum Spitzensportler ein Comeback so rasch schaffen können? „Wir haben immer ein Programm und Strukturen. Das ist extrem hilfreich.“

Wolfgang Wiederstein


Öffentliche Sicherheit, Ausgabe 3-4/2024

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